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Die Gans mit einem Fuss - Märchen von Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal


Die Gans mit einem Fuss

Es war einmal ein Mann vor Gericht, der Stuhlrichter hatte gerichtet, wie es dem Menschen gefallen. Als er nach Hause gekommen, sagte er zu seiner Frau: »Du Frau, schlachte eine Gans und brate sie, daß wir sie dem Stuhlrichter schicken.« Sie ging und tat, wie ihr der Mann befohlen. Als die Gans fertig, wickelte sie die Frau in ein reines Tuch und legte sie in den Zwerchsack und schickte sie mit dem Knecht George. Der George nahm den Sack auf den Rücken und ging. Als er an eine Wiese kam, sah er dort Gänse auf einem Fuß stehen. »Na, seht ihr guten Leute, die Gänse mit einem Fuß!« Gut, wenn es auch Gänse mit einem Fuß gibt, warum soll der Stuhlrichter zwei Füße essen. Auf einmal nahm er die Gans heraus, schnitt ihr einen Fuß ab und aß ihn. Als er zum Stuhlrichter kam und der die Gans besehen, fragte er: »Was hast du mit einem Fuß gemacht?« – »Was soll ich gemacht haben, nichts habe ich gemacht, aber die Gänse stehen nur auf einem Fuß.« – »Sie stehen auf einem, haben aber zwei.« – »Aber wirklich, komm nur und sieh, Herr, auf der Wiese.« Der Stuhlrichter ging mit ihm, und als sie auf die Wiese kamen, standen alle Gänse auf einem Fuß. Aber der Stuhlrichter machte »häsch«, und gleich flogen alle Gänse auf und zeigten zwei Füße. »Nun siehst du, George, sie haben alle zwei Füße?« – »Aber Herr, du hättest auch zu der gebratenen Gans sagen sollen ›häsch‹.«

Marpod


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