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Der schwarze Mönch

- Gedicht von Joseph Christian von Zedlitz

Der schwarze Mönch

(Aus dem Englischen des Lord Byron.)


Vor dem schwarzen Mönch auf dem Marmorstein
In Gnaden bewahret seyd:
Er murmelt Gebet` in die Nacht hinein,
Und die Mess`, wie in voriger Zeit.
Als der Lord vom Berge, Amandeville,
Die Normanskirche gewann,
Vertrieb er die Mönche; doch Einer will
Nicht weichen vom Platz fortan. –

Für Heinrich der Lord in den Waffen stand,
Das Gut soll erbeutet seyn!
Das Schwert zur Hand und der Fackel Brand,
Wagt`s Einer und spräche »nein!«
Ein Mönch nur blieb unvertrieben und frei,
Er schien nicht vom Staube gemacht;
Die Kirche vorbei, durch den Hof der Abtei
Wallt` er, doch immer bei Nacht! –

Ob er gut sich erweis`t, ob ein böser Geist,
Ich nimmer verkünden mag;
Doch Amandeville`s Haus er rastlos umkreis`t,
Beständig bei Nacht und Tag.
Wenn ein Lord sich vermählt, wird für wahr erzählt,
Umschwebt er das Brautbett zumal;
Liegt einer entseelt, auch beim Tod er nicht fehlt,
Doch nicht zu des Sterbenden Qual.

Er klagt, wenn ein Erbe geboren wird,
Und trifft etwas Wichtiges ein
Bei dem alten Geschlecht, er die Hallen durchirrt,
In des Mondes erbleichendem Schein.
Die Gestalt könnt Ihr schaun, doch sein Antlitz nie,
Tief hüllet die Kappe es ein,
Und schaut Ihr die Augen, so scheinen sie
Von geschiedenen Seelen zu seyn. –

Vor dem schwarzen Mönche bewahret seyd,
Nie läßt er von seiner Macht;
Denn Er ist der Erbe der Kirche zur Zeit,
Wie die Reihe auch folgen mag.
Amandevill` ist der Herr bei Tag,
Doch der Mönch ist der Herr bei Nacht;
Selbst bei Becherschall hat nie ein Vasall
Um sein Recht ihn zu fragen gedacht.

Sprecht ihn nicht an, wenn die Rund` er begann,
Er spricht zu Euch kein Wort,
Er schwebet entlang, schwarz angethan,
Wie der Thau auf dem Grase fort.
Gott sey ihm gnädig, wohin er geht,
Mag gut oder bös` er seyn;
Was immer er fleht, laß unser Gebet
Für seine Seele uns weihn! –


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