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Zum Todestages Friedrich Alfred Krupps

- Gedicht von Marie Paschke-Diergarten

Zum Todestages Friedrich Alfred Krupps

(22. November 1903)

An deinem Hügel stand zum ersten Mal

ich schmerzbewegt im jungen Lenzesweben,
ich dachte all des Hasses, all der Qual,
die dir so früh den Todesstoß gegeben.
Und jenes Tages dacht` ich, schwermutsbang,
durchweht von Abschiedsweh und Todestrauer,
da hinter deinem Sarg mit festem Gang
ein deutscher Kaiser schritt in tiefer Trauer.

Ein Häuflein Erde, blütenübersät,
das Liebe dir zur Schlummerstätte schmückte,
es deckte all den Haß, der dich geschmäht,
und all das Weh, das dich zu Tode drückte.
Kein lauter Lärm vom Leben drang hier ein,
und leise - deinen Schlummer nicht zu stören
schritt ich durch den geweihten Totenhain, —
ich konnte meinen eignen Herzschlag hören.

Hier fühlt` ichs neu: wer je an dich geglaubt,
wer dich gekannt in deinem edlen Malten,
dem hatten Haß und Feindschaft nichts geraubt,
der mußte diese Stätte heilig halten.
Und hier, von reinem Gotteshauch umweht,
stieg andachtsvoll in ernster Feierstunde
auch mir aus tiefster Seele ein Gebet:
den deinen, Herr, gib Balsam auf die Wunde.

Heut` ist dein Todestag! Gar mancher Fuß
mag jene stillen Pfade dort durchmessen,
manch` heiße Träne, mancher Liebesgruß
dir sagen, daß man nimmer dich vergessen.
Und statt der Blüten, die mit rauher Hand
der Herbst in dunkler Sturmesnacht zerfetzte,
schmückt deinen Hügel heut der Liebe Pfand:
ein Blumenflor, den Tränentau benetzte.

Heut` ist der Toten Tag! Durchs dunkle Tor
des Friedhofs pilgern Menschen hin und wieder,
das Haupt verhüllt von düsterm Trauerflor,
knie`n betend sie an ihren Gräbern nieder.
Mir ist`s versagt, mit frischem Blütenzoll
heut` in Verehrung deine Gruft zu pflegen,
so laß mich aus der Ferne, ehrfurchtsvoll,
mein Lied zu deinen Füßen niederlegen.


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