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Der Schnapsrausch

- Gedicht von Ludwig Eichrodt

Der Schnapsrausch

(Aegyptisch.)

Niedrig ist der Rausch des Schnapsoës
Und kein Mensch hat Ruhm davon,
Johann Raps, des alten Rapsoës
Sohn war ein mißrathner Sohn.
Laßt mich tief betrübt erzählen
Wie sich Raps verlegt auf’s Stehlen
Und, wiewohl ihm das verhaßt,
Ward im Schnapsrausch abgefaßt.

Eingestellt als Knecht des Hausuës,
Schlank, was die Gestalt betrifft,
Dient er treu bei Menke Mausuös,
Bis ihn reizt das Fuselgift:
Denn in dem Geschäft war dieses
Während einer Handelskrises,
Im Geschäftslokal des Herrn,
Darum naschte Johann gern.

Also kam er viele Monate
Mit dem Schnaps des Herrn zurecht,
Da mit Bösem Gutes lohnete
Raps der hinterlist’ge Knecht.
Und noch eh das halbe Jahr um,
Niemand ahnete, wie warum,
War, o Schreck, im Fuderfaß
Höchstens noch der Boden naß.

Wie Herr Menke Mauses merkete
Den abscheulichen Verlurst,
Da geschah’s, daß er sich ärgerte
Ueber solches Diebes Durst;
Ruft die Boten seines Dienstes
Bringst es ‘raus, sagt Menke, bringst es
Raus, wo nicht, so bringst es nicht -
Johann, halt’ einmal das Licht!

Johann, o Du dummer Teufuêl,
Bring’ die Flamme nicht vor’s Maul,
Johann, Du bist’s ohne Zweifuêl,
Denn der Fusel ist nicht faul,
Schau, er schlägt Dir aus dem Rachen
Lichterloh, es ist zum Lachen,
Nein, es ist zum Lachen nicht -
Mensch, o halte nie das Licht!


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