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Der Schmied und der Tod - Märchen von Otto Knoop: Sagen aus Kujawien


Der Schmied und der Tod

In Kujawien lebte vor vielen Jahren ein Schmied, der eine ungeheure Stärke besass. Dazu verstand er sich auf Zauberei. Einmal kam der Tod zu ihm und forderte ihn auf mitzukommen. Doch dem Schmied fiel es nicht ein, jetzt schon der Welt Lebewohl zu sagen. Er bat daher den Tod, ihm von dem in der Nähe stehenden Birnbaum einige Birnen abzupflücken. Der Tod erfüllte seinen Wunsch und kletterte auf den Baum. Da sagte der Schmied seine Zauberformel, und der Tod sass auf dem Baume fest und konnte nicht herunter. Zwei Jahre sass er auf dem Baum, und vor Hunger ass er nicht nur die Früchte, sondern auch die Blätter und Äste ab. Da nun in dieser Zeit kein Mensch starb, so bat der Tod den Schmied, ihn doch vom Baume zu befreien; er wolle ihn auch in Ruhe lassen. Und der Schmied befreite den Tod. – Nach einiger Zeit schickte der Tod den Teufel ab, um den Schmied zu holen. Der Teufel kam und erzählte dem Schmied von dem Zweck seiner Reise. Er wollte ihn gleich mitnehmen, aber der Schmied bemerkte ihm, er könne doch nicht so ohne Abschied von Hause fortgehen. Der Teufel erlaubte ihm nun, in die Stube zu gehen und sich von den Seinen zu verabschieden. Der Schmied ging und liess den Teufel vor der Tür stehen. Drinnen aber nahm er schnell geweihte Kreide und umschrieb die ganze Tür damit; nur das Schlüsselloch liess er frei. An dieses aber setzte er seinen alten Blasebalg und rief nun den Teufel hinein. So sass der Teufel im Blasebalg. Diesen trug der Schmied auf den Ambos und schlug darauf los, dass dem Teufel angst und bange wurde. Als er endlich den Blasebalg öffnete, lief der Teufel, so schnell er konnte, zur Hölle. – Jetzt wurde der Schmied von niemandem mehr behelligt. Als er aber 900 Jahre alt geworden war, hatte er das Leben satt, und er beschloss, selbst ins Jenseits zu wandern. Er wanderte hundert Jahre, ohne dasselbe zu finden. Da bat er denn den lieben Gott, er möge ihm doch ein Ende bereiten, und Gott schickte den Tod zu ihm, und nun folgte er ihm freiwillig. Da aber die Teufel das Höllentor fest vor ihm zuschlossen, so musste er in den Himmel.



Rogasen.

Otto Knoop.



Fußnoten

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