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Zum grünen Kranze

- Gedicht von Wilhelm Genth

Zum grünen Kranze

(Des Dichters Schwanengesang.)
Soden-Neuenhain, am 9. Juli 1844.

Beim Wirth zum grünen Kranze
Kehrt` ich am Abend ein:
Da klang`s so hell zum Tanze,
Da perlte goldner Wein;
Da glühten schwarze Augen,
Da pochte Brust an Brust;
Da galt`s sich fest zu saugen
In heißer Liebeslust.

Beim Wirth zum grünen Kranze
Zog ich am Morgen aus;
Da klang`s nicht mehr zum Tanze.
Still war`s im ganzen Haus!
Das Auge war gebrochen,
Schloß sich auf ewig zu! Herz,
mit dem wilden Pochen,
Warum verstummst auch du!?

Nun mit dem grünen Kranze
Steh` oft am Grab ich stumm!
Die Welt im Morgenglanze
Liegt leuchtend um und um.
Doch seit das Aug` gebrochen,
Schloß sich die Welt mir zu:
Mein Herz mit deinem Pochen,
Wann, wann verstummst auch du!?


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