A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
spanische Sprache
Beitrag von redaktion
Nach wie vor gilt Englisch unangefochten als Weltsprache. Dabei gibt es eine Sprache, die ihr in Hinblick auf Sprecherzahlen und globale Bedeutung dicht auf den Fersen ist und sich stetig zunehmender Beliebtheit erfreut: Spanisch. Mit über 400 Millionen Muttersprachlern ist Spanisch nach dem Hochchinesischen (Mandarin) mit 955 Millionen Muttersprachlern die meistgesprochene Sprache der Welt.

Seinen Ursprung nimmt das Spanische in einer zentralöstlichen Region der Iberischen Halbinsel, Kastilien. Hier entwickelt es sich nach dem Zerfall des Römischen Reiches im fünften Jahrhundert aus dem Vulgärlateinischen. Die Varietät, die man im Raum von Toledo sprach, wurde später als Standard für eine einheitliche Schriftsprache festgelegt. Bei Spanisch handelt sich um eine romanische Sprache, zu denen unter anderem auch Französisch, Italienisch, Portugiesisch sowie Rumänisch zählen. Durch die Eroberung Amerikas erstreckte sich die spanische Sprache über den gesamten südlichen Kontinent und blieb auch nach dem Ende der Kolonialzeit weiter in Gebrauch.

Auch wenn davon ausgegangen wird, dass sich mindestens 1,5 Milliarden Menschen weltweit auf Englisch verständigen können, so gibt es doch nur etwa 360 Millionen Muttersprachler. Spanisch ist offizielle Amtssprache in 20 Ländern: in allen spanischsprachigen Ländern Süd- und Mittelamerikas und der Karibik, in Puerto Rico, Spanien (auch in den beiden Enklaven Ceuta und Melilla an der nordafrikanischen Küste) sowie in Äquatorialguinea. Viele Sprecher finden sich auch in Andorra, Gibraltar, Belize sowie in den Vereinigten Staaten von Amerika. Hier verzeichnet die spanische Sprache den stärksten Zuwachs: 2014 betrug der Anteil der spanischsprachigen Bevölkerung in den USA bereits über 15% - Tendenz steigend. Schon jetzt lebt in den USA die zweitgrößte Gruppe spanischsprachiger Menschen weltweit, nur in Mexiko gibt es noch mehr Muttersprachler. Im US-Bundestaat New Mexico besitzt die spanische Sprache bereits einen offiziellen Status: Hier sind über 40% der Einwohner hispanischer Abstammung. In Marokko und auf den Philippinen ist Spanisch als Minderheitensprache anerkannt.

Spanisch gehört auch zu den am häufigsten gelernten Fremdsprachen: Weltweit gibt es etwa 88 Millionen Menschen, die Spanisch als Zweitsprache beherrschen. In den USA ist Spanisch die am häufigsten gelehrte Fremdsprache, in Europa liegt sie auf Platz vier nach Englisch, Französisch und Deutsch.

Dank der zahlreichen Sprecher und der erstarkenden Volkswirtschaften Lateinamerikas hat Spanisch auch einen hohen wirtschaftlichen Wert. So ist Lateinamerika beispielsweise weltweit führend beim Export von Agrarprodukten wie Kaffee und Soja. Auch lagern hier knapp zehn Prozent der weltweiten Erdölreserven. Für den internationalen Handel gewinnen Spanischkenntnisse somit immer mehr an Bedeutung.

Auch aus der Politik ist Spanisch nicht wegzudenken: Es ist offizielle Arbeitssprache zahlreicher internationaler Organisationen (darunter die EU, die UN und die Organisation Amerikanischer Staaten) und auch in Wirtschafts- und Regionalverbänden spielt Spanisch eine wichtige Rolle, wie beispielsweise bei der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC), der Andengemeinschaft oder der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC).

Aber: Spanisch ist nicht gleich Spanisch. Die Standardvariante der spanischen Sprache wird auch als "castellano" (kastilisch) bezeichnet. In Spanien gibt es neben dem Spanischen noch drei weitere Amtssprachen: Katalanisch, Galizisch und Baskisch. Auch wenn alle Amtssprachen Spaniens gleichberechtigt sind, so ist "castellano" nach wie vor Pflichtfach in der Schule und wird von der überwiegenden Mehrheit der Spanier auch verstanden und mehr oder weniger fließend gesprochen. Dennoch sind nicht alle Spanier zufrieden mit der Dominanz des Kastilischen. Dies zeigt sich zur Zeit anhand der Unabhängigkeitsbestrebungen nicht weniger Katalanen, die sich nicht als zu Spanien zugehörig empfinden und die Schaffung eines unabhängigen Staates anstreben. Die Pflege und das Ausleben der eigenen (katalanischen) Sprache ist hierbei ein wichtiger Teil der eigenen Identität. In anderen Ländern wird die Präsenz des Spanischen im alltäglichen Leben als weniger kritisch empfunden, wenngleich es in Lateinamerika noch zahlreiche lebendige Sprachen indigenen Ursprungs gibt. Die Sprachen der Ureinwohner haben das moderne Spanisch vielerorts stark beeinflusst. So sind nicht wenige Namen für Tiere (coyote), Früchte (cacao) oder Orte (Nicaragua) auf die Azteken im heutigen Staatsgebiet von Mexiko zurückzuführen. Im Laufe der letzten Jahrzehnte ist die Sprache hingegen zunehmend vom Englischen beeinflusst worden, insbesondere in Ländern wie Mexiko, die eine geografische Nähe zu den USA aufweisen. In den USA selbst ist sogar von der Entstehung einer neuen Sprache die Rede: Spanglish, eine Mischform aus Spanisch und Englisch, die überwiegend von jungen Menschen hispanischer Herkunft gesprochen wird und neben Vokabeln auch grammatikalische Strukturen aus dem Englischen übernimmt. Während Puristen Spanglish als unreine Form der englischen und spanischen Sprache verunglimpfen, betrachten andere die Entstehung einer neuen Sprache, die die multikulturelle Vielfalt in den USA widerspiegelt, mit Wohlwollen.

Gut möglich also, dass Spanisch in nicht allzu ferner Zukunft die nächste Weltsprache wird. Die Bevölkerung der spanischsprachigen Länder ist mit Ausnahme Spaniens sehr jung. Sie wird auch in den kommenden Jahren weiter wachsen und nicht zuletzt auf ihrer Suche nach privatem Glück und beruflichen Perspektiven die spanische Sprache weiter in die Welt hinaustragen.