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Fragment

- Gedicht von Friedrich Stoltze

Fragment

        Ich schlief und wie ich schlafend lag,
    Kam mir ein Traum vom jüngsten Tag.

Der Herr fuhr auf von feinem Throne
Und rief ergrimmt: Nun ist`s genug!
Und zog die Brau`n, daß seine Krone
Die Flamenzacken weithin schlug.
Und als er zog im Grimm die Brauen,
Da wandelte des Himmels Pracht
Sich aus dem lichterfüllten Blauen
In tiefe schauerliche Nacht.
Und also zürnender Geberde
Griff er nach feinem Wurfgeschütz,
Und schleuderte herab zur Erde
Sechs ganzer Tage Blitz auf Blitz.
Da flammte auf zum Feuerballe
Die Erdenkugel, erst so grün,
Und flog, mit einem Donnerknalle,
Wie eine glüh`nde Bomb` dahin.
Und als durch`s Feuer, durch das mächt`ge,
Zu Asch` gebrannt die Erde war,
Da riß Jehova sich die prächt`ge
Die güldne Sonnenkron` vom Haar;
Zeriß das Sternenkleid, das hehre,
Das schöne blaue Sternenkleid,
Und hat, im Auge eine Zähre,
Die Asch` der Erd` auf`s Haupt gestreut,
Und trauerte in langem Schweigen,
Und hat dann stille hingeweint:
O Menschenundank sondergleichen,
Und ich hab`s doch so gut gemeint!


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