Gedichte - Gertrud Kolmar
FischkönigAn K. J.
Wo sind Namen, die ich
gewußt?
Aufschrei hat sie
zerrissen.
Einer segelt durch die
Brust
Mit meinem grauen
Gewissen,
Schwankt auf meinem schweren
Sinn,
... weiterlesen
Die VerlasseneAn K.J.
Du irrst dich. Glaubst du,
daß du fern bist
Und daß ich dürste
und dich nicht mehr finden kann?
Ich
fasse dich mit meinen Augen an,
Mit
diesen Augen, deren jedes f
... weiterlesen NächteDeine Hände keimen in
Finsternissen,
Und ich seh nicht, wie
sie blühn,
Atmend aus dem Schnee der
Kissen.
Meeresgrün,
Wogengrau
verglitzern deine Augen;
Meine Wange
... weiterlesen FruchtlosDie Frauen des Westens tragen den
Schleier nicht.
Die Frauen des Ostens
legen ihn ab.
Ich möchte mein Antlitz
mit dunklem Schleier verhüllen;
Denn
es ist nicht schön mehr zu schauen, nic
... weiterlesen Der SeegeistDie Glashaut meiner Lider
Verwirft die
Nacht, verwirft das Licht;
Der Möwe
Sturmgefieder
Hat keine Feder, die sie
bricht.
Weil ihre wölbge Schale
Nicht
von des Auges Sternfr
... weiterlesen WestindienDie Welt ist braune und weiße
Erde;
Komm, wir teilen die Welt!
Nimm
den Westen hin, daß ich Osten
werde
Und felsig aufbreche, du
Feld.
In meinem Becher von Jade will
... weiterlesen WunschliedDu solltest zu mir kommen in der langen
Nacht.
Sie hätt aus Silberseide dir
ein Bett gemacht.
Drum solltest du
bei mir schlafen die ganze lange
Nacht;
Mein kleines dunkles Auge war
... weiterlesen DuDu. Ich will dich in den Wassern
wecken!
Du. Ich will dich aus den
Sternen schweißen!
Du. Ich will dich
von dem Irdnen lecken,
Eine Hündin!
Dich aus Früchten beißen,
Eine Wilde!
... weiterlesen Der BriefEin Fetzen Weh, vom Wind daher
gefegt,
Das war er nun.
Ich hab ihn
still ins heil’ge Buch gelegt,
Zu
ruhn - zu ruhn- - - - - -
Und die
vergilbten Blätter schlossen ihn
... weiterlesen Der Engel im WaldeGib mir deine Hand, die liebe Hand, und
komm mit mir;
Denn wir wollen
hinweggehen von den Menschen.
Sie sind
klein und böse, und ihre kleine Bosheit
haßt und peinigt uns.
Ihre hämischen
... weiterlesen SehnsuchtIch denke dein,
Immer denke ich
dein.
Menschen sprachen zu mir, doch
ich achtet es nicht.
Ich sah in des
Abendhimmels tiefes Chinesenblau,
daran
der Mond als runde gelbe Laterne
hing
... weiterlesen Das HerzIch ging durch einen Wald,
Da wuchsen
viele Herzen.
Sie waren rot in
Schmerzen,
Sie waren stolz und grün
und kalt.
Sie rieselten und
hingen
Von dünnem Ast, Morellena
... weiterlesen MärchenIch hab vor deinem Hause still
gestanden
In einer Nacht.
Und hatte
ganz dich lieb und ohne Maßen;
Ich
wies zu dir den Sternen goldne
Straßen
Und habe selig stumm
gelacht.
... weiterlesen Ich kehre müde heim zu später StundeIch kehre müde heim zu später
Stunde.
Die Straßen schimmerlos,
verwölkt die Sterne,
Die Nächste
weit, gespenstisch nah die Ferne
Und
schreckhaft gellend das Gebell der
Hunde.
... weiterlesen VerwandlungenIch will die Nacht um mich ziehn als ein
warmes Tuch
Mit ihrem weißen Stern,
mit ihrem grauen Fluch,
Mit ihrem
wehenden Zipfel, der die Tagkrähen
scheucht,
Mit ihren Nebelfransen, von
ein
... weiterlesen Noch einsIch wollte schön sein, wie ein frommer
Drang
Nach Schönheit ist, – so ohne
Lüge schön.
Ich wollte schön sein,
wie der Preisgesang
Der Schönheit ist,
- ein sternenhoch Getön!
... weiterlesen Der WalK. J. gewidmet
Du. Dich wollt ich vom
Himmel mir krallen,
Reißen tief in
mein Leben hinein;
Tag ist eben zu
Splittern zerfallen,
Sonne tröpfelt,
nun süßerer Wein.
... weiterlesen WachtLied, das im Schlummer des geliebten
Mannes tönt!
Wenn alles eingesammelt,
Ruf, Gespräch und Glossen
Wie
Kinderspielzeug abends in den Schrank
verschlossen,
Die schwarze Mutter stumm
in S
... weiterlesen LedaMein Fenster ist im Dunkel aufgetan
Und
meine Seele aufgetan mit ihm.
Ich seh
den Sternenkranz der Cherubim
Und warte
auf den Schwan.
Der Nachthauch irrt
um Lager und Gestüh
... weiterlesen JuniliedMeine Hand streicht übers
Korn;
Silberblondes Rauschen
weht:
Läute, läute, liebe
Glocke,
Die in meinem Herzen
geht.
Jauchze jedem frohen Tag
Wie
der Vogelruf im Rie
... weiterlesen Die LieblicheMilchigweiße Ferne!
Myrtengrüne
Zeit!
Nacht! Da Sommersterne
Goldnen
Schnee geschneit.
Auf der
Gitterlaube
Feinstem
Filigran
Rosagrauer Taube
Zartes
Porzellan.
... weiterlesen KommO komm.
Du amethystenes Gewölbe
großer Nacht.
O komm.
Du
goldgestickte Decke über süßen
Broten.
O komm.
Sternsamen, aus dem
himmlischen Getreide rieselnd sacht.
O
... weiterlesen Ich weiß esPlage steht am Wege, den ich schreiten
will,
Not steht an dem Wege, den ich
schreiten will,
Tod steht an dem Wege,
den ich schreiten will,
Klage liegt am
Wege, den ich schreiten will.
... weiterlesen Die StadtSie gingen
Durch den nebelleicht
kühlen Wintermorgen, Liebende,
Hand in
Hand.
Erde bröckelte hart, gefrorene
Pfütze sprang gläsern unter den
Sohlen.
Drunten am Uferwege
Sa
... weiterlesen Die GeliebteVor deinen starken Taggedanken
Steh ich
zerbrechlich und verhöhnt,
Die Schale
mit den Blumenranken,
Der deine Lippe
sich gewöhnt,
Ein zärtliches Gefäß,
bekränzt
Mit rote
... weiterlesen Die SinnendeWenn ich tot bin, wird mein Name
schweben
Eine kleine Weile ob der
Welt.
Wenn ich tot bin, mag es mich
noch geben
Irgendwo an Zäunen hinterm
Feld.
Doch ich werde bald verlorengehn,
... weiterlesen TravemündeÜber uns Abend: schwaches
Rosenflehn.
Unter uns Sand. Tote
Muscheln. Tang.
Um uns Wind in
finsterer Mäntel Wehn
Und
Meergesang.
Unsere Nüster sog, die
Lippe sann
Ru
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