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Das Goldmännlein - Märchen von Dietrich Jecklin: Volksthümliches aus Graubünden


Das Goldmännlein

Eine Viertelstunde außerhalb Sculms erhebt sich eine hohe Felswand, und mitten in diese Wand ist ein alter Stollen gehauen, zu dem man heutigen Tages nicht mehr gelangen kann. Diesen Stollen bewohnte, nachdem das Bergwerk aufgegeben worden war, ein Bergmännlein, dem allein noch eine reiche, fließende Goldquelle dort bekannt war. – Nun lebte in Arèza ein armer, aber braver Mann. Dem erschien einstens der Berggeist und führte ihn ins Innere des Gebirges, wo in einem Felsengewölbe ein Gefäß mit flüssigem Golde stand. Das Bergmannli sprach: »Da nimm aus diesem Gefäße so viel du willst und so oft du willst, nur hüte dich, es jemals ganz zu leeren. Wenn du das Ende deiner Tage ahnst, dann magst du einem guten, frommen Menschen, den du liebst, das Geheimniß entdecken, der mag dann thun, wie du selbst.« Der Mann ließ sich diese Weisung nicht zwei Mal sagen und mißbrauchte nie das Geschenk, durch das er nach und nach sehr reich wurde. Auf dem Sterbebett vertraute er seiner Tochter das Geheimniß. Die aber konnte eines Tages der Habsucht nicht widerstehen und leerte das Gefäß vollständig aus. Da verschwanden Gold und Gefäß, der Berg schloß sich an dieser Stelle, und das Bergmännlein ward von da an nicht mehr zu sehen.


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