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Frühlingsgruß an eine Braut

- Gedicht von Karl Hermann Schauenburg

Frühlingsgruß an eine Braut

    Die zierlichen Maiglöckchen läuten
Zum Frühlingsfest der Natur - -
Doch was singt man lieblichen Bräuten,
Was singt man Liebliches nur?

    Es zerflattern des Winters Flore
Im Strahl des verjüngenden Lichts,
Und die Vögel beginnen die Chöre

    Des ewigen Frühlingsgedichts.
Hell rieseln die Quellen, es gleitet
Durch Purpurgestade der Strom,
Und der Himmel, der gütige, breitet
Sich drüber, ein leuchtender Dom.

    Dich preis ich, o Lenz, und den Tropfen,
Der am Gräschen demantstrahlig thaut,
Doch höher noch preis ich das Klopfen
Im Herzen der liebenden Braut.

    Ja dir gelte mein Lied, das entzügelt
Seine köstlichsten Schätze dir weiht,
Du hast es befreit und beflügelt,
Du hast es beseelt und gefeit.

    Drum entfalte die duftenden Schwingen,
Mein Lied, und vom Himmel geraubt
Die Sterne, als Kranz sie zu schlingen
Um ihr holdseeliges Haupt!

    Geh` Lilien suchen und Rosen
Als Blumenmädchen hinaus,
Mein Lied, mit Lilien und Rosen
Zu zieren der Lieblichen Haus.

    Erbitte, ihr freundlich zu lächeln,
Der Sonne mildesten Strahl,
Und hole, ihr Kühlung zu fächeln,
Die Luft aus dem blühendsten Thal.

    Und rufe die Waldmusikanten
Zum Ständchen, sie folgen dir gern,
Und stelle als meinen Gesandten
Dich selbst nicht zu nah`, nicht zu fern.

    Und sag deinen Spruch, den von Ferne
Der Bruder den Liebenden schickt,
Der einsam noch schweifet so gerne,
Doch begeistert auf Glückliche blickt:

    Hohe Wunder, reiche Wonne
    Sah auf Erden viel die Sonne,
    Schön`res hat sie nie geschaut,
    Als am Arme des Geliebten
    Die geliebte, holde Braut,

    Schön und sittig, sanft ergeben,
    Muß den Blick zu ihm sie heben,
    Dem sie Herz und Hand vertraut,
    Schmiegen sich an den Geliebten,
    Die geliebte, holde Braut.

    Und in liebeseligem Schweigen
    Muß er sanft zu ihr sich neigen,
    Die sein Glück ihm auferbaut,
    Treu sie halten, der Geliebte
    Die geliebte, holde Braut.

    Und so bindet, ob zu Stürmen
    Wolken schwarz und jäh sich thürmen,
    Ob der Himmel lieblich blaut,
    Heil`ge Lieb` an den Geliebten
    Die geliebte, holde Braut.

    Und habt ihr gespielt und gesungen,
Dann flüstre du leise: verzeih`,
Was uns Sängern im Herzen erklungen,
Wir sangen es fröhlich und frei.

    Doch schon senkt ihren Dämmerungsschleier
Auf Berge und Thäler die Nacht,
Es endet die heitere Feier,
Die Freundschaft und Muthwill` erdacht.

    Denn Alles singt lieblichen Bräuten,
Viel schöner der Lenz auf der Flur,
Wenn die zierlichen Maiglöckchen läuten
Zum Liebesfest der Natur.


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