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Literarische Epoche - Moderne

Tipp von Redaktion
Die Moderne als Epoche in der Literatur begann um 1900 herum und umfasst mehrere Strömungen. Aufgrund der Vielzahl an Strömungen ist diese Epoche nicht leicht zu fassen und auf einen Nenner zu bringen. Die Moderne ist von der Abkehr vom Naturalismus geprägt und wendet sich wieder der Subjektivität hin. Die Jahrhundertwende war geprägt von neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, durch die Menschen seinen Platz im Universum hinterfragte. Außerdem von traumatischen Erfahrungen wie dem 1. Weltkrieg, einem Werte- und Sinnverlust, der Verstädterung und den damit einhergehenden Problemen. Schriftsteller experimentierten mit der Sprache, man suchte nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten.

Der Begriff der "Moderne"

Das Wort "Moderne" ist abgeleitet von dem lateinischen Wort "modernus". Dieses Wort leitet sich von lateinischen Adverb "modo" ab und bedeutet so viel wie "gerade, eben erst". Der Papst Gelasius I. verwendete diesen Begriff im 5. Jahrhundert und bezeichnete mit ihm die Zeit, welche ein Autor selber erlebt hat. Bernhard von Chartres (1080-1167) bezeichnet mit diesem Begriff die Zeitgenossenschaft und den Gegensatz zur Antike im Kontext der Wissenschaften.

Das Wort gelangte in den französischen Sprachschatz und von dort als Fremdwort in die deutsche Sprache. Hier ist es seit 1727 belegt. "Moderne" bedeutet "neu" und steht im Gegensatz zu allem Alten. Eugen Wolff (1863-1929) bezog sich mit diesem Begriff erstmals in seinem 1886 erschienen Buch Die zehn Thesen der Moderne auf moderne Kunst. Seitdem war die Verwendung dieses Epochen-Begriffes immer recht vage und beschrieb meist neu aufkommende Kunst.

Zeitliche Einräumung

Während zumeist 1890 als das Anfangsjahr dieser Epoche gesehen wird, gehen die Meinungen darüber, wann die Moderne endet, weit auseinander. Die kürzeste Einordnung dieser Epoche reicht von 1890 bis 1920. Andere verordnen das Ende der Moderne in die NS-Zeit oder bis zum Ende des 2. Weltkrieges. Andere Einordnungen gehen bis weit über den 2. Weltkrieg hinaus und beginnen mit der Post-Moderne erst am Ende des Kalten Krieges.

Der Höhepunkt der Moderne lag gewiss zwischen 1890 bis 1920. Hier entstanden die meisten Strömungen und die herausragendsten Werke der klassischen Moderne.

Historische Hintergründe

Die Epoche der Moderne war unter anderem vom technischen Fortschritt geprägt. Im Zuge der Industrialisierung fand eine weitgehende Technisierung statt. Es wurden Erfindungen wie die Dampfturbine, der Dieselmotor oder die Schallplatte gemacht. Die technischen und wissenschaftlichen Fortschritte stellten traditionelle Weltbilder in Frage. Die Quantenformeln von Max Planck oder die Relativitätstheorie von Einstein ließen neue Fragen über die Beschaffenheit des Universums aufkommen und führten zu einer Revolution innerhalb der Physik. Der Wiener Psychologe Sigmund Freud veröffentlichte seine Traumtheorie 1901. Die Erforschung des Unterbewussten begann und damit ein neues Selbstverständnis der menschlichen Psyche und Seele.

Im Jahre 1890 dankte Bismarck ab und damit endete eine Epoche der Stabilität in Europa. Das Wettrüsten zwischen den europäischen Mächten begann, Spannungen nahmen zu. Es ist außerdem eine Zeit des weltweiten Imperialismus. Die Spannungen zwischen den europäischen Mächten entluden sich schließlich im 1. Weltkrieg. Dieser Krieg wurde mit den neuesten Waffen geführt. Das Antlitz des Krieges hatte sich verändert und den Glanz des Heroischen und Romantischen verloren.

Die Epoche der Moderne ist ebenfalls von der Verstädterung gekennzeichnet. Die Menschen zieht es zunehmend in die großen Städte. Dort verbesserten sich nicht unbedingt ihre Lebensbedingungen. Manche Menschen hatten es besser und schwelgten in Dekadenz, während sich andere verschiedensten Großstadtproblemen ausgesetzt waren. Das Individuum verschwand innerhalb der Bevölkerungsmasse und suchte nach einem Sinn und neuen Werten. Die Großstadt wurde als empathielos und dem Einzelnen feindlich gegenüber dargestellt.

Nicht nur in der Stadt verliert sich das Individuum. Auch der Staat wird immer bürokratischer und gewinnt an Einfluss. Gleichzeitig werden die Anforderungen an die gewöhnlichen Arbeiter höher und spezialisierter, es fällt den Menschen schwerer, sich persönlich zu entfalten. Religiöse Vorstellungen und romantische Ideale werden fallen gelassen. Der Mensch rückt in den Fokus der Wissenschaften, der Evolution und der Psychologie. Er ist weniger ein autonomes Wesen, mehr ein Resultat der Naturgesetze, seiner Biologie und seiner Psyche.

Merkmale der Literatur

Die Schwierigkeit, die Moderne genau zu fassen, zeigt sich auch in der Frage, ob der "Naturalismus" ebenfalls zur Moderne gehört. Der Naturalismus wird zwischen 1880 bis 1900 eingeordnet. Diese Epoche zeichnet sich durch Objektivität aus. Der Naturalismus wollte die Menschen und ihr Milieu so realitätsnah wie möglich aufzeichnen und stützt sich auf eine naturwissenschaftlich-materialistische Betrachtungsweise. Während die Moderne diesen Materialismus als Grundlage hat, lehnt sie gleichzeitig die Objektivität ab und ersetzt sie durch eine neue Subjektivität. Einige Elemente des Naturalismus blieben jedoch erhalten: Eine präzise Darstellung sozialer Schichten und ihrer Probleme sowie ihrer Umgangssprache.

Eine selbstkritische Subjektivität zeichnet die Literatur der Moderne aus. Die inneren Bewusstseinsvorgänge und Empfindungswelt der Figuren standen im Mittelpunkt. Die Objektivität verlor sich im individuellen Zeitempfindungen. Häufige Themen sind die Sinnsuche der Protagonisten und eine pessimistische Weltsicht. Charaktere können einen Lebensüberdruss empfinden oder sich der Dekadenz hingeben. Sie fühlen sich machtlos und besitzen nur eine eingeschränkte Sicht auf die Welt. Diese eingeschränkte Sicht ist oft der Grund für ihren Niedergang.

Die objektive Sprache des Naturalismus erschien den Autoren der Moderne nicht angemessen, um dieses rein subjektive Empfinden darzustellen. Die Moderne ist geprägt von sprachlichen Experimenten und neuen literarischen Techniken. Die Autoren verwendeten vermehrt Symbole, Bilder, Metaphern und Chiffren. Eine klare Einhaltung von Perspektiven wurde verworfen und auch die Ereignischronologie ordnete sich dem subjektiven Empfinden der Charaktere unter. Es entstanden neue Techniken wie der Bewusstseinsstrom ("stream of consciousness") und der innere Monolog. Das vielleicht beste Beispiel für diese Techniken ist James Joyce's (1882-1913) Ulysses. Das letzte Kapitel besteht fast ausschließlich aus den Gedanken von Marion Bloom, der Frau der Hauptfigur Leopold Bloom. Ihre Gedanken werden ohne Interpunktionszeichen in einem kontinuierlichen Strom aus umherspringenden Gedanken wiedergegeben.

Ein häufiges Thema war die Sprache an sich. Die Autoren der Moderne fragten sich, wie sie die Sprache für ihre Geschichten verwenden konnten. Dabei stellten sie sich gegen eine traditionelle Verwendung der Sprache und rückten die Sprachlichkeit der Werke in den Mittelpunkt. Mitunter ging es weniger darum, was ausgedrückt wurde, sondern welche Sprache der Autor verwendete. Die Autoren übten offen Sprachkritik. Ein Beispiel dafür ist der Chandos-Brief von Hugo von Hofmannsthal (1874-1929). Es handelt sich um einen fiktiven Brief, geschrieben von dem ebenfalls fiktiven Philipp Lord Chandos an Francis Bacon, einem englischen Philosophen und Autoren, der von 1561 bis 1626 lebte. In dem fiktiven Brief klagt Lord Chandos, dass das Sprechen und das Denken nicht immer in der Sprache möglich ist. Außerdem zweifelt er, ob die Sprache die tatsächliche Realität wiedergeben kann.

Nicht nur bei der Prosa experimentierten die Autoren der Moderne, auch in der Lyrik wurden neue Formen erprobt. Die "Großstadtlyrik" verdrängte die romantisch verklärenden Gedichte über die Natur früherer Epochen. In der Moderne herrschte eine große Vielfalt an literarischen Formen. Es entstanden Briefromane, viele Novellen, Erzählungen und literarische Skizzen. Außerdem entstand das Kunstmärchen. Beim Theater sprach man nicht mehr vom "Drama", sondern vom "Stück". Man schrieb auch kurze Einakter. Die Kurform der Aphorismen entwickelte sich in dieser Zeit.

James Joyce verfasste nicht nur Ulysses, sondern auch weitere Werke wie Finnegans Wake (1939), seine letzte Arbeit, welche bis heute ein sprachliches Rätsel bleibt.

Thomas Manns (1875-1955) Roman Buddenbrooks: Verfall einer Familie erschien 1901 und gilt als der erste Gesellschaftsroman in der deutschen Sprache. Der Roman erzählt vom Niedergang einer angesehenen Kaufmannsfamilie und damit auf den Zusammenbruch der alten Ordnung.

Franz Kafka (1883-1924) wurde für Werke wie Das Urteil (1912) oder die Kurzgeschichte Die Verwandlung (1916) berühmt. Seine Geschichten handeln von zum Scheitern verurteilten Streben seiner Figuren und von der Unterdrückung durch ein allumfassendes, für das Individuum schwer greifbares System. Seinen Werken ist eine einzigartige, beklemmende Stimmung eigen, für die das Wort "kafkaesk" erfunden werden musste.

Ein weiterer klassischer Vertreter ist Hermann Hesse (1877-1962). Seine berühmtesten Werke sind Siddharta (1922) und Der Steppenwolf (1927). Neben autobiografischen Elementen enthalten seine Werke Elemente fernöstlicher Mystik, wie indischen Weisheitslehren und dem Taoismus, aber auch christliche Mystik. Außerdem wurde er von der Archetypenlehre von Carl Gustav Jung (1876-1961) beeinflusst, dem Begründer der Psychoanalyse.

Rainer Maria Rilke (1875-1926) gilt als der bedeutendste Lyriker der deutschen Moderne. Er verfasste ebenso Romane, Erzählungen und Aufsätze. Seine Duineser Elegenien (1922) behandeln allgemeine Probleme des menschlichen Bewusstseins.

Expressionismus

Der Expressionismus als Literaturgattung wird in die Zeit zwischen entweder 1905 oder 1910 bis 1925 verordnet, wobei auch nach dieser Zeit noch expressionistische Werke entstanden. Der Begriff bedeutet "Ausdruckskunst". Dieser Begriff wurde 1911 von Kurt Hiller (1885-1972) begründet, einem pazifistischen Publizist und Schriftsteller jüdischer Abstammung. Für die Expressionisten ist die moderne Gesellschaft amoralisch. Sie sehen das Individuum der Anonymität der Großstadt und der wachsenden Zahl der Maschinen ausgesetzt. Die Personen in ihren Werken sind von der Stadt, vom rasant wachsenden Verkehr, der Kommunikationstechnologien und der Reizüberflutung überfordert. Außerdem wird das alltägliche Leben in bürgerlich-konservativen Haushalten als bedrückend und entfremdend dargestellt. Viele expressionistische Künstler entstammten einer gebildeten, gutbürgerlichen Schicht, waren jedoch nicht mit den starren Vorstellungen ihrer Elterngeneration zufrieden und sehnen sich nach einer Umwälzung der alten Ordnung.

In der frühen Phase des Expressionismus wurde der Krieg als ein großes Ereignis herbeigesehnt, welches die bestehende Ordnung aufbrechen und in ein neues Zeitalter führen sollte. Nach dem ersten Weltkrieg änderte sich das. Die Nachkriegs-Expressionisten schlugen pazifistischere Töne an und beklagten das maschinelle Töten in den Schützengräben.

Expressionistische Literatur findet sich in verschiedenen Formen: Zeitschriften, Lyrik, Prosa, Dramen. Vor allem waren filmische Darstellungsarten bei den Expressionisten beliebt. Die Autoren bauten bestimmte Bilder isoliert auf und zerstörten sie im Anschluss. Bilder sind oft aneinandergereiht, ohne einen logischen Zusammenhang besitzen zu müssen. Bei der Sprache werden auch Satzzeichen weggelassen, die Satzlehre wird missachtet.

Einer der bekanntesten Vertreter des Expressionismus war Alfred Döblin (1878-1975) mit seinem Roman Berlin Alexanderplatz (1929). Gelegentlich wird dieses Werk in die spätere Epoche der "Neuen Sachlichkeit" verordnet, jedoch trägt es auch expressionistische Züge. In dem Werk schließt sich der Lohnarbeiter Franz Biberkopf einer kriminellen Bande an, begeht Verbrechen, wird verkrüppelt und beginnt eine Beziehung zur Prostituierten Mieze. Seine Reise führt ihn bis in die Irrenanstalt. Das Werk handelt auch von der Bewältigung der Großstadt.

Impressionismus

Die Impressionisten haben sich selber nicht so verstanden. Es handelt sich um einen rückwirkend auf sie angewandten Epochenbegriff. Beim Impressionismus geht es um subjektive, flüchtige Eindrucke, welche im Inneren des Dichters oder seiner Figuren verarbeitet werden. Vergängliche, kurzlebige Erfahrungen werden behandelt. Das Wort stammt von dem lateinischen Wort "impressio", was so viel wie "Eindruck" bedeutet. Die zeitliche Einordnung läuft grob parallel zum Impressionismus in der Malerei und der Musik. Jedoch ist diese Einordnung umstritten, da der Begriff in der Literatur bis heute nicht genau gefasst und eingegrenzt werden kann. In Deutschland kann der Impressionismus auch als Vorstufe zum "Symbolismus" gesehen werden.

Im Gegensatz zu den Expressionisten finden sich politische und soziologische Stoffe bei den Impressionisten nicht. Es geht um das Empfindungen der inneren Welt. Die äußere Welt wird durch einen Filter wahrgenommen, der das eigene, empfindende Ich des Künstlers und seiner Figuren darstellt. Zu den Themen gehören die Naturempfindung, Liebe, emotionaler Schmerz und der Tod.

Zu den Impressionisten werden unter anderem Rainer Maria Rilke, Stefan Zweig oder Stefan George gezählt. Rainer Maria Rilkes Roman Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1910) kennt keinen Erzähler im herkömmlichen Sinn und keine normale Rahmenhandlung. Stattdessen werden Impressionen in Tagebuchform wiedergegeben.

Dadaismus

Dada, das ist "Antikunst". Die Dadaisten sahen sich als eine avantgardistische, internationale Kunst- und Literaturströmung, welche die Kunst radikal verändern wollte. Traditionelle Strömungen und Techniken wurden verworfen, stattdessen ging es um Provokation. Die Grenzen zwischen den verschiedenen Kunstrichtungen sollten aufgehoben werden; Dadaisten schrieben nicht nur Gedichte, Dramen und Erzählungen, sie fertigten auch Skulpturen an, gestalteten Bilder und Collagen. Es gibt keinen festen Stil bei den Dadaisten, doch sie alle neigten zu Experimenten.

Über die Entstehung des Begriffs "Dada" gibt es mehrere Geschichten. Eine handelt davon, dass der Schriftsteller Hugo Ball (1886-1927) unter Beisein anderer Künstler in einem deutsch-französischen Wörterbuch das französische Wort "dada" fand, ein Kinderbegriff für das Wort "Steckenpferd". Der Dadaismus reichte von etwa 1915 bis 1925.

Der Dadaismus nahm seinen Anfang in Zürich während des ersten Weltkrieges. Hier trafen sich verschiedene Emigranten aus ganz Europa. Die Kleinkunstbühne "Cabaret Voltaire" wurde zu einem Sammelpunkt für Künstler, welche später den Dadaismus begründen sollten. Nach dem 1. Weltkrieg zerstreuten sich die Künstler und gründeten in verschiedenen Städten ihre eigenen Dada-Zirkel. Der Dadaismus dauerte nur eine kurze Zeit, übt aber bis heute seine Wirkung aus. Dadaistische Stilelemente finden sich in der modernen Kunst, etwa in der Popart.

Dadaismus zeichnet sich vor allem durch Experimentierfreudigkeit aus. Das zeigt sich unter anderem bei den Collagen, die aus verschiedenen Texten und Alltagsgegenständen bestehen. Die Lyrik der Dadaisten besteht aus der Lautmalerei, auch genannt "Onomatopoesie". Hier steht das Spiel mit dem Lauten im Vordergrund, während der Sinn des Gedichtes, sollte es überhaupt einen geben, in den Hintergrund gerät. Generell bevorzugen die Künstler Kleinformen, wie Gedichte oder Kurzprosa. In Frankreich entwickelte sich der Dadaismus zum Surrealismus weiter.

Wichtige Werke des Dadaismus sind zum Beispiel Karawane (1916) von Hugo Ball (1886-1927) oder An Anna Blume (1919) von Kurt Schwitter (1887-1948).

Neue Sachlichkeit

Die Epoche der Neuen Sachlichkeit hängt eng mit der Weimarer Republik zusammen. Der Begriff wurde von Otto Dix (1891-1969) und Gustav Friedrich Hartlaub (1884-1963) geprägt und festigte sich schließlich mit der gleichnamigen Kunstausstellung in Mannheim im Jahre 1925. Die Neue Sachlichkeit stellt eine erneute Hinwendung zum Naturalismus und zur Realität dar. Ziel war es, den Menschen durch die Literatur zu bessern und die Alltagssorgen der Menschen genau wiederzugeben. Sie sollten außerdem für die Demokratie der Weimarer Republik begeistert werden.

Ideal der Neuen Sachlichkeit war eine möglichst realitätsnahe, auf nüchternen Fakten und Zahlen beruhende Darstellung der Wirklichkeit. Thematisiert wurde die damalige Gesellschaft und die Probleme der Menschen. Dazu gehörte die Inflation, die Armut oder die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges. Die Autoren übten Gesellschaftskritik und verarbeiteten aktuelle Ereignisse. Die Charaktere der Neuen Sachlichkeit sind normale Personen aus der modernen Gesellschaft. Anstelle ihrer Emotionen und ihrer inneren Seelenwelt standen ihre gesellschaftlichen und beruflichen Positionen im Mittelpunkt. Die Sprache blieb zumeist einfach, nüchtern und alltäglich. Sie sollte so viele Menschen wie möglich erreichen können. Literatur wird Massenware, ein neuer Literaturbetrieb setzte ein.

Zur Zeit der Neuen Sachlichkeit entstand die Reportage-literatur. In ihr werden knapp Geschehnisse in einem journalistischen Stil geschildert. Zu den Reportagen gehört Der Rasende Reporter (1925) von Egon Erwin Kisch (1885-1948). In der Prosa überwiegt der Zeitroman. Beim Zeitroman geht es darum, den Leser über eine bestimmte Zeit umfassend zu informieren. Ein berühmtes Beispiel ist Im Westen Nichts Neues (1929) von Erich Maria Remarque (1898-1970). Der Antikriegsroman schildert die traumatischen Erlebnisse des Soldaten Paul Bäumer an der Westfront. Weitere wichtige Werke sind Fabian - Die Geschichte eines Moralisten (1931) von Erich Kästner (1899-1974) und Kleiner Mann - was nun? (1932) von Hans Fallada (1893-1947).

Bertolt Brecht (1898-1956) prägte die Stilform der "Gebrauchslyrik". Hierbei handelt es sich um einfach zu verstehende, auf einen bestimmten Zweck hin verfasste Gedichte. Kurt Tucholsky (1890-1935) und Erich Kästner sind weitere Dichter, die sich der Gebrauchslyrik bedienten. In Kurt Tucholsky's Gedicht Angestellte (1926) spricht er die Probleme der Angestellten in der Weimarer Republik an.

Beim Drama entstanden das "epische Theater" und das "kritische Volkstheater". Das epische Theater wird von Bertolt Brecht geprägt. Das wohl berühmteste Beispiel ist die Dreigroschenoper (1928). Das Stück spielt im Londoner Stadtteil Soho im 19. Jahrhundert und handelt von zwielichtigen Geschäften in der Unterwelt. Das epische Theater sollte nach Brecht den Zuschauer zum Nachdenken anregen und ihn eine politische Haltung einnehmen lassen. Durch Unterbrechungen, Lieder und Kommentierungen wird der Zuschauer nicht zu sehr ins Geschehen eingesogen. Dadurch soll der Zuschauer Abstand halten, damit er besser über das Geschehene reflektieren kann. Das "kritische Volkstheater" enthält ebenfalls politische Stoffe und Gesellschaftskritik. Es geht aus dem Volkstheater hervor und wird deshalb oft im Dialekt gesprochen. Ein Stück des kritischen Volkstheaters ist zum Beispiel Geschichten aus dem Wiener Wald (1931) von Ödön von Horváth (1901-1938).

Überblick über die einzelnen Epochen:

+ Epoche Renaissance

+ Epoche Barock

+ Epoche Aufklärung

+ Epoche Sturm und Drang

+ Epoche Klassik

+ Epoche Romantik

+ Epoche Biedermeier

+ Epoche Realismus

+ Epoche Moderne

+ Epoche Naturalismus

+ Epoche Expressionismus

+ Epoche Postmoderne
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