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Die Sprache des Martin Schulz

Tipp von Redaktion
Martin Schulz ist der Gegenkandidat zu Angela Merkel. Der alteingesessene SPD-Politiker, der 23 Jahre für die EU gedient hat, spricht neben Deutsch zudem fünf weitere Sprachen: Italienisch, Französisch, Englisch, Niederländisch und Spanisch.

Darüber hinaus ist Schulz für seinem mehr oder minder amüsanten Aussprachefehler bekannt, der ihm das korrekte Aussprechen seines eigenen Nachnamens verweigert.

Abgesehen von den Fremdsprachenkenntnissen und der mangelnden Fähigkeit, einen korrekten sch-Laut zu bilden, hat Martin Schulz zudem rhetorische Lieblingsfiguren und lässt sich anhand seines Sprachbildes schnell zuordnen.

Martin Schulz wird in den Deutschen Medien recht wohlwollend als frisch auf der politischen Bühne wahrgenommen und dargestellt, was sich aus seinen langjährigen Tätigkeiten im Europa-Parlament oder als Bürgermeister von Würselen, nicht unbedingt herleiten lässt. Dabei hilft ihm auch seine Sprache, die - im Vergleich zu Angela Merkels trockener Sprache - nahezu überemotional ist. Dabei wurde im zu Anfang zum Verhängnis, dass seine Sprache ziemlich viele Emotionen und Zielsetzungen mit recht wenig Inhalt verband. Derzeit arbeitet er daran, programmatischer zu klingen.

Wir, Ich und Gemeinsam

Martin Schulz spricht gerne über die Gesellschaft. Er verbindet dies mit Fragen rund um die soziale Gerechtigkeit, die Flüchtlingskrise, die Bildung und alles, wo man von einer Gesellschaft sprechen kann. Dabei spricht er häufig von einem - wir -, spricht oftmals über sich und seine Pläne (ich) und beschwört gemeinsame Anstrengungen herauf. Allein bei seiner Antrittsrede zur Kanzlerkandidatur, welche circa 4.200 Worte umfasste, bemühte er je 55mal die Worte: ich und wir. Letzteres war in jener Rede oftmals an die SPD (anwesend) gerichtet. In anderen Zusammenhänge meinte er die Gesellschaft, wobei unter anderem eine Abgrenzung gegen rechtes Gedankengut und Rechtsextremismus eine Rolle spielte.

Beispiel 1: Deutschland ist ein blühendes Land mit einer dynamischen Wirtschaft, weil wir eine hart arbeitende Bevölkerung gut ausgebildeter Facharbeiter haben, die dieses Land am Laufen halten.

Beispiel 2: "Wenn wir Milliarden für die Bankenrettung ausgeben und in den Schulen bröckelt der Putz, dann ist das nicht gerecht."

Martin Schulz kombiniert das kollektive Handeln - wahlweise der Bundesregierung und wahlweise der Gesellschaft - mit klaren Anforderungen und Rechtfertigungen für sein Programm. Interessanterweise ergibt sich daraus häufig, dass Schulz so wirkt, als hätte er die Sätze einstudiert. Die meisten seiner Reden sind druckreif - und genau das wirkt ungelenk. Er hängt, insofern er gerade einen rednerischen Lauf hat, Satz an Satz und spricht davon, was er (als Kanzler) alles realisieren wolle, hält aber wenig inne. Die Vermittlung von Inhalten erfolgt vor allem in programmatischen Reden. Dabei ist seine Intonation zuweilen gewöhnungsbedürftig, da sie scheinbar unpassend Sätze in Stocken kommen lässt. Insgesamt hält Schulz allerdings ein gleichmäßiges, unaufgeregtes Sprachtempo, wobei er sich bei einigen Gelegenheiten geringfügig überschlägt oder in die rheinische Mundart wechselt.

Bei Interviews und ähnlichem, verlässt sich Schulz weiterhin auf die emotionale Ansprache der Zuhörer. So ist etwa sein häufig gefallener Verweis auf seine Nachbarn (ein Feuerwehrmann, eine Familie mit Kind und eine Familie mit "medizini-chen" Problemen) Ausdruck seiner dargestellten Verbundenheit zur Mitte der Gesellschaft. Er verwendet derlei Beispiele gern, da sie leicht zu greifen sind.

Weiterhin spricht er ohnehin gern von der Mitte der Gesellschaft, die zu unterstützen und zu fördern er als Kernaufgabe der SPD sieht. Dabei macht er oftmals klar, dass jene Masse an Menschen tragend sei und verwendet daher bevorzugt sprachlicher Bilder, die Facharbeiter und nicht studierte Arbeitnehmer forcieren.

Beispiel 3: "Herr Winterkorn bringt in der VW-Affäre einen ganzen Konzern ins Wanken und bekommt noch einen Bonus. Wenn ein Arbeiter am Fließband einen solchen Fehler macht, wird er entlassen."

Unabhängig davon, dass ein Fließbandarbeiter selten in der Position ist, einen riesigen Betrug mittels unzureichend kontrollierter Abgaskontrolle in Automobilen zu veranlassen, ist die Botschaft klar: Es gibt die da oben und uns hier unten.

Prägnante Formulierungen von Martin Schulz

Schulz hat in seinen vielen Jahren als Politiker vieles gesagt. Er sorgte auch für den ein oder anderen Disput. Doch gerade in Zeiten des Wahlkampfes bemüht er sich, den Leuten mit klaren Positionen im Gedächtnis zu bleiben.

Diese Leute gehören in kein deutsches Parlament. Sie sind auch keine Alternative für Deutschland. Sie sind schlicht und ergreifend eine Schande für die Bundesrepublik.

Bezogen auf die AfD findet Martin Schulz klare Worte. Martin Schulz beweist mit Aussagen wie diesen, dass er fernab von schwammigen Formulierungen zur sozialen Gerechtigkeit auch "klare Kante" zeigen kann.

In Zeiten der Polarisierung muss man den Mut haben, deutlich dagegen zu halten. Wir brauchen klare Botschaften, dürfen uns nicht in Details verlieren.

Auch dieses Zitat von Schulz (bezogen auf die politischen Bewegungen nach rechts innerhalb der EU) verdeutlicht seine Ambitionen recht deutlich. Er sieht sich selbst als Macher, der zur Not über Partikularinteressen hinwegsehen muss. Hierfür sieht er die Gesellschaft und sich in der Verantwortung, wobei er zumeist rhetorisch ausschließt, dass diese Strömungen, die zu bekämpfen es gilt, mehrheitstauglich werden könnten.

Fazit


Schulz' Lieblingsthemen, namentlich die Mitte der Gesellschaft und die soziale Gerechtigkeit, lassen sich gut in sprachliche Bilder verpacken, die beim Zuhörer Emotionen wecken. Sein eher unspektakulärer Sprachstil, der zwar Ambitionen, aber auch Müdigkeit, durchscheinen lässt, harmoniert gut mit schablonenhaften Sätzen. In freieren Reden beweist er mit persönlichen Geschichten einen Sinn für den Kontakt zum Menschen.

Schulz macht keinen Hehl aus seinen Abneigungen oder Zielen. Dennoch lässt sich, gerade aus seinen Reden des Frühjahres 2017, wenig Konkretes herauslesen. Er musste erst zum prägnanten Formulieren zurückfinden, was vor allem der konkreten Bundestagswahl im September 2017 geschuldet sein dürfte.



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