Gedichte - Marie von Ebner-Eschenbach
Liebeserklärung- - Ich gedachte,
Wie mit der Zeit sich
stets der Kreis erweitert,
In dem ich
sucht und fand mein reinstes
Glück:
Wie manches neue kleine Wesen
kam,
Das einen Platz erstrebte zwisch
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Liebeserklärung- - Ich gedachte,
Wie mit der Zeit sich
stets der Kreis erweitert,
In dem ich
sucht und fand mein reinstes Glück:
Wie
manches neue kleine Wesen kam,
Das einen
Platz erstrebte zwischen u
... weiterlesen Grenzen der LiebeAlles kann Liebe:
zürnen und
zagen,
leiden und wagen,
demütig
werben,
töten, verderben,
alles kann
Liebe.
Alles kann Liebe:
lachend
entbehren,
weinend g
... weiterlesen StützenAn die Stützen, die wir wanken fühlen,
klammern wir uns doppelt fest.
SommermorgenAuf Bergeshöhen schneebedeckt,
Auf
grünen Hügeln weitgestreckt
Erglänzt
die Morgensonne;
Die tauerfrischten
Zweige hebt
Der junge Buchenwald und
bebt
Und bebt in Daseinswo
... weiterlesen SommermorgenAuf Bergeshöhen schneebedeckt,
Auf
grünen Hügeln weitgestreckt
Erglänzt
die Morgensonne;
Die tauerfrischten
Zweige hebt
Der junge Buchenwald und
bebt
Und bebt in Daseinswonne.
... weiterlesen Das SchiffDas eilende Schiff, es kommt durch die
Wogen
Wie Sturmwind geflogen.
Voll
Jubel ertönt`s vom Mast und vom
Kiele:
`Wir nahen dem Ziele.`
Der
Fährmann am Steuer spricht tra
... weiterlesen Der Gedanke an die VergänglichkeitDer Gedanke an die Vergänglichkeit
aller irdischen Dinge
ist ein Quell unendlichen Leids -
und ein Quell unendlichen Trostes.
Weltherrschaft der DummheitDer Klügere gibt nach!
Eine traurige Wahrheit,
sie begründet die Weltherrschaft
der Dummheit.
EinschlafenDer Tag ist aus, und nun - wie himmlisch
wohl wird`s tun,
Vergessend seine
Müh`n in sanftem Schlaf zu ruhn.
- Es
war ein harter Tag. Vorüber und
vorbei!
Gott gebe, daß, der kommt, ein
mi
... weiterlesen EinschlafenDer Tag ist aus, und nun - wie himmlisch
wohl wird`s tun,
Vergessend seine Müh`n
in sanftem Schlaf zu ruhn.
- Es war ein
harter Tag. Vorüber und vorbei!
Gott
gebe, daß, der kommt, ein minde
... weiterlesen GänsezugDie erste Gans im Gänsezug,
Sie
schnattert: »Seht, ich führe!«
Die
letzte Gans im Gänsezug,
Sie
schnattert: Seht, ich leite!«
Und
jede Gans im Gänsezug,
Sie de
... weiterlesen GänsezugDie erste Gans im Gänsezug,
Sie
schnattert: »Seht, ich führe!«
Die
letzte Gans im Gänsezug,
Sie
schnattert: Seht, ich leite!«
Und jede
Gans im Gänsezug,
Sie denkt: »
... weiterlesen FreiheitDie glücklichsten Sklaven
Sind die erbittersten Feinde der Freiheit.
BuchspeiseEin anregendes Buch: eine Speise, die hungrig macht.
Ein kleines LiedEin kleines Lied, wie geht`s nur
an,
daß man so lieb es haben kann?
Was
liegt darin? Erzähle!
Es liegt darin
ein wenig Klang,
ein wenig Wohllaut und
Gesang
und eine ganze
... weiterlesen Ein kleines LiedEin kleines Lied, wie geht’s nur
an,
daß man so lieb es haben
kann,
was liegt darin? erzähle!
Es
liegt darin ein wenig Klang,
ein wenig
Wohllaut und Gesang
und ein
... weiterlesen Ein Streit zwischen wahren Freunden...Ein Streit zwischen
wahren Freunden, wahren Liebenden,
bedeutet gar nichts.
Gefährlich sind nur die Streitigkeiten
zwischen Menschen,
die einander nicht ganz verstehen.
Sankt Peter und der BlaustrumpfEin Weiblein klopft an`s
Himmelsthor,
Sankt Peter öffnet, guckt
hervor:
- »Wer bist denn du?« - »Ein
Strumpf, o Herr ...«
Sie stockt, und
milde mahnet er:
»Mein Kind, erkläre
dich
... weiterlesen Einen Menschen wissen...Einen Menschen wissen,
der dich ganz
versteht,
der in Bitternissen
immer zu
dir steht,
der auch deine Schwächen
liebt
weil du bist sein;
dann mag
alles brechen
... weiterlesen Einen Menschen wissen...Einen Menschen wissen,
der dich ganz
versteht,
der in Bitternissen
immer zu
dir steht,
der auch deine Schwächen
liebt
weil du bist sein;
dann mag alles
brechen
du bist
... weiterlesen Eltern verzeihen ihren Kindern ...Eltern verzeihen ihren Kindern die Fehler am schwersten,
die sie ihnen selbst anerzogen haben.
ErstrittenErstritten ist besser als erbettelt.
(Zitate, Aphorismen und Sprüche)Es gibt wenig aufrichtige Freunde.
Die
Nachfrage ist auch gering.
So manche
Wahrheit ging von einem Irrtum
aus.
Merkmal großer Menschen ist,
daß sie an andere wei
... weiterlesen GelassenheitGelassenheit
ist eine anmutige Form
des Selbstbewusstseins.
ZigaretteGewidmet sei das erste der Sonette,
In
dem ich völlig mich der Form
bemeistert,
Der Zauberin, die mich dazu
begeistert:
Der duftenden
Havannazigarette.
Nicht mühsam ward
zu
... weiterlesen ZigaretteGewidmet sei das erste der Sonette,
In
dem ich völlig mich der Form
bemeistert,
Der Zauberin, die mich dazu
begeistert:
Der duftenden
Havannazigarette.
Nicht mühsam ward
zusamme
... weiterlesen LebenszweckHilflos in die Welt gebannt,
Selbst ein
Rätsel mir,
In dem schalen
Unbestand,
Ach, was soll ich hier?
- Leiden, armes Menschenkind,
Jede
Erdennot,
Ringen, arm
... weiterlesen LebenszweckHilflos in die Welt gebannt,
Selbst ein
Rätsel mir,
In dem schalen Unbestand,
Ach, was soll ich hier?
- Leiden,
armes Menschenkind,
Jede
Erdennot,
Ringen, armes Me
... weiterlesen Die SekundeIch meß nach der Dauer das
Leben,
Berechnet nach Jahren die
Zeit,
Ich zähle nicht Tag und nicht
Stunde,
Ich hab` in einer
Sekunde
Durchlebt die Ewigkeit.
Viel
Jahre
... weiterlesen Die SekundeIch meß nach der Dauer das
Leben,
Berechnet nach Jahren die
Zeit,
Ich zähle nicht Tag und nicht
Stunde,
Ich hab` in einer
Sekunde
Durchlebt die Ewigkeit.
Viel
Jahre zogen
... weiterlesen GrabschriftIm Schatten dieser Weide ruht
Ein armer
Mensch, nicht schlimm noch gut.
Er hat
gefühlt mehr als gedacht,
Hat mehr
geweint als er gelacht;
Er hat geliebt
und viel gelitten,
Ha
... weiterlesen GrabschriftIm Schatten dieser Weide ruht
Ein armer
Mensch, nicht schlimm noch gut.
Er hat
gefühlt mehr als gedacht,
Hat mehr
geweint als er gelacht;
Er hat geliebt
und viel gelitten,
Hat sch
... weiterlesen Der MalerIm verheißungsvollen Japan lebte ein
berühmter Schlachtenmaler. Seine Bilder
wurden zu den höchsten Preisen
verkauft; die ganze japanische Welt war
darüber einig, dass er der größte
Künstler sei, der je
... weiterlesen SelbstliebeJe mehr du dich selbst liebst,
je mehr bist du dein eigener Feind.
HandLieber von einer Hand,
die wir nicht drücken möchten,
geschlagen,
als von ihr gestreichelt werden.
Magst den Tadel noch so feinMagst den Tadel noch so fein,
noch so zart bereiten,
weckt er Widerstreiten.
Lob darf ganz geschmacklos sein,
hocherfreut und munter
schlucken sie`s hinunter.
TräumerNenne dich nicht arm,
weil deine Träume nicht
in Erfüllung gegangen sind;
wirklich arm ist nur,
der nie geträumt hat.
Liebe und FreundschaftTreue Liebe
kann zwischen Menschen von
sehr verschiedenen,
dauernde
Freundschaft
nur zwischen Menschen von
gleichem Werte
bestehen.
Aus diesem
Grund
ist die zweite vie
... weiterlesen Öffentliches AmtUm ein öffentliches Amt glänzend zu verwalten,
braucht man eine gewisse Anzahl guter und schlechter Eigenschaften.
SpruchverseVerständnis für jedwedes
Leid,
Erbarmen mild mit jedem
Fehle;
Daran in dieser
Zeitlichkeit
Erkennst du die erwählte
Seele.
*
... weiterlesen SpruchverseVerständnis für jedwedes
Leid,
Erbarmen mild mit jedem
Fehle;
Daran in dieser
Zeitlichkeit
Erkennst du die erwählte
Seele.
*
Nur der das
Leiden kennt,
... weiterlesen FehlerViele Leute glauben,
wenn sie einen Fehler
eingestanden haben,
brauchten sie ihn
nicht mehr abzulegen.
Herz und VerstandWenn mein Herz nicht spricht,
dann schweigt auch mein Verstand,
sagt die Frau -
Schweige, Herz,
damit der Verstand zu Wort kommt,
sagt der Mann.
Die Erdbeerfrau»A loadi`s Erdbeer-Jahr, natürli,
gel`?
Am Benno-Tag, der Frost, der hat`s
dawischt!« -
sprach sie mich an und
lächelte dazu
mit welkem Mund und
wasserblauen Augen,
so harmlos wie ei
... weiterlesen Die Erdbeerfrau»A loadi’s Erdbeer-Jahr, natürli,
gel’?
Am Benno-Tag, der Frost, der
hat’s dawischt!« -
sprach sie mich
an und lächelte dazu
mit welkem Mund
und wasserblauen Augen,
so harm
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