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Die Sprache des Christian Kern

Tipp von Redaktion
Christian Kern war österreichischer Bundeskanzler und seit Juni 2016 der Parteivorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ) - aktuell ist Pamela Rendi-Wagner Parteichefin der SPÖ. Er wurde am 4. Jänner 1966 in der österreichischen Bundeshauptstadt Wien geboren. Bevor sich Kern für eine politische Karriere entschied, war in verschiedenen Staatsunternehmen beschäftigt. So war er in den Jahren 2007 bis 2010 im Vorstand der Verbund AG und zwischen 2010 und 2016 der Vorsitzende der ÖBB-Holding AG. Christian Kern war jedoch schon immer politisch aktiv und gründete in jungen Jahren die "Alternative Liste Simmering", eine Liste für den 11. Wiener Gemeindebezirk, die als "Vorfeldorganisation der Grünen" anerkannt wurde. Es war aber ein Buch von Günther Nenning, welches Kern am Ende "zu einem richtigen Sozialdemokrat gemacht" hat.

Vom ÖBB-Manager zum Bundeskanzler

Christian Kern wurde schon Monate vor seiner tatsächlichen Bestellung als Nachfolger des Bundeskanzlers Werner Faymann gesehen. Doch nachdem Faymann am 9. Mai 2016 seinen Rücktritt verkündete, rückten Brigitte Ederer und Gerhard Zeiler in den Mittelpunkt. Im Hintergrund wurde jedoch an einem "Kanzler Kern" gearbeitet, der die Zustimmung von acht SPÖ-Landesorganisationen erhielt - nur die Wiener SPÖ stimmte gegen den ÖBB-Manager. Am 12. Mai 2016 wurde Christian Kern als Nachfolger des ehemaligen Kanzlers und Vorsitzenden Faymanns präsentiert. Die Bundesregierung "Faymann II" wurde zu "Kern I". Am 25. Juni 2016 fand zudem der außerordentliche Parteitag statt, an dem Kern mit 96,8 Prozent zum Parteivorsitzenden der SPÖ gewählt wurde.

Jeder Würstelstand und jedes Wiener Kaffeehaus muss mehr Steuern als ein globaler Konzern bezahlen

Christian Kern, der "Manager-Typ", weiß, wie er junge Leute ansprechen muss. Er trägt Slim-Fit-Anzüge, entscheidet sich oft für dunkle Sonnenbrillen und verzichtet auch hin und wieder auf Sakko und Krawatte, sodass er nur mit Stoffhose und Hemd unterwegs ist. Aber Kern überzeugt nicht nur optisch - er weiß auch, was die Österreicher von einem Sozialdemokraten hören wollen. "Jeder Würstelstand und jedes Wiener Kaffeehaus muss mehr Steuern als ein globaler Konzern bezahlen. Das kann und das darf nicht sein. Das, was die Iren, die Holländer oder auch die Malteser machen, das ist unsolidarisch gegenüber der europäischen Volkswirtschaft", so Kern auf die Tatsache, dass Amazon kaum Steuern bezahlen müsse. Anfang 2017 präsentierte Christian Kern "seinen Plan A für Österreich", der - aus heutiger Sicht - den Wahlkampf 2017 eröffnete. Schlussendlich sorgten Streitereien mit dem Koalitionspartner (Österreichische Volkspartei - ÖVP) und der Wechsel an der Spitze der ÖVP für ein vorzeitiges Ende der Regierung "Kern I". Folgt man den Umfragen, so wird Christian Kern jedoch nicht der Bundeskanzler bleiben - derzeit liegt die SPÖ auf Platz 3 und würde auf rund 22 Prozent kommen. Auf dem zweiten Platz liegt die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) mit rund 24 Prozent; auf dem ersten Platz liegt die ÖVP mit knapp 34 Prozent.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Kern also der österreichische Bundeskanzler bleibt, ist gering. Mitunter wird Kern sogar vom Bundeskanzler zum Oppositionspolitiker, wenn die ÖVP tatsächlich die meisten Stimmen erhält und mit der FPÖ eine Regierungsvereinbarung trifft. Apropos FPÖ - während die SPÖ immer gegen eine Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen war, so zeigte Christian Kern immer wieder, dass er "offen gegenüber der FPÖ" sei, weil "auch ein Heinz-Christian Strache [Anm.: Parteivorsitzender der FPÖ] nur das Beste für Österreich möchte".

Kern mag vielen eingefleischten Sozialdemokraten ein Dorn im Auge sein. Das liegt einerseits an seiner Herkunft (Manager), andererseits auch an der Tatsache, dass der "sehr linksliberale" Politiker irgendwann zum "fast schon zu rechten Populisten" wurde. "Natürlich muss die nationale Souveränität gewahrt bleiben" - so Kern zu Beginn gegenüber der EU. Mit der Zeit veränderte sich aber die Wortwahl - die Flüchtlingskrise und die daraus resultierenden Probleme sorgten für einen Stimmungswechsel. "Wir wissen, dass das Wohlstandsversprechen der EU zerbrochen ist.
Die Massenmigration und die dadurch entstandenen Verunsicherungen innerhalb aller Bevölkerungsschichten sorgen dafür, dass der EU immer weniger Menschen vertrauen
". Kern, der zwar Pro-EU ist und sich auch für die "Willkommenskultur" stark gemacht hat, scheint sich jedoch - wohl auch im Hinblick auf die katastrophalen Umfragewerte seiner Partei - nun von den "sozialdemokratischen Plänen und Zielen" zu distanzieren und eine neue "Politik für Österreicher" machen zu wollen. So auch das Motto: "Holen Sie sich, was Ihnen zusteht" wird auf die SPÖ-Plakate gedruckt und soll zeigen, dass Kern die Bevölkerung wirklich "reich" machen möchte. "Schlussendlich leben wir ja in Österreich", so der Bundeskanzler immer wieder. Ob sein "Plan A" für einen grenzenlosen Reichtum sorgen wird?

Nicht alle Österreicher, die den Norbert Hofer gewählt haben, sind rechtsextreme Rechte

Ein wesentlicher Punkt ist auch die Beziehung zur FPÖ. Kern weiß, dass er Brücken bauen muss - mit der ÖVP geht es nicht mehr, mit allen anderen Parteien gibt es wohl nach der Wahl keine Mehrheit. So äußerte sich Kern positiv gegenüber Norbert Hofer, der als Bundespräsidentschaftskandidat in die Sichtwahl kam und sich nur knapp gegen Alexander Van der Bellen geschlagen geben musste. "Nicht alle Österreicher, die den Norbert Hofer gewählt haben, sind rechtsextreme Rechte", so Kern auf die Tatsache, dass Hofer im ersten Wahlgang 35,1 Prozent (Platz 1) und im zweiten Wahlgang 46,2 Prozent (Alexander Van der Bellen kam auf 53,8 Prozent) erhielt. "Wir dürfen die FPÖ nicht immer in das rechtsradikale Eck stellen. Das ist ein Fehler", so Kern auf diversen SPÖ-Veranstaltungen.



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