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Wie Hänschen Jacqueline heiratete - Märchen von Emil Karl Blümml: Schwänke und Schnurren des französischen Bauernvolkes


Wie Hänschen Jacqueline heiratete

Hänschen liebte Jacqueline, die Tochter eines Bauern im Nachbarort. Ihr glaubt wohl, dass er glücklich war, nicht wahr? Aber er war es nicht, denn Jacqueline war reich und er arm.

Eines Tages jedoch fasste er Mut, zog seine besten Kleider an und begab sich zur Wohnstätte seiner Schönen, um von ihrem Vater ihre Hand zu erbitten. Wie es jedoch zu erwarten war, bei ruhigem Nachdenken wäre er selbst darauf gekommen, wurde er jedoch abgewiesen und der Bauer warf ihn im Handumdrehen die Treppe hinab.

Die Verzweiflung des Armen kann man sich vorstellen. Er war auch zu beklagen, denn es ist doch nicht unterhaltlich von dem Vater des Mädchens, das man liebt und deren Finger mehr wert ist als ihr ganzer Vater, hinausgeworfen zu werden. Was werden die jungen Leute des Ortes zu dieser lächerlichen Abweisung sagen? Was werden die Mädchen, die ja alle auf Jacqueline eifersüchtig sind, reden? Gewiss ist nur das, daes er sich in Zukunft auf keinem Fest und bei keinem Tanz mehr sehen lassen kann. Solche und ähnliche Gedanken schossen Hänschen durch den Kopf, als er traurig nach Hause ging.

Bald konnte er nicht mehr an sich halten und plärrte (weinte) wie ein Kalb, sodass ein Schäfer, der wenigstens zweihundert Meter von ihm weg in seiner kleinen Hütte schnarchte, erwachte und aufsprang, um zu sehen, was es denn gebe. Er sah Hänschen. »Das ist Hänschen, was ist ihm denn zugestossen? So traurig sah ich ihn noch nie! Er ist ein guter Junge, ich werde ihn zu trösten versuchen. Vielleicht kann ich ihm nützlich sein.«

Der Schäfer näherte sich Hänschen und schlug ihm auf die Achsel: »Warum weinst du so?« – Erneuerter Tränenausbruch. – »Höre doch auf. Warum weinst du denn?« – »Ich bat den Bauer Thomas um die Hand seiner Tochter, aber unglücklicherweise. ..« – »Hat man sie dir verweigert, nicht wahr? Das sehe ich an deiner Niedergeschlagenheit.« – »Ja.« – »Deswegen brauchst du nicht so untröstlich zu sein. Fasse Mut. Hier ist was, womit du den Widerstand deines zukünftigen Schwiegervaters überwinden kannst. Nimm dieses kleine Paket roten Pulvers und tue, was ich dir sage.«

Der Schäfer gab Hänschen einen kleinen Sack Pulver und Ratschläge. Hänschen kehrte wieder um, stopfte sich seine Pfeife und trat bei Thomas ein. Es war nur Jacqueline allein in der Küche anwesend. – »Ich will meine Pfeife anzünden. Du erlaubst es doch, Jacqueline?« – »Warum soll ich es nicht erlauben? Was gedenkst du wegen unserer Verheiratung zu unternehmen?« – »Warte nur, in kurzer Zeit werden deine Leute ihre Einwilligung geben.« – »Wieso?« – »Warte nur. Du wirst es später schon erfahren. Meine Pfeife zünde ich noch an, dann gehe ich wieder.«

Hänschen näherte sich dem Kamin, entzündete seine Pfeife, warf etwas Pulver ins Feuer und verliess Jacqueline. Diese ging auf kurze Zeit in den Garten hinaus; als sie zurückkehrte, war das Feuer beinahe erloschen. Sie wollte es wieder entflammen und blies auf die Kohlen, aber wie sie zu blasen begann, konnte sie nicht mehr aufhören. Ganz erstaunt suchte sie ihre Mutter auf. – »Mutter, Mutter, ft, ft, ich weiss nicht, ft, ft, was ich habe, ft, ft, aber, ft, seit ganz kurzer Zeit, ft, ft, kann ich nichts anders tun, als ft, ft, ft machen, ft, ft!« – Die erstaunte Bäuerin liess sich, so gut es ging, erzählen, was ihrer Tochter zugestossen war. – »Das ist sicher nicht das Feuer, das dein ft, ft verursacht hat, sondern etwas anders. Du wirst gleich sehen, dass mir das, wenn ich ins Feuer blase, nicht zustösst.«

Die Mutter ging zum Kamin und als sie sprechen wollte, bemerkte sie, dass sie ebenso wie ihre Tochter ft, ft machte. Man kann sich vorstellen, wie erschreckt die Frau war. Da sie es aber nicht wagte, ihrem Mann, der vom Feld zurückkehrte, ihr Missgeschick anzuvertrauen, so machte sie ihm ein Zeichen, das Feuer anzufachen. Ihm erging es aber nun ebenso wie seiner Frau und seiner Tochter und niemand konnte bald mehr ohne das ft, ft sprechen, das nicht wegzubringen war.

»Ich glaube, ft, ft,« sprach Thomas, »dass, ft, ft, der Teufel, ft, ft, in unseren Herd kam, ft, ft, um darin seine Wohnung, ft, ft, aufzuschlagen. Ich gehe ft, ft, zum Pfarrer, ft, ft und werde ihn bitten, ft, ft, den Teufel von hier ft, ft, zu verjagen.« Atemlos vom vielen Sprechen stiess der Bauer fünfzehn oder zwanzig ft aus.

Er ging zum Pfarrer, der nicht sehr erfreut war, den Teufel aus dem Kamin, worin er sich eingenistet hatte, auszutreiben. So kam er denn fluchend mit einem Ministranten, der Weihwedel und Weihwasser trug, herbei. Nachdem er einen tüchtigen Schluck Cider zu sich genommen hatte, machte er sich daran, den Teufel zu beschwören. Alles ging gut bis zu dem Moment, wo der Pfarrer in den Kamin hineinblies, um dem Teufel zu befehlen, sich zurückzuziehen. Da tat das Pulver seine Wirkung: »Do. .. ft, ft, ft, minus, ft, ft, ft,. .. us, us, ft, ft, vobis. .., ft, ft, ft, vobis. .. vobiscum.. ft, ft. ..« – »Et cum, ft, ft, spiritu, ft, ft, ft, ft, spiritu, ft, tuo, ft, ft, ft!« riefen Thomas, seine Frau und Jacqueline.

Da der Pfarrer sah, dass er nicht imstande sei, den Zauber zu brechen, so ging er weg, nachdem er sich vorher noch mit Cider tüchtig stärkte, damit das verdammte ft, ft aufhöre. Er ging aus dem Orte hinaus und begegnete dem Schäfer. – »Guten Tag, Herr Pfarrer; ihr scheint heute, wenn ich mich nicht irre, betrübt zu sein.« – »Sprich nicht davon, ft, ft, ft, ft.,. seit einer Stunde, ft, ft, ft, bin ich in den Klauen des Teufels, der, ft, ft, ft, ft, der mich unaufhörlich ft, ft, ft machen lässt.« – »Herr Pfarrer, es gibt ein Mittel, euch zu heilen. Ich kenne den Grund des Übels und weiss, dass der Bauer Thomas, seine Frau und seine Tochter Jacqueline am selben Übel leiden. Ich bin mit Hilfe des Hänschen, der ja aus euerem Ort ist, imstande, euch davon zu befreien und ebenso die Familie des Bauern Thomas.« – »Was muss ich machen? ft, ft, ft. Ich bin zu allem bereit, ft, ft, mein Leben, ft, ft, ft, ft, ist nutzlos, denn, ft, ft, ft, es ist mir ja unmöglich, ft, ft, ft, nur das geringste zu predigen.« – »Wir verlangen wenig von euch. Sobald Hänschen Jacqueline heiraten darf, so seid ihr geheilt.« – »Wenn es sonst, ft, ft, ft, nichts ist, ft, ft; ich gehe gleich zu Thomas, ft, ft und werde ihn dazu bestimmen, ft, ft.«

Der Pfarrer tat so und brachte Thomas dahin, dass er dem Hänschen seine Tochter zur Frau gebe. Sogleich hörte der Zauber auf und acht Tage hernach heiratete Hänschen die Jacqueline und der Pfarrer und der Schäfer waren bei der Hochzeit anwesend.



(Picardie.)


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