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Meine Sonne a.D.

- Gedicht von Otto Julius Bierbaum

Meine Sonne a.D.

    Als es Winter war, hatt` ich nur einen Sonnenschein, - Dich, und Du warst mir eine ferne Sonne mit seltenen Strahlen. Aber wie waren sie warm und freundlich, und wie war ich glücklich!
    Nun ist es Frühling geworden über die Erde, und die Vögel rufen sich von schwanken
Knospenzweigen, und der Himmel ist blau wie Erfüllung aller Seligkeit.
    Aber wo ist denn meine Sonne?
    Schau da, wie schön: von chinagelber Seide das Kleid, burgunderroth der Gürtelreif, und alle Blumen des Frühlings auf dem weissen Hute, geht meine Sonne dort auf vor dem römischen Roth der Arkaden.
    Sonnensieg! Die gelbe Seide surrt mit falbelndem Saum über den rothen Fliess, und jeder ihrer Schritte ist ein Kuss der beglückten Erde.
    Das ist meine Sonne?
    Ach, wie sie doch im Winter so weich und fraulich war und lieb.
    Nun ist sie stolz geworden, und wie ein Komet zieht sie einen zitternden Schweif von
Verehrern nach und lässt die dümmsten Monde in ihre Nähe, wenn sie von Silber sind.
    Sonne, dein Sieg gefällt mir nicht. Halloh! Ich geh auf die Sternensuche!


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