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deutsche Sprache
Beitrag von redaktion
Unter dem Begriff "Deutsche Sprache" wird nicht nur das durch bestimmte Normierungen durch Regelwerke nationaler Gesetzgeber (z. B. amtliches Österreichisches Wörterbuch), durch multinationale Regulierungs-Kommissionen (z. B. Rat für deutsche Rechtschreibung) und durch Sprachwissenschaftler definierte Standard-Deutsch verstanden. Zum Deutschen gehören auch zahlreiche Dialekte und Sprachvarietäten (z. B. Jugendsprachen, Kurzsprachen).

Die als Schriftsprache auf einem Alphabet von 26 Buchstaben sowie den Umlauten ä, ö und ü basierende deutsche Sprache hat jeweils in Ein- und in Mehrzahl vier Fälle und drei Geschlechter. Typisch für das Deutsche sind die vielen Möglichkeiten der Wortbeugung und der Bildung von zusammengesetzten Wörtern sowie die zahlreichen Adverbien, Präpositionen und Differenzierungs-Elemente.

Die wie Englisch, Niederländisch, Jiddisch und Afrikaans zur westgermanischen Sprachengruppe gehörende deutsche Sprache wird von etwa 110 Millionen Muttersprachlern auf der Welt gesprochen und ist damit die zehntgrößte der insgesamt ungefähr 6.000 Sprachen. Wie viele Menschen Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache weltweit beherrschen, ist nicht eindeutig geklärt. Vorsichtige Schätzungen gehen von 50 Millionen Menschen aus, die in der EU neben ihrer eigenen Muttersprache Deutsch beherrschen. Hinsichtlich seiner internationalen Bedeutung wird Deutsch von vielen Experten nach Englisch sowie Französisch und Spanisch auf einer Stufe mit Russisch, Arabisch und Chinesisch eingruppiert.

Der geschlossene deutsche Sprachraum umfasst einen großen Teil von Zentraleuropa. Die meisten Muttersprachler leben in der Bundesrepublik Deutschland (ca. 77 Millionen der 90 Millionen Einwohner), Österreich (7,6 Mio. von 8,6 Mio. Einwohnern), der Schweiz (5 Mio. von 8,3 Mio.) und Liechtenstein. Unmittelbar daran angrenzend gibt es größere Deutsch-Muttersprachler-Gruppen im dänischen Nordschleswig, im italienischen Südtirol, in den französischen Regionen Elsass und Lothringen, in Ostbelgien und Luxemburg. Daneben existieren kleinere Sprachinseln oder Muttersprachler-Gemeinschaften insbesondere in Israel, in Polen und in Rumänien, in Russland, den ehemals zur Sowjetunion gehörenden mittelasiatischen Republiken, in Lateinamerika (vor allem in Brasilien und Argentinien) und in Namibia. Deutsch ist die Muttersprache mit den meisten Sprechern in der EU. Außer in in den Ländern Deutschland, Österreich, Schweiz und Liechtenstein, in denen Deutsch Landes- und Amtssprachen-Status genießt, hat Deutsch auch in etlichen anderen Ländern einen, unterschiedlich ausgeformten, offiziellen Status. So ist Deutsch in der süddänischen Region Nordschleswig als geschützte Minderheitensprache und in einigen polnischen Gemeinden in Schlesien als zweite kommunale Amtssprache anerkannt.

Nach Englisch (ca. 55%) und Russisch (ca. 7%) war Deutsch 2013 mit einem Anteil von annähernd sechs Prozent die am meisten verwendete Sprache im Internet-Verkehr.


Der historisch älteste Abschnitt der deutschen Sprachgeschichte ist die um 750 beginnende und etwa um 1050 abgeschlossene Phase der altsächsisch-althochdeutschen Sprache. Während dieses von ausgeprägtem Formenreichtum charakterisierten Zeitabschnitts entwickelte sich als Vorstufe zum Standarddeutsch ein so genanntes "Dialektkontinuum". Das heißt, die verschiedenen Ausformungen des Ur-Deutschen wiesen bereits so viele Gemeinsamkeiten auf, dass die unmittelbaren Nachbarn verschiedener Dialekt-Bezirke sich verstehen und verständigen konnten. Zur Vereinheitlichung des Althochdeutschen trugen vor allem von schriftgelehrten Mönchen populär gemachte lateinische Lehnswörter bei.

Während der mittelhochdeutschen Phase (1100 bis 1500) fanden vermehrt Zweilaute (Diphtonge) wie "au" oder "eu" Eingang in verschiedene deutsche Mundarten und veränderten so Begriffe wie "Liute" oder "Hus" zu "Leute" beziehungsweise zu "Haus". Es entstanden übermundartliche Sprachvarietäten wie die Dichtersprache, die Kanzleisprache oder die Hanse-Handelssprache. Allerdings liefen diese Entwicklungen nicht einheitlich und flächendeckend ab. So haben sich zum Beispiel fränkische und niederdeutsche (plattdeutsche) Sprachsonderheiten bis weit in die Neuzeit behaupten können.

Die große Verbreitung des von Luther eingedeutschten Bibeltextes unterstützte ab Anfang des 16. Jahrhunderts in der letzten sprachgeschichtlichen Hauptperiode (Neuhochdeutsch, 1500 bis heute) die Mitte des 18. Jahrhunderts endgültig abgeschlossene Entwicklung zu einer einheitlichen hochdeutschen Schriftsprache. Die Luther-Bibel hatte sich an der Kanzleisprache des Herzogtums Sachsen-Meißen orientiert. Einhergehend mit der Etablierung des Hochdeutschen ging eine Abstufung der regionalen Mundarten, insbesondere des Niederdeutschen, zu einer Unterklassensprache einher. Nichtsdestotrotz sind Mundarten nicht nur in ländlichen Bezirken trotz der Dominanz des Hochdeutschen im offiziellen Bereich und in den Medien bis in die Nachkriegszeit bei der mündlichen Kommunikation vorherrschend geblieben. In der Deutschschweiz hält dieser Zustand bis heute an: Presse-, Bildungs- und Amtssprachen sind Hochdeutsch, die schichtenübergreifende Sprache ist aber Schwyzerdütsch.

Heute gibt es im und außerhalb des geschlossenen deutschen Sprachraums immer noch eine Vielzahl von Dialekten, die häufig neben oder vermengt mit dem Standarddeutsch gesprochen werden. Es werden dabei im Wesentlichen zwei große Dialektgruppen unterschieden: Hochdeutsche und niederdeutsche Dialekte. Zu den hochdeutschen Dialekten gehören unter anderem Mundarten wie Pfälzisch, Hessisch und Thüringisch-Obersächsisch sowie Fränkisch, Bairisch und Schwäbisch. Zur niederdeutschen Dialekt-Hauptgruppe zählen Nordniederdeutsch (Küstenplatt), Märkisch und Westfälisch. Friesisch gehört nicht dazu, sondern ist eine eigene Sprache.

Deutsch ist kein statischer Sachverhalt, sondern entwickelt sich ständig, häufig durch Einflüsse fremder Sprachen, weiter. Die Zahl der verwendeten Fremdwörter und Lehnswörter ist groß. Über 20 % der deutschen Substantive sind Fremdwörter; einige schon so lange, dass sie "deutsch" wirken: "Gurke" z. B. ist polnischen Ursprungs und der "Balkon" war ursprünglich französisch. Auf der anderen Seite haben auch viele deutsche Wörter Eingang in andere Sprachen gefunden, wie z. B. die von Engändern übernommenen Begriffe "Zeitgeist" und "Ersatz".