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Wenn man könnte, wie man wollte: Das Verb im Präteritum Konjunktiv II

Tipp von Redaktion
In der deutschen Grammatik kommt dem Verb eine zentrale Bedeutung zu: Es drückt die Aktivität aus, es beschreibt Handlungen und Vorgänge. Stets steht es in enger Verbindung mit dem Subjekt. Durch die jeweilige Personalform und die passende Endung entsteht in einer Verb-Nomen-Verbindung der kürzeste, mögliche Satz: Er schreibt. Wir lesen. Du liest. Daraus leitet sich auch die germanistische Praxislehre ab, dass das Verb in der Personalform stets an zweiter Stelle zu stehen hat. Eine Änderung erfährt das Verb erst durch verschiedene Tempora (Zeiten) oder durch den Zusatz von Modalverben (können, müssen, dürfen…).

Bleiben wir zunächst auf dem Gebiet des Tempus: Manche Zeiten werden durch die Ergänzung mit Hilfsverben gebildet, wie das Perfekt und das Futur. Das Vollverb verändert sich dabei im Perfekt in ein Partizip und im Futur in den Infinitiv. An die prinzipiell zweite Stelle im Satz rücken anstelle des Vollverbs die Hilfsverben haben, sein oder werden. Neben dem Tempus gibt es weitere Faktoren, welche die Struktur und die Form eines Verbs abändern: Entscheidend für ein Satzgebilde ist, ob die Handlung im Aktiv oder im Passiv stattfindet.

Aufgrund der Verwechslungsgefahr, beispielsweise für Fremdsprachenlernende, zwischen dem Partizip des Perfekts sowie zwischen dem Hilfsverb "werden" im Futur und jenem des Passivs, stellen die Aktiv- und Passivform eine Sonderform des Verbs dar, die es stets gesondert zu erläutern bedarf. Ganz anders ist dies bei der Mitvergangenheit, dem Präteritum. Das Präteritum drückt aus, was als abgeschlossene Handlung in der Vergangenheit geschehen ist. Grammatikalisch wird es ähnlich dem Präsens (der Gegenwart) gebildet.

Ich komme - ich kam ich ziehe - ich zog ich trage - ich trug


Es sind keine Hilfs- oder Modalverben nötig. Allerdings flektieren die Verben, wenn sie unregelmäßig sind. Dies wirkt sich wiederum auf die Bildung des Präteritums im Konjunktiv II aus.

Unregelmäßige Verben folgen sichtbar ähnlichen Mustern, werden sie vom Indikativ des Präteritums in den Konjunktiv II gesetzt.

Ich kam - ich käme ich zog - ich zöge ich trug - ich trüge


Nicht zuletzt hat die Unterscheidung zwischen Indikativ und Konjunktiv eine wesentliche Bedeutung in der deutschen Syntax. Umgangssprachlich wird der Indikativ gerne als "der normale deutsche Satz" und der Konjunktiv als die "würde-Form" oder auch "Wahrscheinlichkeitsform" bezeichnet. Unterschieden wird hierbei zwischen Konjunktiv I und Konjunktiv II. Im Folgenden liegt das Augenmerk einzig auf dem Konjunktiv II, da der Konjunktiv I der indirekten Rede dient und nicht im Kontext mit dem Präteritum auftritt. Prinzipiell gilt: Der Konjunktiv II drückt aus, was möglich wäre. Zudem verwendet man den Konjunktiv II für höfliche Bitten ("Wärst du so nett …?"), irreale Wünsche ("Könnten wir nur …!") oder Rat geben ("An deiner Stelle würde ich…"). Steht nun ein Vollverb bereits im Präteritum, entsteht der Konjunktiv II durch die Endungen der 1. - 3. Person Singular und Plural und die Bildung eines Umlauts wie ä, ö oder u. Hierzu nochmals obiges Beispiel plus Erweiterungen:

Ich kam - ich käme ich zog - ich zöge ich trug - ich trüge

Ich fuhr - ich führe ich las - ich läse ich nahm - ich nähme

Da diese Formulierungen mitunter etwas "sperrig" klingen und einige Verben anderen zum Verwechseln ähnlich sehen, benötigt man Alternativen. Bsp.: "führe" -> Nur im Satzzusammenhang erkennt man, und dann nicht immer verlässlich, den Unterschied zwischen "führen" von "fahren" zum Wort "führen" wie "leiten", "navigieren". "Ich führe dich gern nach Dresden." Heißt dies nun, dass dir Dresden bzw. der Weg nach Dresden gezeigt wird, oder will der Satz sagen, dass die Möglichkeit und der Wunsch besteht, dich nach Dresden zu fahren? In diesem und anderen Fällen empfiehlt es sich, das Wort "würde" anstelle der Präteritum-Konj.II-Form zu verwenden. Das gilt auch für "lesen": Besser als "ich läse" klingt in jedem Fall "ich würde lesen". Handelt es sich nun um kein unregelmäßiges Verb, sondern um ein regelmäßiges, so lautet die Präteritums-Endung (Indikativ) prinzipiell -te.

Ich arbeitete ich sagte ich fragte


Diese Verben werden in der deutschen Grammatik sinnvollerweise ebenfalls mit dem Konjunktiv-Hilfsverb "würden" in die Möglichkeitsform gesetzt.

Ich würde arbeiten ich würde sagen ich würde fragen

Ausnahmen hinsichtlich der oben erörterten grammatikalischen Struktur bilden Sonderformen wie:

Ich hatte  Ich hätte

Ich wusste  Ich wüsste

Ich musste  Ich müsste

Hier wird das Präteritum Konjunktiv II mit der Endung -te gebildet und gleichzeitig ändert sich der Vokal zum Umlaut. Sonderformen sind sie deshalb, weil sie keinem eindeutigen Grundschema folgen. Der Infinitiv im Indikativ ist nicht stringent (ich habe, ich weiß, ich muss).

Zum besseren Verständnis der vorigen und folgenden Darstellungen sei erwähnt: Die deutsche Grammatik bietet keine linearen Strukturen, keine monopolaren Muster, die Allgemeingültigkeit besitzen. Vielmehr handelt es sich um ein komplexes System, in dem verschiedene Ebenen ineinandergreifen. Erklärungsmuster und Anwendungsbeispiele bieten immer mehr als eine Perspektive. In der Sprachpraxis erweist sich das Verständnis einiger Grundmuster dennoch als hilfreich. Denn einen roten Faden durch den Dschungel des Konjunktiv II im Präteritum gibt es: Betrachtet man das Präteritum Konjunktiv II aus der Perspektive des Tempus und zieht man hier Vergleiche zwischen a) Gegenwart (Präsens) und b) Mitvergangenheit (Präteritum), so zeigt sich: Es bestehen nachvollziehbare Parallelen in der Bildung der Personalform, denn die Endungen sind nahezu ident. Die einzige Ausnahme bildet die 3. Person Singular. Bsp.:

a) Ich gehE - du gehST - er / sie / es gehT - wir gehEN - ihr gehT - sie / Sie gehEN

b) Ich gingE - du gingST - er /sie / es gingE - wir gingeN - ihr gingT - sie / Sie gingEN

Das korrekte Schema für die Bildung der Personalformendungen im Präteritum Konjunktiv II

lautet exakt: -e, -(e)st, -e, -en, -(e)t, -en.

Diese grammatische Regel des Präteritum Konjunktiv II ist tatsächlich ausnahmslos.

HIER NOCHMALS ALLE VERBFORMEN:

+ Präsens Indikativ

+ Präteritum Indikativ

+ Futur I Indikativ

+ Futur I Konjunktiv II

+ Präsens Konjunktiv I

+ Präteritum Konjunktiv II

+ Perfekt Indikativ

+ Plusquamperfekt Indikativ

+ Futur II Indikativ

+ Futur II Konjunktiv I

+ Perfekt Konjunktiv I

+ Plusquamperfekt Konjunktiv II

+ Imperativ
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