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Im Morgengrauen

- Gedicht von (Alfred Henschke) Klabund

Im Morgengrauen

(dem Doktor Müller-Jürgens)

Niemand weiss, wozu
Diese Felsenruh,
Diese Sträucherwildnis uns verliehn.
Segelschiff auf See,
Und im Wald das Reh
Möchten unsrem bleichen Blick entfliehn.

Keine Strasse weiht
Uns zur Zärtlichkeit,
Wenn das Morgengrauen sie betritt.
Lampen löschen aus.
Stehend schläft das Haus.
Und die Trambahnhaltestellen gehn wie Späher mit.

Schlauer Mörder schleicht,
Den kein Ruf erreicht.
Ach, ein Augenaufschlag täte gut!
Himmel sei bedankt!
Eine Wolke rankt
Rosa sich um unser blasses Blut.

Eine steife Magd
Garteneinwärts stakt,
Und im schwangren Leib das Kindlein nickt.
Keine Glocke schlägt.
Gott ist unbewegt.
Nur die Taschenuhr am Herzen tickt.


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