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Lob der Sparsamkeit

- Gedicht von Otto Ernst

Lob der Sparsamkeit

(Eigene Melodie)

Es meint der Filz, sobald er hört
Von Kneip- und Bummelei,
Im Tugendbusen jach empört,
Daß dies Verschwendung sei.
Er rechnet aus, wieviel es bringt,
Wenn er sein Lebtag Wasser schlingt.
      Vivallera.

Einseitig wie ja die Moral
Bei solchen Menschen ist,
Was wir ersparen beim Pokal,
Zu schätzen sie vergißt.
Es spart der Mensch, solang er kneipt
Und möglichst lange sitzen bleibt.
      Vivallera.

Was spart er nicht beim Bier allein
An Knödeln und an Brot;
Denn wo ein Brauhaus steht, ich mein,
Da ist kein Backhaus not,
Auch wird er keine Schuh` zergehn,
Solang sie unterm Biertisch stehn.
      Vivallera.

Schont er daheim das Sopha nicht
Und andres Mobiliar?
Und spart er Feurung nicht und Licht?
Was macht das nicht im Jahr!
Was hab` ich nicht auf solche Art
An Streichelhölzern schon gespart!
      Vivallera.

Es schont, solang er sitzt beim Bier,
Dem Trank, so herb und kühl,
Der Tönekünstler sein Klavier,
Der Dichter sein Gefühl,
Der Bilderhauer seinen Lehm
Und das Modell noch außerdem.
      Vivallera.

Der Lehrer schont das Bakelrohr,
Der Richter schont das Recht,
Es schont der Sänger den Tenor,
Je mehr er qualmt und zecht.
Ja manch ein Landesvater schont
Sogar das Volk, worauf er thront.
      Vivallera.

Und überleg` ich`s mir einmal,
So geht mir`s völlig ein:
Ich muß ein Mann von Kapital
Und schon ein Krösus sein.
Schläfriger Wirt, sei aufgeweckt
Und pump mir eine Flasche Sekt!
      Vivallera.


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