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Der fromme Lehrer und seine Verführer - Märchen von Carl Velten: Märchen und Erzählungen der Suaheli


Der fromme Lehrer und seine Verführer

Ein Lehrer hatte zwei böse Teufel zu Freunden. Des Lehrers einzige Beschäftigung war Beten. Jeden Tag, sogar wenn er spazieren ging, betete er unterwegs. Eine Frau heiraten wollte er auch nicht; beten und immer beten, das war seine Beschäftigung.

Eines Tages machte der jüngere der bösen Freunde dem andern einen Vorschlag und sagte: »Ich möchte den Lehrer verführen, dass er endlich aufhört zu beten.« Der andere entgegnete ihm und sagte: »Du kannst ihn gar nicht verführen.« Der jüngere erwiderte: »Ich werde es fertigbringen.«

Er ging nun hin und suchte ein sehr hübsches Mädchen, noch ganz jung, ungefähr sechzehn Jahre alt. Die nahm er mit und brachte sie in ein Haus in die Nähe jenes Lehrers, welcher immer betete, und sprach zu ihr: »Hier wirst Du wohnen bleiben, morgen verstelle Dich und schreie, als ob Du krank seiest.«

Am nächsten Tage kam jener Bösewicht zu seinem Freunde, dem Lehrer, und sprach zu ihm: »Dort liegt ein junges Mädchen sehr krank danieder, es kann nachts nicht schlafen, komm und schau, was ihm fehlt.« Der böse Freund hatte vorher berauschende Getränke geholt und sie dem jungen Mädchen übergeben. Der Lehrer kam zu dem Mädchen, um nach ihr zu sehen, und es kam allmählich soweit, dass er alle Tage hinging, um es zu besuchen. Wenn er zu ihm kam, hiess es ihn näher kommen und gab ihm etwas von dem scharfen Getränke; es selbst trank auch, so dass sie schliesslich alle beide betrunken waren. Nach Verlauf von vier Monaten fühlte sich das junge Mädchen in anderen Umständen.

Da fürchtete sich der Lehrer, weil er sich betrunken und der Teufel ihn verführt hatte, und ging hin und tötete das Mädchen und ihr Kind.

Das Ende davon war also, dass er gleichfalls zu den bösen Teufeln zählte.


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