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Alfred von Reumont

- Gedicht von Heinrich Freimuth

Alfred von Reumont

(Aachen 1887)

Wohl hegst du manchen Edelschatz, o Kaiserstadt, in sicherm Schrein,
Und ein Jahrtausend hat gekrönt mit Ehren reich den Scheitel dein;
Doch höhern Schatz für dich giebt`s nicht, als deiner wackern Söhne Ruhm,
Nicht schönern Kranz, als den errang ein Aach`ner Kind als Ehrentum.

Um manches geistige Juwel beneiden da die Städte dich
Im deutschen Land. So um den Greis, der eben sanft in dir verblich.
An seinem letzten Wallepfad pflanzt grüne Banner auf der Mai;
Ein Blütensturm auch macht es kund: `Ein toter Fürst zieht hier vorbei.`

Ein Fürst, ja, in der Forschung Reich, der Klios goldnen Griffel trug,
Vergang`ne Zeit gebannt im Bild mit manchem klassisch schönen Zug;
Ein Künstler, hohen Ruhmes wert, an der Geschichte Wunderdom;
Ein Magus, der aus Trümmern rief ein schöneres: der Päpste Rom.

Der Musen Freund und Liebling er, dem mancher edle Klang gelang,
Wenn er aus eigner Dichterbrust und aus Italiens Dichtern sang.
In Wissens Glanz, mit weisem Rat, stand lange er am Fürstenthron.
Dort hat sich gold`nen Adelsbrief verdient der Aach`ner Bürgersohn.

Ihm ward ein zweites Vaterland Hesperien-Italia,
Doch zog`s den alternden Ulyß nach seinem Aach`ner Ithaka.
So trauern heut` der Tänder zwei an diesem Grab der Kaiserstadt,
Die unter ihren Kindern keins vom Ruhme dieses Toten hat.

Laß denn, du erster Maientag, die lichten grünen Banner weh`n!
An Jahren und an Ehren reich ist`s ja kein traurig Niedergeh`n.
Ein müder, alter Mann sank hin, er streifte ab sein irdisch Kleid;
Ein Recke in des Geistes Tand doch lebt er fort für alle Ieit!


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