Was ist Lyrik?
Zusammen mit der Epik und der Dramatik bildet die Lyrik die dritte Gruppe der literarischen Gattungen. Sie kann mit einer sehr traditionsreichen Geschichte aufwarten: Der Ursprung von lyrischen Werken geht bereits bis in das antike Griechenland zurück. Damals trugen die Poeten sie noch wie Lieder in gesungener Form vor. Bis zum heutigen Tag werden literarische Schriften verfasst und gelesen, die zur Gruppe der Lyrik zählen. In allen Sprachen auf der Welt gibt es lyrische Werke. Sie sind keineswegs nur der deutschen Sprache vorbehalten.
Im Vergleich zu epischen oder dramatischen Texten fällt die Lyrik durch ihre Kürze auf. Aus diesem Grund sind lyrische Schriftstücke deutlich einprägsamer. Überdies verläuft die Gestaltung dramatischer wie epischer Werke unter wesentlich freieren Aspekten, der Verfasser muss sich an keine festen Regeln halten. Dies ist bei der Lyrik anders. Hier gelten strengere 'Rahmenbedingungen' hinsichtlich des Aufbaus und der Sprache. Durch die Regeln soll eine möglichst ausdrucksvolle Wirkung beim Lesen lyrischer Texte erzielt werden.
Welche Textarten fallen unter diese Gattung?
Primär werden mit dem Begriff 'Lyrik' Poesie und Gedichte assoziiert. Das ist auch richtig, denn die Lyrik umfasst alle schriftlichen wie mündlichen Überlieferungen, die aus Versen bestehen und in Strophen gegliedert sind. Früher galt ausschließlich ein lyrisches Werk mit Reimschema als Gedicht. In der zeitgenössischen Lyrik halten sich viele Schriftsteller nicht mehr streng an diese Regel. Folglich liegt bei einem Gedicht aus der Moderne nicht in jedem Fall ein Reimschema vor, die Gestaltung ist viel individueller gehalten. Zudem beinhalten Gedichte oft Metaphern sowie eine sehr bildreiche Sprache, die dem Leser Platz für seine persönlichen Assoziationen lassen. Man kann Gedichte daher auf verschiedene Weise verstehen. Darin unterscheiden sie sich von Schriftstücken wie offiziellen Dokumenten oder auch von Briefen.
Lyrisches Ich:
Im Kontext von Gedichten ist oft die Rede von lyrischen Ich. Darüber hinaus sind noch das lyrische Du beziehungsweise das lyrische Er verbreitet. Mit dem lyrischen Ich drücken viele, aber keinesfalls alle Verfasser ihre ganz persönlichen Empfindungen aus. Der Autor und das lyrische Ich können zwei unterschiedliche Personen sein. Dasselbe ist der Fall beim lyrischen Du oder Er. Der Verfasser kann seine Worte einer ausgedachten Persönlichkeit 'in den Mund legen'. Dabei gibt er seine eigenen Gedanken als die des erdachten lyrischen Ichs aus. Das im Gedicht behandelte Gefühl kann zudem völlig unabhängig vom Autor sein. In diesem Fall sind die Emotionen rein fiktional ohne Bezüge zur Wirklichkeit.
Bei einer Gedichtinterpretation muss an dieser Stelle differenziert vorgegangen werden. Ein 'künstlich erschaffenes' lyrisches Ich vermittelt eine andere Gefühlswelt als ein reales. Nimmt der Autor sich selbst als Vorbild, wirken die Emotionen oft glaubwürdiger. Im Vorfeld kann man sich über die Person des Verfassers informieren. Dann fällt es meistens leichter, die Gefühle des lyrischen Ichs mit denen des Autors in Beziehung zu setzen.
Reim und Reimschema:
Was ist ein Reim und wofür wird er gebraucht?
In den klassischen Gedichten werden Reime verwendet, um dem Werk einen in sich stimmigen, rhythmischen Klang zu verleihen. Dabei sind die Verse zumeist kurze Sätze. Ein Reim entsteht durch zwei Worte mit gleichklingenden Endungen. Dadurch wird beim (Vor-)Lesen des Gedichts eine besonders harmonische Wirkung erzielt. Nicht allein in lyrischen Werken bedient man sich des Reimes, sondern viele Liedertexte werden ebenfalls gereimt. Der Effekt ist derselbe: Die verfassten Zeilen klingen durch Reime viel besser aufeinander abgestimmt.
Man unterscheidet zwischen reinen und unreinen Reimen.
Beispiel: 'Kuchen' vs. 'Suchen'.
'Kuchen' und 'Suchen' bilden ein reines Reimpaar. Ihre Endungen klingen genau gleich.
Beispiel: 'Lieben' vs. 'Liegen'.
'Lieben' und 'Liegen' haben keine gleiche Endung, klingen aber sehr ähnlich. Deshalb gehen sie als unreiner Reim durch. Das Synonym dazu lautet 'Halbreim'.
Das Reimschema:
Die relevantesten Reimmuster werden einzeln erläutert und mithilfe von Beispielen erklärt.
Variante 1: a - a - a - a
Beispiel: Uri mag Kuchen sehr
Aus Kirsche und Erdbeer
Ja, das ist sein Begehr'
Wenn er doch nur mit ihm wär'
Die Formel a - a - a - a stellt die mit Abstand einfachste Variante des Reimes dar: Den Haufenreim. Die einzelnen Verse enden mit demselben Klang, sie gruppieren sich allesamt als reine Reime. Haufenreime sind zwar leicht zu formulieren, haben aber einen Nachteil: Durch das ständige Wiederholen können solche Gedichte durchaus als etwas einsilbig wahrgenommen werden.
Variante 2: a - b - a - b
Beispiel: Uri mag gern Kuchen
Den liebt er ja so sehr.
Jetzt will er einen suchen
Aus Kirsche und Erdbeer.
Die Formel a - b - a - b stellt das häufigste Reimschema in der Lyrik dar. Sie kommt den Meisten in den Sinn, wenn von Gedichten die Rede ist. Reime mit diesem Aufbau werden als Kreuzreime bezeichnet. Überdies umfasst das Beispielgedicht vier Strophen. Somit liegt hier ein Quartett vor. Würde eine zweite Strophe vorhanden sein, dann hieße die Formel a - b - a - b c - d - c - d.
Variante 3: a - a - b - b
Beispiel: Uri mag gern Kuchen
Drum will er einen suchen
Aus Kirsche und Erdbeer
Den liebt er ja so sehr.
Bei dem Modell a - a - b - b bildet ein Vers mit dem darauffolgenden einen reinen Reim. Beide stehen in direkter Beziehung zueinander. Solche Reime werden Paarreime genannt. Sie sind ebenfalls weit verbreitet, nach ihrer Struktur wird der Text vieler Lieder geschrieben. Gedichte in Paarreimen weisen eine hohe Prägnanz auf.
Variante 4: a - b - b - a
Dieses Reimschema ist unter Lyrikern auch als umarmender Reim bekannt. Auf den ersten Blick erscheint ein umarmender Reim oftmals ungeordnet und liest sich nicht so fließend wie die ersten drei Varianten. Dennoch liegt ihm eine feste Regel zugrunde.
Beispiel: Uri mag gern Kuchen
Aus Kirsche und Erdbeer
Den liebt er ja so sehr
Drum will er einen suchen.
Der erste und der letzte Vers umschließen einen einzelnen Paarreim. Zusätzliche Strophen würden denselben Aufbau haben: a - b - b - a c - d - d - c.
Umarmenden Reimen kommt vor allem eine stilistische Wirkung zu. Durch die Klammer aus dem ersten und letzten Vers wird die Bedeutsamkeit der mittleren Verse nochmals unterstrichen.
Die rhythmische Gestaltung:
Neben dem Reimschema ist der Rhythmus für Gedichte charakteristisch. Man findet ihn am einfachsten durch lautes Vorlesen heraus. Alternativ liest man das Gedicht gedanklich durch und klatscht den Rhythmus nebenbei mit. Die rhythmische Gestaltung von Gedichten geschieht durch Versmaße. Genau wie beim Reimschema gibt es mehrere davon.
Für Worte aus zwei Silben kommen zwei Versmaße infrage: Der Trochäus oder der Jambus. Beim Trochäus wird die erste Silbe betont, beim Jambus liegt die Betonung auf der letzten Silbe.
Beispiel: 'Kuchen'
Die betonte erste Silbe ist in Fettdruck hervorgehoben. Das Wort 'Kuchen' wird nach dem Modell des Trochäus betont.
Beispiel: 'perfekt'
Bei 'perfekt' liegt der rhythmische Schwerpunkt auf der zweiten Silbe. Die erste Silbe ist hingegen unbetont, was ein Merkmal für den Jambus ist.
Für dreisilbige Worte gibt es drei verschiede Versmaße. Sie heißen Anapäst, Daktylus und Amphibrachis.
Beispiel: 'polyglott'
Beim Vorlesen des Wortes hebt sich die Stimme zum Schluss etwas an. Die Betonung liegt auf der dritten Silbe. Der Anapäst ist das dazugehörige Versmaß.
Beispiel: 'Kuchenstück'
Die erste Silbe ist betont, die anderen beiden wiederum nicht. Folglich ist der Daktylus das entsprechende Versmaß für 'Kuchenstück'.
Beispiel: 'Gebacken'
Die erste und letzte Silbe sind nicht betont, dafür aber die zweite. Daher liegt bei diesem Beispiel ein Amphibrachis vor.
Wofür ist der Rhythmus in Gedichten wichtig?
Einerseits trägt er wie das Reimschema zur Harmonie bei, andererseits dient er zum Überbringen von Gefühlen. Je nach Rhythmus vermittelt das Gedicht beim Lesen eine ruhige, fröhliche oder ernste Stimmung.
Zusätzliche Gedichtformen:
Das Sonett und sein Reimschema:
Unter den Gedichten nimmt das Sonett eine Sonderrolle ein. Diese Gedichtgruppe entstand im 13. Jahrhundert. Sonette unterscheiden sich vor allem hinsichtlich der Verse von herkömmlichen Gedichten. Insgesamt vierzehn Strophen machen ein Sonett aus.
Beispiel: Uri mag gern Kuchen
Den liebt er ja so sehr.
Aus Kirsche und Erdbeer
Jetzt will er einen suchen.
Mit Streuseln und auch Sahne
Ja, eine Torte, eine schöne.
Sie seine Freud' bald kröne
Ganz ob Uri es ahne.
Uri glüht, er ist beglückt
Der Kuchen ihn ganz groß entzückt
Mit seiner süßen Pracht.
Er ist so zuckrig und so fein
Uris Glück wird strahlend rein
Wenn das Prachtstück er zum eig'nen macht.
Charakteristisch für das Sonett ist der Aufbau aus zwei Strophen mit umarmenden Reimen gemäß der abba-Formel. Sie bestehen aus jeweils vier Versen, sind folglich Quartette. Die dritte und die vierte Strophe umfassen nur drei Verse. Diese Anordnung heißt Terzett. Für sie wird das Reimschema a - a - b verwendet, zusammen formieren die drei Verse einen Schweifreim. Häufig ist der Rhythmus unregelmäßiger als in gängigen Gedichten. Eine Gemeinsamkeit stellt der Bezug zur Emotionalität dar. Auch in Sonetten kommt den Gefühlen ein entscheidender Stellenwert zu.
Die Madrigal:
Eine weitere Gedichtform mittelalterlich-italienischer Herkunft ist die Madrigal. Ihr formaler Aufbau erfolgt nach den Kriterien für Gedichte, da sie sich ebenfalls aus Versen, Strophen sowie einem Reimschema zusammensetzt. Im Gegensatz zu Gedichten wird sie in Liedform (Choral) dargestellt. Daher weisen Madrigalen eine enge Verwandtschaft mit Balladen auf. In der zeitgenössischen Lyrik werden sie nicht mehr verfasst, ihr heutiger Stellenwert ist ausschließlich historischer Natur.
Die Gedichtanalyse:
Im Deutsch- oder Fremdsprachenunterricht beziehungsweise in der Literaturwissenschaft kommt man immer wieder mit Gedichtanalysen in Berührung. Sie befassen sich mit der formalen Struktur des lyrischen Schriftstückes. Die Anzahl von Versen und Strophen sowie die sprachliche/rhythmische Gestaltung werden bei der Gedichtanalyse genau untersucht. Hier muss man ganz objektiv vorgehen. Die individuelle Auslegung kommt erst im zweiten Schritt.
Anschließend folgt auf die Analyse eine Gedichtinterpretation.
Gedichte lassen sich auf verschiedene Weise auslegen, also interpretieren. Dabei versucht man, die eigentliche Aussage des Gedichts herauszuarbeiten. Als Interpret muss man allerdings zwischen dem lyrischen Ich und dem ursprünglichen Verfasser differenzieren, denn sie sind nicht immer deckungsgleich. Zudem kann der Autor beim Schreiben von seinen eigenen Erlebnissen inspiriert worden sein, was aber nicht zwangsläufig der Fall sein muss. Viele Gedichte entspringen der ideenreichen Fantasie des Lyrikers.
Während der Gedichtanalyse sollte man sich mit den folgenden Fragen auseinandersetzen:
1. Aus wie vielen Versen und Strophen besteht das lyrische Werk?
2. Wurde das Gedicht in Reinem geschrieben?
3. Wenn es gereimt ist: Welches Reimschema liegt vor?
4. Ist ein bestimmter Rhythmus vorhanden?
5. Sind der Autor und das lyrische Ich/Du/Er ein und dieselbe Person? Wenn ja - weshalb? Wenn nein - weshalb nicht?
6. Werden im Gedicht Metaphern oder wiederkehrende Stilmittel angewandt?
Für eine gelungene Gedichtinterpretation können diese Anhaltspunkte helfen:
7. Welche emotionale Färbung ist vorherrschend?
8. Lassen die Gefühle Rückschlüsse auf den Autor zu?
9. Lässt sich das Gedicht einer bestimmten Epoche zuordnen? Dafür gegebenenfalls die politischen/gesellschaftlichen/kulturellen Umstände in Erfahrung bringen, unter denen das Gedicht entstanden ist. Sie können weiteren Aufschluss auf seine Intention geben.
Beispiel: Uri mag gern Kuchen
Den liebt er ja so sehr.
Jetzt will er einen suchen
Aus Kirsche und Erdbeer.
Mit Streuseln und auch Sahne
Ja, eine Torte, eine schöne.
Ganz ob Uri es ahne
Sie seine Freud' bald kröne.
Dieses Gedicht soll im Rahmen einer Gedichtanalyse interpretiert werden. Dabei sollen die oben aufgeführten Fragen als Hilfestellung dienen.
1. Das Gedicht beinhaltet acht Verse mit bis zu sechs Wörtern. Es ist mit einer Unterteilung in insgesamt zwei Strophen relativ kurz. Aus diesem Grund wirkt das Gedicht sehr einprägsam und man kann es sich leicht merken.
2./3. Ja, das Gedicht wurde in Reimen verfasst. Es liegt das Schema des Kreuzreims vor.
4. Ein fester Rhythmus ist nicht vorhanden, zumeist wird aber die zweite Silbe betont. Ansonsten unterliegt die rhythmische Gestaltung keinen bestimmten Regeln.
5. Wenn Uri das Gedicht selbst geschrieben hat, ist er sowohl Autor als auch das lyrische Er. Geht das Gedicht auf einen unbekannten Verfasser zurück, dann nimmt Uri nur die Rolle des lyrischen Er ein.
6. Die Frage nach der emotionalen Färbung geht in den Bereich der Gedichtinterpretation. Hier gibt es kein Richtig oder Falsch, eine Interpretation ist immer individuell. Das beispielhafte Gedicht lässt sich wie folgt auslegen:
Im Gedicht ist eine grundsätzlich frohe, also positive Stimmung vorherrschend. Der Vers 'Uri mag gern Kuchen' bestätigt die Vermutung gleich zu Beginn. Die Freude wird durch den zweitem Vers 'Den liebt er ja so sehr' noch intensiviert. Aus dem anfänglichen Gerne-Mögen entwickelt sich schließlich Liebe. Uri will seiner Liebe zum Kuchen nachgeben, indem er sich auf die Suche nach einer ganz bestimmten Sorte ('Aus Kirsche und Erdbeer') macht.
Das Gedicht schließt dennoch eine zusätzliche Sehnsucht mit ein. Uri hat seinen Kuchen noch nicht, sondern sehnt sich bislang danach. Gleichzeitig ist er sich über das Erwünschte sehr im Klaren: Seine Sehnsucht soll im Kuchen aus Kirsche und Erdbeer letztlich seine Vollendung findet. Bevor es soweit ist, muss Uri seinen gewünschten Kuchen noch suchen. Erst danach schließt das lyrische Werk mit einem glücklichen Ende ab. Zum Schluss werden Uris Erwartungen (und damit auch seine Glücksgefühle) durch die noch größere Sahnetorte sogar übertroffen. Also behandelt das Gedicht erfüllte Träume, die über die Sehnsüchte des lyrischen Er hinausgehen.
7. Im Gedicht liegen metaphorische Bilder vor. Der Kuchen schmeckt süß und steht sinnbildlich für das Vergnügen. Darüber hinaus gilt er als die Ursache für Uris Begehren. Das satte Rot der Kirschen und Erdbeeren kann als Farbe der Liebe ausgelegt werden, die Uri für Gebackenes empfindet. Überdies gelten beide als beliebte Sommerfrüchte: Die Jahreszeit des Sommers wird mit Wärme und Lebensfreude assoziiert. Für Uri soll sich diese Freude beim Verspeisen von süßem Kuchen mit sommerlichen Früchten erfüllen. Sie geht aber noch weiter, indem Uri sich letztlich für eine Torte entscheidet.
8. Die Frage nach der Gefühlswelt des Autors ist schwer zu beantworten. Es ist nicht bekannt, ob Uri gleichzeitig der Verfasser ist. Dies müsste man bei einer tatsächlichen Gedichtinterpretation in Erfahrung bringen.
9. Dem Gedicht liegt keine historische Epoche zugrunde, trotz des klassischen Reimschemas ist es ein lyrisches Werk aus unserer heutigen Zeit. Themen wie Kultur oder Politik werden darin nicht behandelt.
Schlusswort:
Die gefühlsbetonte Lyrik stellt die dritte Gruppe unter den literarischen Gattungen dar. Unter diesen Begriff fallen in erster Linie Texte in Gedichtform. Vor allem in früherer Zeit galten für das Verfassen von Gedichten genaue Regeln hinsichtlich Rhythmus und Reimschema. Heutzutage halten sich viele Autoren allerdings nicht mehr daran. Sie schreiben das lyrische Werk nach ihren eigenen Vorstellungen. Auch ohne Reime gelten solche Schriften als Gedichte. Es gibt eine Vielzahl an Reimformen oder rhythmischen Varianten. Jede mit ihnen vermittelt im Gedicht eine andere Wirkung. Daher werden sie mitunter auch bewusst gewählt. Der Autor stellt darin seine persönlichen Gefühle dar oder überträgt sie auf ein ausgedachtes lyrisches Ich.
Man kann sich Gedichten mithilfe von Analyse und Interpretation wissenschaftlich annähern. Die Gedichtanalyse bezieht sich auf die Gestaltungselemente wie die Anzahl von Versen und Strophen sowie rhythmischer oder sprachbildlicher Merkmale, zu denen auch Metaphern gehören. Im Gegensatz zur sachlichen Analyse wird die Gedichtinterpretation hingegen oft als freier empfunden. Für ein Gedicht gibt es keinen richtigen oder falschen Interpretationsansatz, auf jede Person wirken die einzelnen Verse anders. Dennoch kann das Betrachten von sprachlichen Gestaltungsmitteln sowie das Hinzuziehen der Autorenbiografie als wertvolle Hilfestellung während der Interpretation dienen.