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Vom Re Porco - Märchen von Laura Gonzenbach: Sicilianische Märchen


Vom Re Porco

Es waren einmal ein König und eine Königin, die hatten kein Kind und hätten doch so gern eins gehabt. Eines Tages ging die Königin spazieren, und da lief ihr eine Sau mit ihren Ferkelchen über den Weg. Da sprach die Königin: »O Gott, so ein unvernünftiges Thier hat so viele Kleine, und mir habt ihr auch nicht eines geschenkt, trotz meiner Gebete. Ach, hätte ich doch ein Kind, und wenn es nur ein Schweinchen wäre!«

Nicht lange, so hatte die Königin Aussicht, ein Kind zu bekommen, und bald kam auch ihre Stunde. Sie gebar aber ein kleines Schweinchen. Da war große Verwunderung und Trauer im Schloß und im ganzen Land. Die Königin aber sagte: »Dieses Schweinchen ist nun einmal mein Kind, und ich habe es eben so lieb, als wenn ich einen schönen Knaben zur Welt gebracht hätte.« Also säugte sie das Schweinchen, und hatte es von ganzem Herzen lieb; das Schweinchen aber gedieh, und wuchs einen Tag für zwei.

Als es nun größer geworden war, fing es an, im Schlosse herumzugehen und zu grunzen: »Ich will eine Frau haben! ich will eine Frau haben!« Die Königin aber sprach zum König: »Was sollen wir thun? Eine Königstochter können wir unserm Sohn nicht geben, es würde ihn ja keine nehmen; so wollen wir mit der Waschfrau sprechen, die hat drei schöne Töchter, vielleicht gibt sie uns eine davon zur Frau für unsern Sohn.« Der König war es zufrieden, und die Königin ließ die Waschfrau zu sich kommen. »Höre einmal,« sprach sie zu ihr, »du mußt mir einen Gefallen thun. Mein Sohn will sich gern verheirathen, und du mußt mir deine älteste Tochter zur Frau für ihn geben.« »Ach, Frau Königin,« antwortete die Waschfrau, »soll ich mein Kind einem Schwein geben?« Die Königin aber sprach: »Ach, thu es doch. Sieh, deine Tochter soll wie eine Königin gehalten werden, und ich gebe dir, was du willst.« Die Waschfrau war ein armes Weib, und ließ sich bereden, den Willen der Königin zu thun; sie ging also zu ihrer ältesten Tochter, und sprach zu ihr: »Denke dir nur, meine Tochter, der Sohn des Königs will dich heirathen, und du sollst nun gehalten werden wie eine Königin.« Die Tochter wollte zwar nicht gerne ein Schwein heirathen, sie dachte aber, sie würde dann schöne Kleider haben und Geld die Hülle und Fülle, und sagte ja.

Nun wurde ein glänzendes Hochzeitsfest gefeiert, drei Tage lang, und die Tochter der Waschfrau wurde in kostbare Gewänder gekleidet. Da sie nun in einem schönen Kleide ganz breit da saß, kam das Schwein hereingelaufen, hatte sich im Schlamm gewälzt, und wollte sich an ihrem schönen Kleide abreiben. Sie aber stieß ihn unsanft von sich, und rief: »O du abscheuliches Thier, geh weg, du beschmutzest mir ja mein schönes Kleid,« und so oft er in ihre Nähe kam, trieb sie ihn mit unfreundlichen Worten weg.

Am Abend des dritten Tages nun, nachdem die Trauung vollzogen war, wurde sie in die Brautkammer geführt, und legte sich nieder; er aber wartete, bis sie eingeschlafen war, dann trat er in die Brautkammer, verriegelte die Thüre, streifte seine Schweinshaut ab, und wurde ein schöner, edler Jüngling. Da zog er sein Schwert, und hieb seiner Frau den Kopf ab, und als der Morgen kam, schlüpfte er wieder in seine Schweinshaut, lief im Schloß umher, und grunzte: »Ich will eine Frau haben! ich will eine Frau haben!« Die Königin aber hatte keine Ruh, denn sie dachte: »Wenn er sie nur nicht umgebracht hat.« Als sie nun in das Zimmer trat, und die todte Braut im Bette fand, ward sie tief betrübt und sprach: »Was soll ich nun ihrer armen Mutter sagen?« Das Schwein aber rannte immer im Haus umher und verlangte eine Frau. Da ließ die Königin die Waschfrau rufen, und erzählte ihr mit vielen Thränen das unglückliche Schicksal ihrer Tochter. »Nun mußt du mir aber den Gefallen thun, und mir deine zweite Tochter herbringen, daß sie die Frau meines Sohnes werde,« sprach sie. Die Waschfrau jammerte laut: »Wie soll ich mein armes Kind in den Tod schicken?« Die Königin aber antwortete: »Du mußt es thun. Bedenke doch, wenn es gelingt, so ist deine Tochter nach mir die Erste im ganzen Reich.« Da willigte die Waschfrau ein, und brachte ihre zweite Tochter ins Schloß, und die Hochzeit wurde mit großer Pracht gefeiert, drei Tage lang.

Die Braut wurde schön gekleidet, und als sie in ihrem schönen Kleide da saß, kam das Schwein hereingelaufen, hatte sich im Schlamm gewälzt, und wollte ihr auf den Schooß steigen. Sie aber rief: »O du abscheuliches Thier, geh weg, du beschmutzest mir ja mein schönes Kleid.« Am Abende des dritten Tages wurde sie in die Brautkammer geführt, es ging ihr aber nicht besser, als der älteren Schwester. Als sie fest schlief, kam ihr Mann herein, streifte die Schweinshaut ab, daß er zu einem schönen Jüngling wurde, und schnitt ihr den Kopf ab. Am Morgen kam die Königin ins Zimmer, und fand die todte Braut im Bette, ihr Sohn aber lief in seiner Schweinshaut im ganzen Haus umher, und grunzte: »Ich will eine Frau haben! ich will eine Frau haben!« Was war zu machen? Die Königin mußte wieder die Waschfrau kommen lassen, ihr das traurige Schicksal der Tochter mittheilen, und sie bitten, ihr nun das Jüngste zu schicken. Da fing die arme Mutter an zu weinen und sprach: »Soll ich alle meine Kinder verlieren?« und wollte ihre Tochter nicht hergeben. Die Königin aber bat sie, und stellte ihr vor, die jüngste Tochter sei ja viel klüger als ihre Schwestern, vielleicht möchte es ihr gelingen. Da ließ die Waschfrau sich überreden, und brachte auch ihre jüngste Tochter in das Schloß, die war sehr klug, und schöner als die Sonne und der Mond. Gleich kam ihr das Schwein entgegen gelaufen, und sie bückte sich, und nannte es: »mein hübsches Thierchen.« Da wurde ein glänzendes Hochzeitsfest gefeiert, drei Tage lang, und die Braut bekam die schönsten Kleider.

Als sie nun schön geschmückt da saß, kam das Schwein herein, hatte sich im Schlamm gewälzt, und wollte sich an ihrem Kleide abreiben. Da sprach sie: »Komm nur auf meinen Schooß, du liebes Thierchen, und wenn das Kleid auch schmutzig wird, es thut nichts, ich ziehe später ein andres an.« So oft sie sich nun schön geschmückt hatte, kam das Schwein, und beschmutzte ihr ihre Kleider, sie aber ließ es geschehen, und verlor nie die Geduld. Am Abende des dritten Tages wurde sie in die Brautkammer geführt, und als sie fest schlief, kam ihr Mann herein, streifte seine Schweinshaut ab, und legte sich auch nieder. Ehe sie aber aufgewacht war, schlüpfte er wieder in die Schweinshaut, also daß sie nicht wußte, welch schönen Jüngling sie zum Manne habe.

Als nun am Morgen die Königin mit schwerem Herzen ins Zimmer trat, fand sie die Braut munter und vergnügt, und dankte Gott, daß Alles gut abgelaufen war.

So vergingen einige Tage, eines Abends aber schlief die junge Frau nicht, als ihr Mann die Schweinshaut abstreifte und sah ihn nun in seiner wahren Gestalt. Da gewann sie ihn von Herzen lieb, und sprach: »Warum hast du mich nicht erkennen lassen, wie schön du bist?« Er aber antwortete: »Sage ja keinem Menschen, wie ich aussehe, denn wenn du es erzählst, so muß ich fort, und du mußt sieben Jahre, sieben Monate und sieben Tage wandern, und mußt sieben Paar eiserne Schuhe durchlaufen, ehe du mich erlösen kannst.« Da versprach sie ihm, verschwiegen zu sein, und keinem Menschen davon zu sagen, und hielt ihr Versprechen einige Tage lang.

Eines Tages aber konnte sie dem Verlangen nicht widerstehen, es der Königin mitzutheilen, und sprach: »Ach, liebe Mutter, wenn ihr wüßtet, wie schön mein Mann ist, wenn er Abends seine Schweinshaut abstreift!« In demselben Augenblick war der Königssohn verschwunden, und so viel man auch nach ihm suchen mochte, er war nirgends zu finden. Da fing die junge Frau an zu weinen, und sprach: »Ich bin Schuld an diesem Unglück; er hatte es mir ja gesagt. So will ich denn nun wandern sieben Jahre, sieben Monate und sieben Tage lang, bis ich ihn wieder gefunden habe.« Also ließ sie sich sieben Paar eiserne Schuhe machen, und ob auch der König und die Königin sie nicht ziehen lassen wollten, so blieb sie dennoch standhaft und wanderte fort, viele, viele Tage lang, bis sie eines Abends an ein Häuschen kam. Darin wohnte eine gute, alte Frau. »Ach,« bat die junge Frau, »laßt mich diese Nacht bei euch ruhen, sonst muß ich verschmachten.« Da nahm die Alte sie freundlich auf, und als sie hörte, warum die junge Frau ausgezogen sei, sprach sie: »Ach, du armes Kind, du mußt nun unter der Erde weiter wandern, bis du vier Paar Schuhe durchgelaufen hast.« Da gab sie ihr ein Lämpchen, und zeigte ihr den unterirdischen Gang, durch den sie wandern mußte, und die arme junge Frau fing an zu wandern, und wanderte vier Jahre, vier Monate und vier Tage unter der Erde, bis die vier Paar Schuhe verbraucht waren.

Nach dieser langen Zeit kam sie wieder ans Tageslicht, und wanderte nun auf der Erde weiter. Da kam sie in einen dichten Wald, und konnte keinen Ausweg finden. Endlich sah sie in der Ferne ein Licht, und als sie näher hinzuging, sah sie ein Häuschen und klopfte an. Ein ganz alter Mann öffnete ihr die Thür, der war ein Einsiedler, und frug sie, was sie wolle. »Ach, Vater,« antwortete sie, »ich bin ein armes Mädchen, und bin ausgegangen, meinen Gemahl zu suchen,« und erzählte ihm die ganze Geschichte. Da sprach der Einsiedler: »Ach, du armes Kind, da mußt du noch weit wandern, und ich kann dir nicht helfen. Aber eine Tagereise weiter im Wald wohnt mein älterer Bruder, der kann dir vielleicht rathen. Ruhe diese Nacht hier aus, morgen früh will ich dich wecken.« Am Morgen weckte sie der Einsiedler, wies ihr den Weg, und gab ihr beim Abschied eine Haselnuß. »Verwahre sie wohl, sie wird dir nützen,« sprach er, segnete sie und ließ sie ziehen.

Da wanderte sie den ganzen Tag, und als es Abend wurde, kam sie zum zweiten Einsiedler, bei dem brachte sie die Nacht zu, und klagte ihm ihr Leid. »Du armes Kind,« antwortete er, »ich kann dir nicht helfen, aber eine Tagereise tiefer im Wald wohnt mein älterer Bruder, der kann dir vielleicht rathen.« Zum Abschied gab der Einsiedler ihr eine Kastanie, und sprach: »Verwahre sie wohl, sie wird dir nützen.«

Da wanderte sie wieder einen ganzen Tag im finstern Wald, und kam am Abend zum dritten Einsiedler, bei dem brachte sie die Nacht zu, und klagte ihm ihr Leid. Er konnte ihr aber auch nicht helfen, sondern wies sie an seinen ältesten Bruder, der wohnte noch tiefer im Wald. Zum Abschied schenkte er ihr eine Nuß, und sprach: »Verwahre sie wohl, sie wird dir nützen.«

Am Abend des vierten Tages kam sie endlich zum ältesten Einsiedler, der war so steinalt, daß sie fast vor ihm erschrak. Als sie ihm nun erzählt hatte, warum sie so allein herumziehe, sprach er: »Du armes Kind, du mußt noch weiter wandern, bis die sieben Jahre, sieben Monate und sieben Tage um sind. Dann wirst du in die Stadt kommen, wo der Königssohn weilt. Nimm diese Zaubergerte, gehe in der Nacht vor das königliche Schloß, und schlage damit auf den Boden, so wird sich ein wunderschöner Palast erheben, in dem kannst du wohnen.« Dann segnete er sie und ließ sie ziehen.

So wanderte sie immer weiter, bis die sieben Paar Schuh aufgebraucht, und die sieben Jahre, sieben Monate und sieben Tage verflossen waren, und kam endlich eines Abends in eine Stadt, wo der König Porco1 weilte. Er hatte zwar seine menschliche Gestalt, denn der Zauber war von ihm gewichen, aber er hatte sein treues Weib vergessen, und eine schöne Königin hielt ihn gefangen, und in einigen Tagen sollte die Hochzeit sein. Als die arme junge Frau das hörte, ward sie von Herzen betrübt, sie that aber, wie der Einsiedler ihr geheißen, ging in der Nacht vor das königliche Schloß, und schlug mit der Zaubergerte auf den Boden. Alsbald erhob sich ein prachtvoller Palast, mit großen Sälen und zahlreicher Dienerschaft, und sie ging hinein, und wohnte darin. Als nun am Morgen der König Porco ans Fenster trat, sah er den schönen Palast, und verwunderte sich sehr, und rief die Königin, damit sie ihn auch sehen sollte. Unterdeß aber hatte die junge Frau die Haselnuß zerknackt, die der Einsiedler ihr gegeben, und siehe da, es kam eine schöne goldne Henne heraus mit vielen goldnen Küchlein, die waren gar niedlich anzusehen. Sie aber nahm die Henne sammt den Küchlein, und stellte sie auf den Balkon, wo der König und die Königin sie sehen konnten. Als nun die Königin die Thiere sah, regte sich in ihr der Wunsch, sie zu besitzen. Also rief sie ihre vertraute Kammerfrau, und sprach: »Gehe hinüber zu der Dame, und fragte sie, ob sie mir die Henne und die Küchlein verkaufen wolle. Ich wolle ihr dafür geben, was sie verlange.« Da ging die Kammerfrau hinüber, und richtete den Auftrag der Königin aus, die junge Frau aber antwortete: »Saget eurer Herrin, die Henne und die Küchlein seien mir nicht feil; ich werde sie ihr aber mit Freuden schenken, wenn sie mir erlaubt, eine Nacht in dem Zimmer ihres Bräutigams zuzubringen.« Als die Kammerfrau der Königin diesen Bescheid brachte, meinte die Königin: »Nein, das kann nicht geschehen, das ist unmöglich!« Die Kammerfrau aber sprach: »Warum nicht, Frau Königin? Wir geben dem Könige heute Abend einen Schlaftrunk, so wird er nichts davon merken.« So willigte die Königin denn ein, und die junge Frau mußte die goldnen Thierlein hergeben, und wurde am Abend in die Kammer des Königs geführt. Da fing sie an zu weinen und zu klagen: »Hast du mich denn ganz vergessen? Sieben Jahre, sieben Monate und sieben Tage bin ich gewandert, bei Sturm und Regen, und bei der glühenden Sonnenhitze, und habe sieben Paar eiserne Schuhe verbraucht, um dich zu erlösen, und nun willst du mir untreu werden?« So jammerte sie die ganze Nacht, weil aber der König den Schlaftrunk genommen hatte, konnte er sie nicht hören, und sie mußte am Morgen früh die Kammer verlassen, ohne ihn geweckt zu haben.

Unter der Kammer des Königs aber war das Gefängniß, und die Gefangenen hatten Alles gehört, was die arme Frau geklagt hatte, und verwunderten sich sehr darüber. Sie aber ging nach Hause, biß die Kastanie auf, und fand darin eine kleine Lehrerin ganz von Gold, mit ihren kleinen Schülerinnen, die stickten und nähten, daß es gar hübsch anzusehen war, und alle waren von Gold. Da nahm sie das Spielzeug und stellte es auch auf den Balkon, und als die Königin es sah, bekam sie Lust es zu haben, und schickte ihre Kammerfrau hinüber, um zu fragen, ob es feil sei. Die junge Frau aber antwortete: »Saget eurer Herrin, ich werde ihr mit Freuden das Spielzeug schenken, wenn sie mir erlaubt, eine Nacht in der Kammer ihres Bräutigams zuzubringen.« Die Königin wollte nicht, die Kammerfrau aber sagte: »Warum denn nicht? Wir geben dem König wieder einen Schlaftrunk, daß er nichts merke.« Als es nun Abend wurde, und der König zu Tische saß, mischte ihm die Königin einen Schlaftrunk in den Wein, also daß er fest einschlief, und als seine rechte Frau kam, konnte er nicht hören, wie sie die ganze Nacht durch weinte und jammerte. Die Gefangenen aber hörten es, und als der König erwachte, ließen sie ihn bitten, doch einen Augenblick zu ihnen zu kommen, sie hätten ihm ein Wort zu sagen. Da kam der König, und die Gefangenen sprachen: »Königliche Majestät, schon seit zwei Nächten hören wir in eurer Kammer ein Klagen und Jammern von einer Frauenstimme.« »Wie ist es denn möglich, daß ich nichts davon gehört habe?« sprach der König. »Heute Abend will ich keinen Wein trinken.«

Die arme Frau aber war traurig nach Haus gegangen, und zerknackte auch noch die Nuß, darin fand sie einen wunderschönen, goldnen Adler, der glänzte in der Sonne, daß es eine Pracht war. Da nahm sie ihn, und stellte ihn ebenfalls auf den Balkon, und kaum hatte ihn die Königin erblickt, so wünschte sie auch schon ihn zu haben, und schickte die Kammerfrau hinüber, um ihn um jeden Preis zu kaufen. Die junge Frau aber gab immer dieselbe Antwort: »Saget eurer Herrin, ich werde ihr mit Vergnügen den Adler schenken, wenn sie mir erlaubt, eine Nacht in der Kammer ihres Bräutigams zuzubringen.« »Nun gut,« dachte die Königin, »ich werde dem Könige wieder einen Schlaftrunk geben.« Als es aber Abend ward, und der Königin zu Tische saß, hütete er sich wohl, den Wein zu trinken, den die Königin ihm bot, sondern goß ihn unter den Tisch. Er that aber dennoch, als ob der Schlaf ihn übermanne ließ sich zu Bette bringen, und fing an zu schnarchen, als ob er ganz fest schliefe. Da ging die Thüre auf und seine rechte Frau kam herein, setzte sich auf das Bett und fing an zu jammern: »Hast du mich denn ganz vergessen? Sieben Jahre, sieben Monate und sieben Tage bin ich gewandert, bei Sturm und Regen, und bei glühender Sonnenhitze, und habe sieben Paar eiserne Schuhe verbraucht, um dich zu erlösen, und nun willst du mir untreu werden?« Als der König das hörte, erinnerte er sich wieder seines treuen Weibes, sprang auf, umarmte und küßte sie, und sprach: »Ja, du bist meine liebe Frau; sei unbesorgt, wir wollen morgen entfliehen.«

Am Morgen aber, als seine Frau ihn verlassen hatte, stand er auf, befreite alle die Gefangenen zum Dank für ihre Warnung, und rüstete dann heimlich ein Schiff aus, ohne daß die Königin es merkte. In der Nacht aber bestieg er mit seiner Frau das Schiff, und fuhr zu seinen Eltern zurück. Ihr könnt euch denken, wie sich die gefreut haben werden, als sie ihren Sohn und ihre liebe Schwiegertochter wieder sahen! Da wurde ein schönes Fest gefeiert, und sie blieben reich und getröstet, und wir sind hier sitzen geblieben.

Fußnoten

1 Schwein.


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