wird auch vollendete Zukunft genannt. Es handelt sich um eine sehr seltene Zeitform, die benutzt wird, um die Vermutung zu äußern, dass etwas zum Zeitpunkt X vollendet sein wird.
Der Indikativ zeigt an, dass etwas wirklich ist und nicht nur spekulativ. Der Indikativ heißt auch Wirklichkeitsform, der Konjunktiv Möglichkeitsform.
Beispiel: "Das Auto werde ich bis zum Urlaub aus der Werkstatt abgeholt haben."
Der Satz drückt die Vermutung für die Zukunft aus, dass etwas mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eintreten wird. Gleichzeitig sagt er nicht nur aus, was sein wird ("Ich werde das Auto aus der Werkstatt abholen" - das ist Futur I), sondern er besagt, dass das bis zum künftigen Termin bereits geschehen sein wird. Eine Zeitangabe muss immer dabei stehen, sonst wird der zukünftige Charakter nicht klar.
Beispiel: "Das Auto werde ich aus der Werkstatt abgeholt haben." wird eher verstanden als "Ich werde das wohl gemacht haben, so weit ich mich erinnere."
Es ist eine Vermutung, die die Vergangenheit betrifft. Die Form ist tatsächlich Futur II, aber die Bedeutung ist eine andere oder sie ist zumindest unklar ohne die Angabe einer Zeit.
Bildung des Futur II
Wir brauchen: 1. die konjugierten Formen des Verbswerden, 2. das Partizip II des Vollverbs, 3. das Hilfverb sein oder haben
Partizip II, das ist die 3. Form der Verben
reparieren - reparierte - repariert; das ist ein regelmäßiges Verb
warten - wartete - gewartet; auch das ist regelmäßig
fahren - fuhr - gefahren; das ist ein unregelmäßiges Verb
ankommen - kam an - angekommen; das ist ein trennbares Verb, ein unregelmäßiges obendrein
Verben, die auf -ieren enden wie zum Beispiel reparieren und studieren
bilden das Partizip II ohne die Vorsilbe -ge.
Der Mechatroniker hat unser Auto repariert.
Sein Sohn hat Theaterwissenschaft studiert.
Die regelmäßigen Verben ändern ihren Vokal nicht (warten, reparieren), die unregelmäßigen tun es (fahren, fuhr, gefahren), bei den trennbaren wird die Vorsilbe vom Rest des Verbes getrennt (abholen, holte ab, abgeholt).
Exkurs: Wie unterscheidet man bei Verben, die Vorsilben haben, eigentlich trennbare und untrennbare voneinander?
abholen ist trennbar: ich hole ab
ankommen ist trennbar: ich komme an
verstehen ist NICHT trennbar: ich verstehe und nicht ich stehe ver.
Die Betonung verrät es:
abholen
ankommen
jeweils die 1. Silbe ist betont
verstehen
die Betonung liegt auf der 2. Silbe
Wenn die Betonung auf der 1. Silbe liegt, ist ein Verb trennbar.
abholen - holte ab - abgeholt; das ist ein trennbares Verb
Ende des Exkurses
Wann sein und wann haben?
Das ist ein Thema für sich, aber hier in Kürze die wichtigsten Regeln:
Das Hilfsverb haben benutzen wir für die zusammengesetzten Zeiten Perfekt, Plusquamperfekt und Futur II bei transitiven Verben. Das sind die mit einem Akkusativobjekt, also einem, nach dem man mit wen oder was? fragen kann.
Beispiel: Mein Bruder hat dein Auto repariert.
Was hat er repariert? Dein Auto.
Wir benutzen haben bei Verben, die keine Änderung des Ortes oder eines Zustandes ausdrücken.
Beispiel: Sie hat gearbeitet.
Auch bei reflexiven Verben.
Beispiel: Du hast dich gekämmt.
Wir benutzen sein bei Verben der Ortsänderung.
Beispiel: Wir sind gewandert.
(im Gegensatz zu: Wir haben getanzt. Da geht es ja nicht um eine Richtung, um Veränderung des Ortes, um zurückgelegte Kilometer.)
Wir gebrauchen sein bei Veränderung eines Zustandes.
Beispiel: Plötzlich ist das Kind eingeschlafen.
Eselsbrücke
sein: Veränderung.
Das ist nur ganz grob erklärt, das Thema ist umfangreich.
Die meisten Verben bilden die zusammengesetzten Zeiten mit haben.
Zurück zum Futur II
Beispiele: ich werde das Auto bis nächste Woche repariert haben, du wirst das Auto bis nächste Woche repariert haben, er/sie wird das Auto bis nächste Woche repariert haben, wir werden das Auto bis nächste Woche repariert haben, ihr werdet das Auto bis nächste Woche repariert haben, sie werden das Auto bis nächste Woche repariert haben
Nicht schwer! Wir sehen, dass nur das Verb werden konjugiert wird (ich werde, du wirst und so weiter), und dass alles andere sich nicht verändert.
Bildung des Futur II Passiv
Das Futur II gibt es auch im Passiv.
Beispiel: Der Fahrradreifen wird bis zum Wochenende geflickt worden sein.
Wir brauchen also: 1. die konjugierten Formen des Verbs werden, 2. das Partizip II des Vollverbs, 3. worden sein
Eine kleine Übung zum Schluss
Wie werden aus diesen Fragmenten Sätze im Futur II?
der Student/die Examensarbeit/bis zum Herbst/abgeben
ich/das Abendessen/um 8 Uhr/kochen
unsere Katze/Mittwoch/operieren
die Architektin/der Entwurf/bis nächsten Monat/gestalten
der Patient/das Krankenhaus/spätestens am Wochenende/verlassen
mein Vater/das Rentenalter/im Jahre 2020/erreichen
dieser Text/in Kürze/schreiben
das Paar/bis Mitternacht/Wiener Walzer/tanzen
Lösung: Der Student wird die Examensarbeit bis zum Herbst abgegeben haben. Ich werde das Abendessen um 8 Uhr gekocht haben. Unsere Katze wird am Mittwoch operiert worden sein. Die Architektin wird den Entwurf bis nächsten Monat gestaltet haben. Der Patient wird das Krankenhaus spätestens am Wochenende verlassen haben. Mein Vater wird das Rentenalter im Jahr 2020 erreicht haben. Dieser Text wird in Kürze geschrieben worden sein. Das Paar wird bis Mitternacht Wiener Walzer getanzt haben.