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Die polnische Sprache gehört zur indogermanischen Sprachgruppe und deren westslawischem Zweig. Sie ist eng verwandt
mit dem Kaschubischen, das in der Gegend um Danzig gesprochen wird, und den in Westsachsen und der südlichen Lausitz
verbreiteten sorbischen Sprachen. Große Ähnlichkeiten hat sie mit dem Tschechischen, dem Slowakischen und in Grenzen
auch dem Russischen. In Polen ist sie Amtssprache, auch die EU hat sie in ihre 24 Amtssprachen aufgenommen. Nach
Schätzungen sprechen rund 50 bis 55 Millionen Menschen Polnisch als Muttersprache, womit die Sprache unter allen
slawischen Sprachen nach Russisch und vor Ukrainisch den zweiten Rang einnimmt. Die Schriftsprache verwendet das
lateinische Alphabet mit einigen Zusatzbuchstaben (Ą, Ć, Ę, Ń, Ł, Ó, Ś, Ż und Ź). Der Polnische Sprachrat pflegt
die polnische Sprache, die Polonistik erforscht sie und die polnische Literatur und Kultur.
Aus dem Polnischen ins Deutsche entlehnte WörterIm Deutschen gibt es einige Wörter, die aus dem Polnischen stammen, auch wenn uns das kaum bewusst ist:
Geschichte der polnischen SpracheMan kennt älteste polnische Schriftzeugnisse unter anderem aus lateinischen Schriftstücken des frühen 12. Jahrhunderts. Dort sind polnische Namen und Glossen vermerkt, so etwa in der von Papst Innozenz II. 1136 aufgesetzten Bulle von Gnesen. In dieser Bulle ließ der Papst knapp 400 polnische Namen von Personen und Ortschaften vermerken. Das Kloster Heinrichau in der Nähe von Breslau bewahrt Schriftstücke aus dem Jahr 1270 auf, die schon sehr kurze Erzählungen in polnischer Sprache enthalten. Ein frühes polnisches Sprachdenkmal ist mit der Bogurodzica die erste Hymne der Polen. Auch die „Gnesener Predigten“ und die „Heilig-Kreuz-Predigten“ wurden auf Polnisch verfasst. Ab dem 14. Jahrhundert wurden aus dem Lateinischen religiöse Texte ins Polnische übertragen, so der Florianer Psalter. Bis zu dieser Zeit hatte auf dem heutigen polnischen Staatsgebiet noch die tschechische Schriftsprache dominiert, doch sie wurde spätestens ab dem beginnenden 15. Jahrhundert zurückgedrängt. Nun konnte sich das Schriftpolnische vom Lateinischen emanzipieren. Bis ins 16. Jahrhundert hinein schrieben es überwiegend die Geistlichen, denen dann der Adel und das Bürgertum folgten. Ebenfalls im 16. Jahrhundert entwickelte sich die polnische Literatursprache. Ihre Basis waren die in Großpolen gesprochenen Dialekte. Das war die Gegend um Poznań (Posen) und Gniezno (Gnesen) im Westen Polens.Frühe literarische Zeugnisse in polnischer Sprache sind die Chronik- und Eulenspiegelliteratur von Marcin Bielski sowie Prosa von Mikołaj Rej. Sie zeugen von einem sehr hohen sprachlichen Niveau der damaligen Zeit, das sich offenkundig am Königshof, in Kirchen und in der Verwaltung entwickelt hatte. Ab jener Zeit erreichte das Polnische einen Sprachreichtum und eine Geschmeidigkeit, die anderen Hochsprachen wie dem Französischen, Spanischen und Deutschen gleichrangig waren. Polnisch gehörte zu den wichtigsten mitteleuropäischen Sprachen. Damalige polnische Bildungsbürger forcierten diese Entwicklung, damit sich Polnisch auch amtlich vom Latein emanzipieren konnte. Der Reichtum der Sprache resultiert unter anderem aus sehr vielfältigen sprachlichen Einflüssen. Im Polnischen sind Lehnwörter in großer Zahl aus folgenden Sprachen zu finden:
Verbreitung der polnischen SpracheIn Polen, wo Polnisch Amts- und Nationalsprache ist, spricht es praktisch jeder Bürger, weil die Bevölkerung relativ homogen ist. In den polnischen Nachbarstaaten wird Polnisch von Minderheiten gesprochen – vor allem in Regionen, die früher zu Polen gehörten. Staaten, in denen Polnisch den anerkannten Status einer Minderheitensprache hat, sind:
Polnisch als FremdspracheIn Deutschland ist Polnisch eine offiziell in Schulen unterrichtete Fremdsprache in den ostdeutschen Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen sowie in Berlin. Meisten wird es in den Grenzregionen zu Polen gelehrt. Es gibt auch an einigen deutschen, österreichischen und schweizerischen Hochschulen den Studiengang der Polonistik, so an den Universitäten Wien, Zürich, Potsdam und Jena. Polnisch ist eine vergleichsweise schwere Fremdsprache, die Grammatik ist mindestens so schwierig wie die russische.Polnische DialekteDer polnische Sprachwissenschaftler Stanisław Urbańczyk benennt sechs polnische Dialekte, wobei Kaschubisch als eigenständige Sprache gilt. Schlesier erhoffen sich diesen Status. Dialekt sprechen die Menschen eher im familiären Kreis bis auf das Schlesische und Kaschubische. Beide Dialekte werden kulturell stark gepflegt und alltäglich gesprochen. Die Dialekte sind:
Besonderheiten bei der polnischen Bezeichnung von weiblichen BerufsbezeichnungenFeminine Formen von Berufsbezeichnungen sind im Polnischen weniger wichtig als im Deutschen (zum Beispiel Ärztin). Sie können aber mit Suffixen – vorrangig mit -ka – gebildet werden, nur sind sie deutlich seltener anzutreffen. Ein Beispiel wäre der słuchacz („Zuhörer“), der als Frau auch słuchaczka („Zuhörerin“) genannt werden kann, das gilt aber eher als gekünstelt und überflüssig. Selbst in höheren Positionen belässt man es bei der männlichen Form, setzt aber pani („Frau“) davor – die Sitte ist aus dem Deutschen zumindest bekannt. Die Professorin oder Direktorin heißt daher pani profesor oder pani dyrektor („Frau Professor“ oder „Frau Direktor“). Es gibt aber Ausnahmen von dieser Regel wie sekretarka oder policjantka.Weibliche NachnamenformenDie Nachnamen von Frauen und Mädchen werden wie im Russischen durch Suffixe gekennzeichnet und unterscheiden sich dadurch von den männlichen Namen derselben Familie. Beispiel:
Polnische SprachdynamikDie polnische Sprache ändert sich nicht nur hinsichtlich des Vokabulars, das wie alle Sprachen mehr und mehr Anglizismen aufnimmt (im Polnischen unter Verdrängung russischer und französischer Wörter), sondern auch hinsichtlich ihrer Grammatik. Es gibt hier wie in den meisten slawischen Sprachen eine „unbelebte“ Sachform, die man zunehmend gegen die „belebte“ Sachform tauscht. Das ist vor allem beim jugendlichen Slang zu beobachten. Der Akkusativ gleicht dann dem Genitiv und nicht dem Nominativ. Der Wortschatz nimmt wie in allen Sprachen Vulgärausdrücke als selbstverständlich auf, so zajebisty („ficken“), das so beiläufig gesagt wird, wie die Deutschen „geil“ in ihren Tageswortschatz aufgenommen haben. Andere Worte sind aus Gründen der politischen Korrektheit deutlich stärker verpönt als früher, so pedał, das eigentlich ein (Fahrrad-)Pedal meint, aber ein Synonym für „schwul“ ist. Man sagt stattdessen homoseksualista.AlphabetDas polnische Alphabet basiert auf lateinischen Buchstaben und hat einige Zusatzbuchstaben, daher ist es etwas umfangreicher als das deutsche (insgesamt 32 Buchstaben). Es gibt nicht nur A, sondern auch Ą, des Weiteren Ć, Ę, Ł, Ń, Ó, Ś, Ź und Ż. Die besonderen Buchstaben Ą, Ń, Ę und Y werden nie am Wortanfang verwendet (außer Y in Fremdwörtern).PhonetikNasalierte polnische Vokale tendieren stark zur Diphthongierung, also zur Bildung eines Doppellauts in einer Silbe aus zwei unterschiedlichen Vokalen. Das liegt auch daran, dass polnische Vokale unabhängig von ihrer Betonung immer gleich lang und immer gleich deutlich betont ausgesprochen werden. Es gibt im Polnischen 29 konsonantische Phoneme, hinzu kommen zwei Approximanten (Halbvokale). Die Dialektvarianten bereichern die Phonetik um weitere Laute.GrammatikDie Wortstellung ist im Polnischen sehr frei. Das Verb steht oft an zweiter Stelle. Verwendet werden die beiden Numeri Singular und Plural (wie im Deutschen), doch bis zum 16. Jahrhundert gab es noch zusätzlich den Numerus Dual für Dinge, die natürlicherweise doppelt auftreten, nämlich beispielsweise viele Körperteile von Menschen. Diese klingen heute noch an den Dual an wie bei ręka („Hand“), die im Plural ręce heißt, was eigentlich der historische Dual ist. Des Weiteren gibt es wie im Deutschen die drei Genera Maskulinum, Femininum und Neutrum (männlich, weiblich, sächlich), wobei sich das Maskulinum in belebt, unbelebt und Personen unterteilt. Moderne polnische Grammatiken unterscheiden daher fünf Genera. Das Formensystem ist wie bei allen slawischen Sprachen sehr ausgeprägt, es gibt sieben Fälle (im Deutschen vier, im Russischen sechs, aber im Finnischen sagenhafte 15). Substantive werden wie in den meisten Sprachen (außer im Deutschen) klein geschrieben, es sei denn, es sind Eigennamen. Es gibt sie in belebter und unbelebter Form. Adjektive werden fast durchweg einheitlich dekliniert, von ihnen existieren zwei Arten:
Polnisch lernenist ähnlich schwer oder leicht wie Russisch oder Französisch lernen. Englisch ist leichter. |
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