Es war einmal ein Land, traurig wie das Grab, schwarz wie die Nacht, denn in ihm schien Gottes Sonne niemals. Die Menschen hätten es geflohen, und den Eulen und Fledermäusen überlassen, wenn nicht zum Glück der König ein Roß mit einer Sonne auf der Stirn besessen hätte, die, gleich der wahrhaftigen Sonne, helle Strahlen nach allen Seiten versandte. Damit also die Leute in dem finstern ... weiterlesen
Es war eine Mutter und hatte einen Sohn. Diesen Sohn säugte sie zweimal sieben Jahre. Als sie ihn zweimal sieben Jahre gesäugt, nahm sie ihn in den Wald, und befahl ihm, einen Fichtenbaum sammt der Wurzel auszureißen. Allein der Knabe konnte den Fichtenbaum nicht ausreißen. »Noch bist Du nicht stark genug,« sagte die Mutter und säugte ihn noch sieben Jahre. Als sie ihn dreimal sieben ... weiterlesen
Es war ein sehr reicher und dabei höchst gütiger Herr, ein wahrer Wohlthäter der Menschen. Wer bei ihm Hilfe suchte, wurde nie abgewiesen: seine Freude bestand darin, den Nothdürftigen und Unglücklichen zu helfen. Er hatte keinen Erben, für den er hätte Reichthümer sammeln können, und so verwendete er all sein Geld zu guten Werken. Ein solches gutes Werk, und zwar nicht das letzte, war ... weiterlesen
Schwanda, der Dudelsackpfeifer, war ein lustiger Geselle, und wie jeder ordentliche Musikant, immer durstig, dabei ein großer Liebhaber des Kartenspiels, besonders des sogenannten Straschak.1 Hatte er den Zuhörern nach ihrem Gefallen vorgedudelt, machte er sich gern einen guten Tag, und sprach gewöhnlich solange dem Kruge zu, und setzte im Spiel, bis ihm Alles, was er verdient hatte, wieder ... weiterlesen
Es war ein Schafhirt, und als Schafhirt weidete er Schafe. Wenn er die Schafe weidete, blies er sich gewöhnlich eins auf seiner Hirtenpfeife, oder lag auf dem Boden, und sah nach dem Himmel, nach den Bergen, auf die Schafe und auf den grünen Rasen.
Eines Tages – es war im Herbst, zu der Zeit, wo die Schlangen in die Erde schlafen gehen – lag der liebe Schafhirt auf dem ... weiterlesen
Es war eine Mutter, und die hatte zwei Töchter; die eine war ihre eigne, die andere ihre Stieftochter. Die eigne Tochter hatte sie sehr lieb, die Stieftochter konnte sie nicht einmal ansehen, blos darum, weil Maruschka schöner war, als Holena. Die gute Maruschka wußte von ihrer Schönheit nichts; sie konnte sich gar nicht erklären, warum die Mutter so böse sei, so oft sie sie ansehe. Alle ... weiterlesen
Es war eine Wittwe, und die hatte eine sehr schöne Tochter. Die Mutter war ein demüthiges Weib, allein die Tochter war ein stolzes Mädchen. Es kamen viele Brautwerber, doch keiner war ihr recht, und je mehr sich die Bursche um sie bemühten, und desto hoffärtiger ward sie. Einst in einer hellen Nacht erwachte die Mutter, und da sie nicht gleich wieder einschlafen konnte, nahm sie den ... weiterlesen
Eine arme Wittwe hatte zwei Töchter, die Zwillinge waren. Sie glichen sich in ihrem Aeußeren so sehr, daß man sie nicht unterscheiden konnte. Um desto verschiedener waren sie in ihrem Wesen. Dobrunka4 war gehorsam, arbeitsam, freundlich und verständig kurz, ein überaus treffliches Mädchen; Zloboha5 dagegen war schlimm, rachsüchtig, unfolgsam, faul und hoffärtig, und hatte überhaupt alle ... weiterlesen
An einem Königshofe war einmal ein Küchenjunge. Aber wenn auch nur ein Küchenjunge, er wäre, hätte man ihm stattliche Kleider angelegt, unstreitig der schönste, beste Junge im ganzen Lande gewesen. Er wurde mit der Tochter des Königs bekannt, die um ein Jahr jünger war als er, und sie befreundeten sich so, daß von dieser Zeit an kein Tag verfloß, wo sich nicht die Prinzessin mit ihm in ... weiterlesen