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Von den drei Brüdern und der alten Hexe - Märchen von August Leskien und K. Brugman: Litauische Volkslieder und Märchen


Von den drei Brüdern und der alten Hexe

Es waren einmal drei Brüder, die ritten des Wegs und wollten zu einem König, der Krieg führte. Sie kamen des Abends an eine Schenke und gingen in die Schenke und wollten da nächtigen. Die Wirtin war aber eine alte Hexe, und die Hexe sagte ›Ihr könnt bei mir Herberge haben, und ich will euch für die Nacht auch drei Mädchen geben.‹ Sie blieben also über Nacht in der Schenke. Am andern Morgen ritten sie weiter, und da sahen sie am Weg ein Tischchen voll Speisen stehn: das war eine von den drei Hexentöchtern. Und der jüngste von den dreien schlug mit einem Stecken auf das Tischchen, und da spaltete sich das Tischchen mitten entzwei. Auf der einen Hälfte des Tischchens aber war alles vergiftet, und auf der andern Seite war gutes Essen. Und da setzten sie sich an die gute Seite, assen was da war und ritten dann weiter. Ueber eine Weile sahen sie ein anderes Tischchen, das war die zweite Tochter der Hexe. Und der jüngste Bruder schlug wieder mit seinem Stecken darauf, das Tischchen spaltete sich entzwei, und sie assen was auf der guten Seite war und ritten dann weiter. Jetzt sahen sie ein drittes Tischchen, das war die dritte Hexentochter. Abermals schlug der jüngste Bruder auf das Tischchen, und auch das spaltete sich, sie assen wieder was auf der guten Seite stand und ritten danach weiter und kamen zum König. Sie dienten bei dem König fünf Jahre, und als die um waren, liess sie der König nach Haus ziehn. Sie ritten zusammen von dannen, und unterwegs trafen sie wieder die alte Hexe. Die Hexe rief dem Jüngsten zu ›Du hast meine drei Töchter ums Leben gebracht, dafür werd ich auch dich umbringen!‹ und darauf verschwand sie wieder. Des Jünglings Pferd aber sagte zu ihm, dass ein gewaltiger Drache kommen werde, dessen Rachen sei so gross, dass, wenn er ihn aufreisse, der Oberkiefer bis an die Wolken reiche. Da ritt der Jüngling zu einem Schmied und liess sich eine grosse Klammer schmieden, die wog fünfzehn Pud, und dann kaufte er sich noch drei Fässer. Und wie nun der Drache herankam, stand der Jüngling da und hatte die Klammer auf den Schultern liegen, und vor sich hatte er die drei Fässer, und er warf die drei Fässer in den Schlund des Drachen, schlug darauf mit der Klammer des Drachen Unterkiefer an die Erde fest, und dann tödtete er den Drachen; der Drache war aber niemand anders als die alte Hexe. Die drei Brüder ritten nun weiter und kamen nach Haus, jeder nahm sich eine Frau, und sie haben noch lange Jahre gelebt.


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