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Die Sprache des Thomas de Maizière

Tipp von Redaktion
Thomas de Maizière ist der Bundesminister des Innern seit dem Kabinett Merkel III. Der CDU-Politiker spricht deshalb vor allem dann, wenn es Sicherheit geht oder ein Ereignis die Gesellschaft ergriffen hat. Gelegenheit findet er hierfür vor allem im Zusammenhang mit Terror, Integration und Sicherheitsgesetzen. Insgesamt kann man über seinen Sprachduktus nicht allzu viel Spezielles sagen. Größtenteils hält sich de Maizière nämlich durchaus im Hintergrund und äußert Meinungen und Statements größtenteils schriftlich. Ausnahmen bilden Pressekonferenzen, in denen er, als oberste Instanz des öffentlichen Dienstes, des staatlichen Sicherheitsapparates und ein paar weiterer Ressorts, gelegentlich Rede und Antwort stehen muss.

In solchen Fällen ist de Maizière vor allem sitzend zu erleben, wobei er meist Mikrophone vor sich hat. Seine Betonung des Deutschen ist zuweilen sehr geschwungen. So neigt er dazu, den Hauptteil eines Satzes - inklusive Subjekte und Konjugationen - überhöht und laut zu intonieren, während seine Sätze zuverlässig gen Ende leiser werden und deshalb einzelne Wortendungen weich und kaum hörbar werden.

Durch die Intonation seiner Sätze wirkt beinahe alles, als würde er es vom Blatt lesen. Dies ist auch dann der Fall, wenn er vergleichsweise frei spricht - so etwa während der Pressekonferenz bezüglich des abgesagten Fußballspiels zwischen Deutschland und den Niederlanden 2015, wobei eine akute Bedrohung durch Terror anzunehmen war.

In seinem Statement unterbricht er seine Sätze durch lange Pausen ohne sie umzustellen. Er stockt beim Sprechen, sucht den Blickkontakt mit Anwesenden und fährt anschließend fort. Dieses Verhalten zeigt sich beim Bundesminister des Innern des Öfteren: Er spricht stockend, wobei nicht klar ist, ob er überlegt, wie er seine Sätze vollenden möchte. Es kann sich auch um gezielte Pausen handeln.

Pragmatismus und Herleitungen

Thomas de Maizière baut seine Reden gerne derart auf, dass er alle seine Argumente und Meinungen direkt untermauert. Er verzichtet weitestgehend darauf, Statements ohne Fundament im Raum zu belassen. Dadurch umgeht er eine Angreifbarkeit, riskiert aber auch, dass seine Aussagen aus dem Kontext gerissen werden können.

Beispiel 1: "Richtig ist, dass die Bundesregierung einen deutlichen Anstieg der Flüchtlinge, vor allem aus Syrien, ab August prognostiziert hat. Nicht vorherzusehen war jedoch das stetig steigende Tempo im letzten Jahre, vor allem ab August. Das hat im Januar, im Februar oder im März niemand vorhersehen können."

Das Beispiel stammt aus seiner Rede bei der dbb Jahrestagung 2016 und bezieht sich als Einleitung auf die Frage der anstehenden Integration. Hier zeigt sich gut, wie de Maizière Umstände in seine Statements einarbeitet. Dies tut er stetig.

Beispiel 2: "Patriotismus heißt für einen Konservativen Einsatz für das eigene Land. Aber wer sein Vaterland liebt, hasst nicht andere."

Hier zeigt sich, dass de Maizière sich des Dilemmas bewusst ist, das er auslöst, wenn er im sprachlich sensiblen Deutschland von Patriotismus spricht. Mit dem zweiten Satz nimmt er die vielbekannte Assoziation vorweg. Insgesamt ist er ein Befürworter des allmählichen Überdenkens der sogenannten politisch korrekten Sprache.

Bekannte Aussagen von Thomas de Maizière

Der Bundesminister des Innern war mehrfach in den Schlagzeilen. Zuweilen liegt das an seinen Alleingängen (Zehn-Punkte-Plan zur Leitkultur in Deutschland), zuweilen aber auch daran, dass er immer wieder deutlich macht, dass für ihn die Sicherheit des Landes über den individuellen Rechten in einigen Fällen stehen muss.

Beispiel 3: "Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern."

Dieses Statement von ihm ist wohlbekannt. Interessanterweise ist der Bundesminister des Innern offensichtlich der Überzeugung, dass man dem Volk nicht alle Informationen zumuten kann. Dies deckt sich auch mit seinen Vorstößen zur Vorratsdatenspeicherung und findet sich in seinen Forderungen zur schärfen Überwachung allgemein.

Viel diskutiert wurde sein Beitrag zur Erklärung der Leitkultur in Deutschland. Dabei macht de Maizière von seinem Lieblingsmedium Gebrauch: Der Schrift. Herausgekommen ist ein Fahrplan für integrationswillige Menschen, in dem sich ein paar sprachliche Perlen finden lassen.

Beispiel 4: "Wir zei­gen unser Ge­sicht. Wir sind nicht Burka."

Beispiel 5: "Ja, wir hat­ten Pro­ble­me mit un­se­rem Pa­trio­tis­mus. Mal wurde er zum Na­tio­na­lis­mus, mal trau­ten sich viele nicht, sich zu Deutsch­land zu be­ken­nen. All das ist vor­bei, vor allem in der jün­ge­ren Ge­ne­ra­ti­on."

De Maizière bemüht sich verbal, den konservativen Deutschen wieder abzuholen. Dies mag in den politischen Bewegungen der letzten Jahre begründet sein. Vorteilhaft in seiner Wortwahl ist das Prägnante. Gleiches gilt zwar oftmals auch für seine Reden, aber die leiden zunehmend an seiner Betonung und den unangebrachten Pausen.

Fazit

Thomas de Maizière besticht nicht durch packendes Reden. Man merkt ihm durchaus an, dass seine Arbeit vor allem mit der Verwaltung von Ressorts zu tun hat. Dennoch fällt er als einer der wenigen Minister mit einer wenig geschönten, fordernden Sprache auf. Dies verleiht ihm in einem gewissen Rahmen Glaubwürdigkeit, führt aber auch dazu, dass Bürger sich schnell übergangen fühlen.



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