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Die bösen Fänggen - Märchen von Dietrich Jecklin: Volksthümliches aus Graubünden


Die bösen Fänggen

Einst wollte ein Mann von Peist im Winter ein Rind schlachten und hatte zu diesem Behufe Alles vorbereitet bis auf den »Aufzug«, an dem man die geschlachteten Thiere aufhängt – den hatte er im Frühjahr im Mayensäß vergessen, wo er ein Thier hatte metzgen müssen.

Er ging lange vor Tag hinauf, den Aufzug zu holen und bemerkte von Weitem, daß in der Hütte Licht war. Das nahm ihn nun Wunder, wer zu der Zeit droben sein möge, schlich zur Hütte hin und blickte durch die Fensterscheiben in die Stube. – Da sah er am Tische zwei Fänggen sitzen, welche einander die Haare flechteten.

Um den Aufzug nun zu haben, brauchte er nicht in die Hütte zu treten, sondern denselben nur unter dem Dache hervorzuziehen.

Kaum hatte er seinen Aufzug auf dem Rücken, hörte er einen der beiden Fänggen sagen: »I schmeck Menschenfleisch« – »und i Christeblut« erwiederte der Andere.

Der Mann machte sich aus dem Staube, die Fänggen ihm nach und hatten ihn beinahe eingeholt, als die Morgenglocke ertönte, worauf die Fänggen stille standen und Einer dem Manne zurief: »Hätt's nit grad' glüt, hätten mer di zerrissen, wie d's Gstüpp an der Sunn.«


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