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Die drei ungleichen Schwestern - Märchen von Dietrich Jecklin: Volksthümliches aus Graubünden


Die drei ungleichen Schwestern

Auf den Fidriser-Heubergen stand ein kleines Häuschen, in welchem drei Schwestern wohnten. Eine von ihnen war schneeweiß, schön und gut, die And're eine böse, schwarze Hexe, die Dritte halb weiß und halb schwarz, halb gut und halb bös. – Wenn nun die Hexe den Leuten Unheil anrichten wollte und die Gute durch Rath und Warnung dies verhinderte, dann trat die Dritte vermittelnd zwischen sie, so daß die Hälfte des Unheils zugelassen, die andere Hälfte abgewendet wurde. – Einst machten die Fidriser Burschen und Mädchen eine Bergparthie und wurden in der Nähe des Häuschens vom Regen überfallen. Die Gute erbarmte sich der fröhlichen Gesellschaft und lud die Durchnäßten in die Stube ein; sie wollte ihnen Kuchen backen, aber die Hexe stieß sie aus der Küche und backte der Gesellschaft selber Kuchen, die von Außen schön und gelb wurden, inwendig aber vergiftet waren. Das verdroß die Gute, und sie weinte. Die Mittlere kam dazu, backte aus grobem Hausmehl grobe, braune Küchlein und sagte zur Guten: »Wir stellen von beiden, die gelben und die braunen den Gästen vor; die Eigennützigen werden die schönen, vergifteten essen und sterben, die Bescheidenen hingegen die braunen, und ihnen wird nichts geschehen; so geht es, halb und halb, wie immer!« – Diejenigen der Gesellschaft, die die goldgelben Küchlein aßen, starben; die Bescheidenen hingegen, die mit den braunen vorlieb genommen, kehrten, von der Guten reich beschenkt, nach Hause.


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