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Peter der Maulaffe - Märchen von Emil Karl Blümml: Schwänke und Schnurren des französischen Bauernvolkes


Peter der Maulaffe

Ein armer Mann hatte einen Sohn, den er infolge seines Elends kaum ernähren konnte. Der Knabe zeichnete sich gerade nicht durch seine Klugheit aus und wurde von seinen Eltern oft geschlagen. Eines Tages rannte er, um sich den Schlägen zu entziehen, vom Hause mit dem festen Vorsatz, nicht mehr zurückzukehren, fort. Er suchte sich einen Posten. Zunächst ging er zu einem Bäcker eines benachbarten Dorfes und verlangte Arbeit. – »Kannst du Mehl sieben, Teig kneten, Ofen heizen und Brot einschiessen?« frug ihn der Bäcker. – »Ja, Herr, ich kann alles. Befehlt mir etwas und ihr werdet sehen, dass ich meinen Mann stelle.« – »Beginne Mehl zu sieben, ich gehe unterdessen in den benachbarten Ort, um Getreide zu holen.«

Peter begann mit Eifer zu arbeiten. Er band alle Säcke auf und glaubend, dass sein Herr das Mehl im Hof sieben wolle, öffnete er das Fenster und warf das Mehl mitten in den Bach hinein. Die Hühner, Enten und Schweine waren darüber äusserst erfreut. Als der Herr heimkam, leerte Peter soeben den letzten Sack beim Fenster hinaus. – »Dummkopf«, schrie der Bäcker, »du wirfst ja meinen ganzen Besitz den Tieren vor. Das soll aber nicht ungerächt bleiben.« – Er nahm eine Peitsche und schlug auf Peter los, der eiligst flüchtete.

Da er aber zu seinen Eltern nicht zurückkehren wollte, ging er zu einem Schuster. Dieser befahl ihm, Schuhe zuzuschneiden, während er unterdessen zu den Kunden gehe. Peter nahm ein Messer und schnitt aus einem grossen Stück Leder verschiedengeformte Teile aller Grössen. Als der Schuster in die Werkstätte zurückkam, fand er nur einen Haufen verschiedener Stücke. Inmitten stand Peter und wartete auf Anerkennug. Aber er erhielt nur eine Tracht Prügel.

Er rannte eiligst davon und beschloss, zu seinen Eltern zurückzukehren. Als er noch drei Meilen von ihrer Wohnung war, überraschte ihn die Nacht und er beschloss, unter freiem Himmel zu übernachten. Er legte sich unter einen Bienenstock und schlief ein. Während der Nacht kamen Diebe, stahlen die schwersten Bienenkörbe und trugen auch Peter mit seinem Bienenkorb in einem Sack davon.

Peter hatte dem Schuster eine Anzahl Ahlen gestohlen. Er stach mit einer seinen Träger. – »Au! Au! Verfluchte Bestien!« rief dieser. – Nach einiger Zeit begann ihn Peter wieder zu stechen und zwar derart, dass der Dieb glaubte, alle Teufel seien los, den Sack fallen liess und eiligst floh. Die Lage Peters war dadurch aber keine bessere geworden, denn noch immer befand er sich in einem zugebundenen Sack. Nach sechs Stunden hatte er jedoch den Sack durchlocht und konnte sich frei machen. Es war schon licht geworden. Peter beeilte sich, das Haus seiner Eltern zu erreichen, trat ein und erklärte, es nicht mehr verlassen zu wollen, da er von seinen zwei Lehrtagen nicht befriedigt sei.



(Somme.)


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