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italienische Sprache
Beitrag von redaktion
Jenseits aller gängigen Klischees von Sonne, Pizza und Dolce Vita ist die italienische Sprache reich an Sprechern und Geschichte. Weltweit zählen sich etwa 65 Millionen zu den Muttersprachlern des Italienischen. Die meisten von ihnen (ca. 58 Millionen) leben in Italien. Im italienischsprachigen Teil der Schweiz gibt es etwa 530.000 Sprecher, 30.000 leben in San Marino und um die 1.000 in der Vatikanstadt. In diesen vier Ländern ist Italienisch als offizielle Amtssprache anerkannt. Einen Status als Sekundärsprache genießt das Italienische in Somalia; Slowenien und Kroatien erkennen es als Minderheitensprache an. Dabei gab es eine Zeit, als Italienisch auch jenseits des Atlantiks in aller Ohren war: Mitte des 19. Jahrhunderts litt das italienische Volk aufgrund von Missernten und rückständigen Verfahren in der Landwirtschaft unter großem Hunger. Anderenorts hatten vor allem die größeren Städte mit Überbevölkerung zu kämpfen. In der Hoffnung auf ein besseres Leben verließen allein zwischen 1860 und 1885 über zehn Millionen Italiener ihr Heimatland. Ihr Hauptreiseziel: Die USA und Argentinien. Noch heute ist ihr Einfluss deutlich spürbar. Die Nachnamen vieler berühmter Personen aus den USA (wie Frank Sinatra, Sylvester Stallone oder Danny DeVito) zeugen von einer italienischen Abstammung. In Argentinien gibt es bis heute eine italienischsprachige Minderheit und auch die mittlerweile ausgestorbene Mischsprache Cocoliche war Sinnbild für den Einfluss der Italiener in Südamerika.

Die Geschichte der italienischen Sprache ist außerordentlich gut dokumentiert und reicht weit zurück. Wie alle romanischen Sprachen, zu denen beispielsweise Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Katalanisch und Rumänisch gehören, entwickelte sich das Italienische aus dem Vulgärlateinischen heraus. Erste Zeugnisse einer italienischen Schriftsprache stammen aus dem späten achten oder frühen neunten Jahrhundert und wurden in Verona gefunden. Auch nach dem Zerfall des römischen Reiches im fünften Jahrhundert blieb Latein weiterhin Schriftsprache. Da die gemeine Bevölkerung aber ihre ganz eigene Mundart entwickelt hatte und es zunehmend schwieriger wurde, öffentliche Kundgebungen oder Verwaltungsabläufe dem Volk verständlich zu machen, einigte man sich schließlich auf einer Verschriftlichung ebendieser mündlichen Sprache. Ende des 12. Jahrhunderts etablierte sich die toskanische Sprache allmählich als Schriftsprache, die von der Mehrheit der belesenen Bevölkerung verstanden werden konnte. Trotz der einheitlichen Schriftsprache ist Italien ungewöhnlich reich an Dialekten und so gibt es kaum eine Region, die nicht ihre ganz eigene Variante der italienischen Sprache kultiviert. Oft ist die Unterscheidung zwischen Dialekt und eigenständiger Sprache nicht leicht: Sizilianisch beispielsweise wird mehr als eigenständige denn als Dialekt verstanden, da Laute und Wortschatz sich erheblich vom Standarditalienischen unterscheiden. Als Hochvariante gilt bis heute das in der Toskana gesprochene Italienisch, wie es schon in Ansätzen in den Werken von so berühmten Autoren wie Dante, Petrarca oder Boccaccio zu lesen ist.

Während andere Länder romanischer Sprachen wie etwa Spanien oder Frankreich sich aktiv für den Spracherhalt einsetzen und eigene Akademien mit dem Schutz der eigenen Sprache befassen, sind die Italiener um einiges offener für Lehnwörter aus anderen Sprachen. Insbesondere Anglizismen wie "meeting" oder "boom" finden sich wie auch im Deutschen zu Haufe. Von einem Aussterben der ursprünglichen Sprache kann dennoch keine Rede sein. Italienisch ist nach wie vor die Sprache der Musik, der Kunst, der Mode und des Designs. In nicht wenigen themenverwandten Studiengängen sind zuweilen Italienischkenntnisse erforderlich. Und selbst weniger ambitionierte Sprachschüler schätzen die beliebte Fremdsprache aus Europas sonnigem Süden ohnehin wegen ihres melodischen Klangs und nicht zuletzt wegen der Herzlichkeit und lebensbejahenden Fröhlichkeit der Italiener.