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Pfingsthymne

- Gedicht von Hermann Rollett

Pfingsthymne

    Komm, heiliger Geist!
Flamme nieder in feurigen Zungen, —
Sturmgetragen, funkensprühend, —
Küsse die Menschheit heiß auf die Stirn!
Und willst du nicht glühend vom Himmel steigen,
So flamme aus sprühendem Sängermund,
So blitze lodernd
Aus blanker Scheide mutiger Kämpfer
Als siegerringendes,
    Lichtendes Schwert!

    Komm, komm,
Heiliger Geist!
In feurigen Zungen flamme nieder,
Entzünde die Menschheit, erleuchte die Welt!
Sieh! deine Priester wollen verzagen,
Die singenden, ringenden Kämpfer der Freiheit,
Deine flehenden Sänger,
    Heiliger Geist!

    Komm, o komm!
Wir singen und ringen mit feurigen Zungen,
    Wir stehen in heißen Gesängen dich an!

    Komm! und berühre
Der langen Finsterniß eisernen Sarg
Mit deines Lebens befreiendem Stral.
Die Fessel springt, —
Und dein Hauch wird erwecken
Der Freiheit lebendig begrabenen Leib.
    Komm, o komm!

    Laß nicht vergebens
Gesänge schallen!
Laß nicht umsonst
Die Flammen lodern,
Die uns verglühen,
Doch nimmer erleuchten die finstere Welt.
Laß uns nicht, zagend,
Den Glauben verlieren
An deines Erscheinens
Nahenden Tag!

    Laß nicht geschehen,
Daß, wenn verglommen die feurigen Zungen
Unserer flammenden Liederglut,
Wir uns im heiligen Zorn umgürten
Mit der Verzweiflung blitzendem Schwert!
Laß nicht geschehen, heiliger Geist,
Daß, wenn verklungen die feurigen Lieder,
Wir in das Dunkel — als feurige Zunge,
Schwingen müssen
    Das feurige Schwert!

Komm, o komm,
Du heiliger Geist!
Du Geist des Lebens — du Gottesgeist!
Aus jedem Walde Weht deine Wahrheit,
Aus jedem Sterne
Stralt deine Klarheit,
Aus jeder Blume duftet dein Hauch!
Und warum glänzt dein himmlisches Feuer
Nur aus dem Auge der Menschheit nicht?

    O komm, o komm!
Es darben die Reichen so wie die Armen
Am Brod des Lebens —
Wenn du nicht kommst!
    Komm, o komm du heiliger Geist!


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