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Vom Sterbebett.

- Gedicht von Karl Ernst Knodt

Vom Sterbebett.

(Die Sterbende spricht):

Kinder, glaubt, ich höre nicht das Alles,
Was durch eure Seele geht.
Dieses Leben ist mir eines Schalles
Hauch, der nur das Ohr umweht.
Draussen bleibts, es dringt nicht mehr nach Innen.
Eins nur hör ich, hör die Stunden rinnen
In das tiefe Meer der Ewigkeit,
Und mein Schifflein steht zur Fahrt bereit.
Ueberm Ufer, jenseits dieses Strandes,
Hör ich läuten meines Heimatlandes
Silberglocken, sehe goldne Türme
Durch die Nebel ... Wer scheut da die Stürme
Einer Ueberfahrt? ... Wo solche Zeichen ragen,
Muss es auch die müde Seele wagen.
Meiner Sehnsucht heilige Altäre stehen
Reich geschmückt. So lasst mich feiern gehen.
Haltet mich nicht auf bei meiner Reise.
Hört! Schon stösst der Nachen ab, ganz leise.
Gott hat Gnade zu der Fahrt gegeben.
Weint nicht Kinder! Ewig ist das Leben!


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