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Krupp ist tot!

- Gedicht von Marie Paschke-Diergarten

Krupp ist tot!

(22. Nov. 1902.)

Krupp ist tot! Von Mund zu Munde
geht die düstre Trauerkunde
durch die Straßen, durch die Gassen,
in des Volkes breite Massen,
in die Hütten und Paläste,
schmerzbewegt am Totenfeste.
Männer, Frauen, Kinder, Greise,
sagen`s schluchzend, klagend, leise:
Der gestillt so manche Not,
Krupp ist tot!

Weit in allen deutschen Landen
hat den Schmerzruf man verstanden.
Mitten aus dem vollen Leben,
aus dem segensreichsten Streben,
aus der Liebe treuen Armen
nahm der Tod ihn ohn` Erbarmen -
in der Vollkraft bester Jahre
klagt der Schmerz an seiner Bahre:
Der gab Tausenden ihr Brot,
Krupp ist tot!

Essen - seine Stadt - trägt Trauer.
Todesbangen, Todesschauer
dämpft den Lärm der lauten Menge,
und durch großes Volksgedränge
geht`s wie Klagen, Schluchzen, Weinen,
um den Großen, um den Einen,
dessen Name unvergessen
weiterleben wird in Essen,
der ein leuchtend‘ Vorbild bot:
Krupp ist tot!

Viel zu kurz, ach, war sein Leben,
dennoch war ihm viel gegeben:
höchste Freundschaft, hehre Liebe! -
Mißgunst zwar und Feindeshiebe
drängten auch zu seinem Throne,
wurden ihm, statt Dank, zum Lohne.
Doch war derer Zahl bemessen,
die sein edles Tun vergessen,
und die Liebe, die er bot, —
Krupp ist tot!

Noch vermag`s kein Mensch zu fassen,
selbst bei jenen, die ihn hassen,
steht wohl mancher vor der Frage,
ob sein Tod ihn nicht verklage?! -
Wen er einmal nur gesegnet,
wem er einmal nur begegnet,
mit dem Mick voll Herzensmilde,
ach, dem bleibt er treu im Bilde.
Wohltun war sein höchst Gebot. -
Krupp ist tot!

Fragt die Armen und die Alten,
die da draußen friedlich walten,
denen er nach Müh` und Plage
Ruhe gab und Feiertage.
Rinnt auf die gefurchte Wange
nicht die Träne, schmerzensbange?
Ach, vor solch beredtem Zeugen
muß beschämt der Feind sich beugen.
Was an Liebe er gegeben,
folgt ihm nach ins bess`re Leben,
und verklärt sein Abendrot. -
Krupp ist tot!

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