Die Dramatik gehört, neben Epik und Lyrik, zu den drei großen literarischen Gattungen. Der Begriff leitet sich vom altgriechischen δρᾶμα, der Handlung, ab. Damit ist bereits ein wesentliches Merkmal der Dramatik umschrieben: Es ist eine Textsorte, der eine Handlung zugrunde liegt, mit verteilten Rollen coram publico vorgetragen wird.
Anders als in der erzählenden Literatur, der Epik, gibt es keinen Erzähler. Die Handlung wird durch Monologe und Dialoge auf der Bühne des Theaters in Kostüm und Kulisse dargestellt. Daher werden auch Begriffe wie Bühnendichtung, handelnde Dichtung oder einfach Theater verwandt. In der Regel bezieht sich der Begriff der Dramatik auf das Sprechtheater und die hierfür geschriebenen Theaterstücke.
Bei einer erweiterten Fassung des Begriffs können auch andere Texte dem Bereich der Dramatik zugeordnet werden. Operntexte, Hörspiele, Drehbücher oder Ballettszenarien werden bei dieser unscharfen Abgrenzung dazugezählt.
Streng genommen gehören zur Dramatik Texte, die in Dialogform für das Sprechtheater geschrieben wurden und sich dadurch von der erzählenden Epik und der Lyrik abgrenzen.
Die Texte können in gereimter oder Prosaform verfasst sein.
Kennzeichen des Dramas ist in der Regel die Einteilung in Akte, Szenen und Auftritte.
Die Dramatik hat sich seit der Antike in verschiedenen Formen und in ihrer Theorie entwickelt. In ihren Grundstrukturen ist sie seit dem 4. Jahrhundert vor Christus unverändert.
1. Entstehung der Dramatik als Gattungsform
Die Dramatik als Gattung ist eng mit der Entwicklung des Theaters verbunden. Szenische Aufführungen gibt es vermutlich, seit es Menschen gibt, die in organisierten Gruppen zusammenleben.
Das Theater entwickelte sich, wie die Kunst allgemein, aus dem religiösen Kultus. Ebenso wie die Höhlenmalerei mit dem Jagdzauber verbunden ist, entstehen um die öffentliche Beschwörung von Geistern und Göttern theatralische Elemente, die tradiert wurden.
Rituelle Tänze mit Masken und Verkleidungen aus Tierfellen und stilisierte Darstellungen von Jagdszenen stehen am Anfang. Die Menschen der Steinzeit beschworen Gottheiten, baten um Jagdglück, dankten für das Empfangene und verehrten besonders mutige Jäger.
In den Inszenierungen der Zauber und der Darstellung von Erlebnissen kann der Ursprung des Theaters gesehen werden.
1.1 Vom Kult zur Unterhaltung
Mit der Ausgestaltung von Zeremonien und dem Festsetzen wiederkehrender Rituale entwickelt sich das Fest. Mit diesem verbinden sich Elemente der Gestaltung, der Darstellung in der Kunst, die über das rein Religiöse hinausweisen und unterhaltsame Aspekte enthalten.
In der ägyptischen Hochkultur lässt sich das nachweisen. Tänzer, Akrobaten und Musiker sind auf Steinzeichnungen überliefert, die das Leben am Hof der Pharaonen darstellen. Hier finden Kultus als religiöse Verehrung und Unterhaltung zusammen. Erklärungen zur Entstehung der Welt, zur Begründung der Machtverhältnisse und zur gottgleichen Stellung der Pharaonen wurden in Wort, Geste und Bild dargestellt und 2000 Jahre vor Christus vor Publikum aufgeführt.
2. Theater in der Antike
Das Theater des klassischen Altertums ist unserer modernen Form der Dramatik am nächsten.
In der Antike wurden die Grundlagen zum Aufbau und zur formalen Gestaltung von Theaterstücken als szenischer Dichtung gelegt. In Griechenland entstand die Form des Dramas, mit der wir uns noch heute beschäftigen und auseinandersetzen. Die Definition von Dramatik, Epik und Lyrik hat hier ihren Ursprung.
2.1. Klassische Form der Dramatik
Am Anfang standen kultische Chorlieder und Gesänge, die zu Ehren der Götter an bestimmten Festtagen aufgeführt wurde. Als wichtiger Ursprung gilt der Dionysoskult. Im Zuge dessen entstand über Jahrhunderte das Theater mit seiner zentralen Bühne, auf der vor Publikum gespielt wurde. Mit ihm entwickelten sich die Tragödie und (aus den Satyrspielen) das heitere Gegenstück: die Komödie. Der Schritt vom religiösen Kultus zur Unterhaltung war endgültig vollzogen. Das Theater wurde als staatserhaltendes Medium begründet und offiziell mit der Einführung von Wettbewerben gefördert.
So entwickelte sich eine hohe Theaterkultur, die vom kultgebundenen Mythos zum eigenständigen Individuum und seiner Entscheidungsfähigkeit führte und von der anonym gestalteten Kulthandlung zur namentlich bezeichneten Dichterpersönlichkeit.
2.2. Klassiker der Antike
Befördert wurde das Schreiben von Dramen durch die Agone, musische Wettstreite, die zu verschiedenen Anlässen stattfanden. Bereits anlässlich der Dionysien gab es einen Komödien- und einen Tragödienagon.
Sieger dieser Wettbewerbe waren unter anderem Aischylos, Sophokles und Euripides im Tragödienbereich und Aristophanes und Platon bei den Komödien. Aristoteles schrieb nicht nur Stücke, sondern verfasste auch die erste überlieferte Poetik. Dort widmet er der Tragödie einen großen Teil und formulierte eine klassische Definition, die zur Grundlage vieler weiterer Dramentheorien wurde:
Aristoteles fasst in Kapitel 6 seiner Poetik die Tragödie als
Nachahmung einer "in sich geschlossenen Handlung von bestimmter Größe"
in "anziehend geformter Sprache"
durch die Handelnden selbst wird die Handlung dargestellt, nicht durch einen Bericht
Schaudern (phobos) und Jammer (eleos) werden beim Zuschauer erzeugt
bewirken eine Reinigung (katharsis) beim Zuschauer
Nach dem Niedergang der Hellenen entwickelten die Römer die Theaterkunst weiter. Die erste in Latein verfasste Tragödie wird Livius zugeschrieben.
Noch heute werden Stücke griechischer und römischer Autoren des Altertums aufgeführt oder dienen als Grundlage und Vorbild für die moderne Dramatik.
3. Theater im Mittelalter
Neben den Hochformen entwickelte sich bereits in der späten Antike Formen des Volkstheaters. Hauptsächlich Komödien wurden zur Belustigung aufgeführt. Spielarten der Pantomime und des Puppenspiels kamen auf.
Im Mittelalter wurde das Theater durch die Kirche bekämpft und in der Folge stark zurückgedrängt. Es gab keine öffentlichen Spielstätten. Dramatik wurde weder geschrieben noch aufgeführt.
In geringem Maße überlebten theatralische Formen in den Kirchen und an den Höfen. Gleichzeitig entstand eine Volkskultur. Auf Jahrmärkten wurden von Gauklern kleine Spielszenen aufgeführt und auch das Puppenspiel hält sich als Volksbelustigung. Die Verfasser waren meist anonym.
Erst aus dem Spätmittelalter sind wieder Theaterstücke überliefert. Im sakralen Raum entwickelten sich Krippen-, Passions- und Osterspiele, die saisonal von Laien aufgeführt wurden. Diese Tradition hält sich teilweise bis heute. Zu den bekanntesten zählen die Oberammergauer Passionsspiele, die seit der frühen Neuzeit regelmäßig aufgeführt werden.
Eine besondere Form ist das Fastnachtsspiel, das sich zu Beginn der frühen Neuzeit etablierte. Mit Spott und deftigem Humor setzte es sich mit moralischen und politischen Fragen auseinander. Einer der Hauptvertreter ist Hans Sachs.
4.Entwicklungen in der Renaissance
Mysterien-, Christ- und Paradiesspiele hatten sich während des Mittelalters ihren festen Platz im kirchlichen Raum gesichert. An den Höfen etablierten sich zeitgleich musikalische Darbietungen bis zu Opernaufführungen und theatralische Darbietungen. Dazu entstanden kleine Theaterbauten innerhalb der Residenzen und Autoren wurden gefördert
4.1. Die Neuentdeckung des Klassischen Dramas
Mit der Opposition gegen die Allmacht der Kirche und dem Erstarken der Wissenschaften kam es in Philosophie und Kunst der frühen Neuzeit zu einer Wiederentdeckung der Antike, der Renaissance.
Die Poetik des Aristoteles wurde neu entdeckt, antike Spielformen studiert und neu interpretiert. Mit den Humanisten fanden nicht nur die Übersetzungen antiker Stücke Beachtung, sondern es wurden auch neue Stücke in den Landessprachen verfasst. Das Theater bekam als Unterhaltung seinen festen Platz an den Höfen Europas.
In kostbaren Kostümen, untermalt mit Musik, durchsetzt von Tänzen wurden vor allem Komödien zur Aufführung gebracht. Die Handlung wurde chronologisch und nachvollziehbar aufgebaut und durch Szenenwechsel illustriert.
Führend waren die hochentwickelten Stadtstaaten Italiens mit ihren besonderen Herrschaftsverhältnissen. Dort entstanden Theater, an denen sowohl Opern als auch Komödien vor einem breiten Publikum gespielt wurden.
4.2. Commedia erudita & Commedia dell’arte
In der Renaissance entwickelten sich mit der Commedia erudita (Charakter- und Intrigenstück nach antikem Vorbild) und der Commedia dell’arte (Stegreiftheater) zwei moderne Formen der klassischen Dramatik, die sich deutlich von ihren antiken Vorbildern absetzen. Dabei ist die Commedia erudita eher am antiken Vorbild der römischen Komödie orientiert.
Führende Vertreter der Commedia erudita sind Ludovico Ariosto, der während seiner Zeit am Hoftheater von Ferrara "La Cassaria" (eine Parabel auf die italienischen Fürstenhöfe) und "I Suppositi" (eine Verwechslungskomödie) schuf, und Niccolò Machiavelli, der "Mandragola" (eine Auseinandersetzung mit der Fürstenmacht) verfasste und sich vor allem auch in der Theorie der Dramatik hervortat. Aus der Poetik des Aristoteles leitete er das Diktum der Einheit von Ort, Zeit und Handlung für das Drama ab.
Die Commedia dell’arte erfreut sich bis heute großer Beliebtheit. Mit ihren festen Charakteren und Masken wurde mit starken Einflüssen aus dem Volkstheater ein Kosmos geschaffen, in dem menschliche Verhaltensweisen ohne moralische Wertung mit Verfahren der Improvisation vorgeführt werden können. Colombina, Arlecchino, Brighella, Pagliaccio, Pantalone und der Dottore sind auf der ganzen Welt bekannt und wurden von Goldoni und Molière genutzt.
4.3. Elisabethanisches Theater
Das 16. Jahrhundert wurde zu einer Blütezeit des englischen Theaters und wegweisend für die Dramatik weltweit. Mit der Veränderung der Machtverhältnisse unter Elisabeth I. und dem Erstarken des Bürgertums nahm das Bildungsstreben breiterer Schichten zu. Latein und das Interesse an antiker Dichtung blieben nicht allein auf die Gelehrtenwelt beschränkt.
Fahrende Schauspieltruppen wurden sesshaft. Das Theater wurde zu einem Ort, an dem sich die Schichten mischten. Neben Händlern, Kaufleuten und Adligen fanden sich Studenten und Handwerker. Ein Beispiel dafür ist das am Ende des 16. Jahrhunderts entstandene Globe-Theater in London.
Prägend für die Zeit sind Autoren wie Christopher Marlowe, John Webster und William Shakespeare, dessen Stücke zu den meistgespielten Theaterstücken weltweit gehören und das dramatische Schaffen über Englands Grenzen hinaus beeinflussten.
Um einen hohen Unterhaltungswert und Spannungsgrad zu erzielen, wurde die Dramatik des Aristoteles stark variiert und modifiziert. Tragische und komische Elemente wurden gemischt (zum Beispiel bei Shakespeare Hexenszenen in "Macbeth" oder Totengräber in "Hamlet"), die Einheit von Raum, Zeit und Handlung werden aufgelöst (in dem Stück "Sir Clyomon and Sir Clamydes" reist der Held durch verschiedene historische Zeiten und Orte, um Abenteuer für seine Liebste zu bestehen).
5. Die Dramatik der Aufklärung: das Theater als Mittel der Erziehung
Immer breitere Schichten erhielten Zugang zu Bildung und suchten in der Literatur, in der Poesie und in der Dramatik Bildung und Zerstreuung. Das Theater wurde zu einer festen Institution, deren Funktion neu definiert wurde.
Das um 1700 beginnende Zeitalter der Aufklärung war durch Betonung des rationalen Denkens geprägt und brachte viele neue Fragestellungen bezüglich der Gestaltung der Gesellschaft, der Machtverhältnisse im Staat, der Kirche, der Pädagogik und der Kunst mit sich.
John Locke, David Hume und Thomas Hobbes gehören zu den großen Vertretern der englischen Aufklärung. Die Philosophen tragen insbesondere zur Staatstheorie bei und begründen eine kritische Staatsphilosophie. Thomas Hobbes "Leviathan" gehört zu den großen Werken an der Schwelle zur Aufklärung. Diese prägten auch die Entwicklung der Dramatik.
5.1. Theater der Aufklärung in Frankreich
Rationales Denken als Methode wurde führend durch die Franzosen in die Philosophie eingeführt. René Descartes, Voltaire und Jean-Jacques Rousseau wirkten über ihr Zeitalter hinaus prägend auf das philosophische Denken und die Kunst.
Eng verbunden mit dem Siècle des Lumières ist der Gedanke der Emanzipation. Die Kritik am Absolutismus mündet in der Herausstellung der Freiheit des Individuums, wie er sich später im Sturm und Drang rebellierend und selbstbewusst in der Klassik äußert.
Das Theater war ein wichtiges Medium. Die Dramen von Pierre Corneille, Racine und Molière wurden über die Landesgrenzen hinaus bekannt und schon früh in andere Sprachen übersetzt. Denis Diderot schuf mit Beaumarchaisdas bürgerliche Trauerspiel und brachte damit den Bürger selbst auf die Bühne. Tragödien waren bis dahin antiken Helden und dem Adel vorbehalten. Der bürgerliche Held war ein Novum. Vorher waren Bürger nur als Possenreiter und lustige Figur auf der Bühne zu sehen.
Diderot forderte für die Dramatik:
bürgerliche Helden, die ihrer Art entsprechend in Wort und Geste zu agieren hätten
Texte in Prosa und nicht in gereimter Form
5.2. Theater der Aufklärung in Deutschland
Lange Zeit dominierten in Deutschland Jahrmarktspossen und Hans-Wurstiaden das Theater. Der Adel erfreute sich an der Oper und an französischen Lustspielen. Erst mit Gotthold Ephraim Lessing wird das Theater aus dem bloßen Amüsement befreit. Er setzte sich in seiner Hamburgischen Dramaturgie mit der Poetik des Aristoteles und mit dem Barocktheater kritisch auseinander.
Der Dichter forderte in Übereinstimmung mit Diderot ein Nationaltheater mit bürgerlichen Helden, mit denen sich das Publikum identifizieren und mitleiden kann, um dann zu moralischen Schlüssen zu kommen. Lessing wirkte intensiv auf die damalige Schauspielpraxis ein. Er arbeitete mit der Neuberin und ihrer Theatertruppe zusammen. Stücke wie "Nathan der Weise" als Ideendrama, "Miss Sara Sampson" und "Minna von Barnhelm" als bürgerliches Trauerspiel entstanden.
Lessing setzte die Shakespeare-Rezeption in Deutschland in Gang und bewirkte so wesentliche Impulse, die weit über Sturm und Drang, Klassik und Romantik hinaus wirkten.
6. Sturm und Drang
Am Ende des 18. Jahrhunderts kündigt sich mit den jungen wilden Dichtern Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller und Jakob Reinhold Michael Lenz eine Revolution auf dem Theater an. Friedrich Maximilian Klingers Drama "Sturm und Drang" wurde im Nachhinein zum Namensgeber der Epoche.
Radikal werden die Forderungen der Aufklärung umgesetzt. Das Diktum des Philosophen Immanuel Kant, dass Aufklärung die Befreiung aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit sei, wird zum Motto der jungen Dichter. Aus Opposition gegen die Regelpoetik wird keine Dramentheorie entworfen, das Original-Genie soll sich frei artikulieren.
Das bürgerliche Individuum wird zum Akteur auf der Bühne und trägt seine Konflikte, Zweifel und Krisen vor dem Publikum in authentischer Sprache aus. Typische Dramen des Sturm und Drangs sind "Die Räuber" von Schiller, "Der Hofmeister" von Lenz und "Götz von Berlichingen" von Goethe.
7. Weimarer Klassik
Seit dem Sturm und Drang existieren in der Dramatik Schauspiel, Tragikkomödie, Ideendrama, Bürgerliches Trauerspiel und Lustspiel nebeneinander.
Mit der Weimarer Klassik bestimmen vor allem Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller den Kanon. Die dominierende literarische Gattung ist die Dramatik. Die Motivwahl umschließt antike Themen ebenso wie Historisches und Gegenwärtiges. Goethe verwendet den Begriff des Dramas bewusst modern und grenzt es von der klassisch-antiken Tragödie ab.
Angestrebt wird der harmonische Ausgleich. Das Theater "als moralische Anstalt" (Schiller) soll erzieherisch wirken. Die "schöne Seele" ist das Ziel der philosophischen, ästhetischen, künstlerischen und darstellenden Bemühungen.
8. Theater und Dramatik der deutschen Romantik
Die Idee der "schönen Seele" lebte in der Romantik fort. Prägend für das Theater blieb die Shakespeare-Rezeption, die mit den Übersetzungen von Ludwig Tieck sowie Friedrich und Dorothea Schlegel einem breiten Publikum zugänglich wurde.
Die Ideale der Französischen Revolution, die Befreiung vom Regelwerk erdrückender Staatsdoktrin brach sich weniger im dramatischen Schaffen als in der Prosa Bahn. Dennoch entstehen epochale dramatische Werke.
Die großen Dramen von Heinrich von Kleist umfassen die gesamte Themenbreite von der Antike ("Penthesilea") über das romantische Schauspiel ("Käthchen von Heilbronn"), das Volksstück ("Der zerbrochene Krug" bis zum modernen Historiendrama ("Prinz von Homburg").
9. Das Theater der Moderne
Im 19. Jahrhundert definiert sich das bürgerliche Ich in seiner Zerrissenheit. Dramatische Konzepte changieren zwischen Unterhaltung, Belehrung und Bekehrung und dem "Theater als Laboratorium sozialer Fantasien"(Heiner Müller).
Das Theater wird entsprechend philosophischer Anschauungen in die Pflicht genommen. Besonders zu Beginn des 20. Jahrhunderts werden die Brüche deutlich. Zwischen völliger Auflösung und der Publikumsbeschimpfung wie sie der Dadaismus praktiziert, dem epischen Theaterkonzept von Bertolt Brecht und dem Revuetheater ist alles möglich.
Eine letzte schlüssige Dramatik als Lehrmodell verfasst Gustav Freytag mit seiner "Technik des Dramas". Freytag geht von einem pyramidalen Aufbau des Dramas aus, den er mit Exposition, erregendem Moment, Höhepunkt mit Peripetie, retardierendem Moment und abschließender Lösung in Aufhebung oder Katastrophe mit Bezug auf Aristoteles und Schiller beschreibt.