Schlaf, mein Kind, und träume;
Stille ist die Nacht,
Und die alten Bäume
Flüstern um die Hütte sacht.
Schlaf, mein Kind, in tiefem Schlummer
Lieget rings die öde Welt;
Schwere Nacht und blut`ger Kummer
Lagern auf dem weiten Feld.
Durch das Land mit ehrnen Sohlen
Schreitet dumpf die Tyrannei;
Auf den Gräbern edler Polen
Wehet ihre Fahne frei.
Schließ` die Augenlieder,
Schlaf, mein Kind, so sacht;
Wasser rauschen nieder
Ueber`s Rad die ganze Nacht.
Wiegenlieder klingen leise,
Doch die kurze Nacht entflieht;
Dann wird tönen andre Weise,
Dann wird dröhnen andres Lied!
Purpurn durch der Träume Weben
Schaut des Lebens Morgenglut,
Purpurn schaut es in dein Leben —
Aber von der Väter Mut!
Schlaf, mein Kind, so linde;
Stille ist die Nacht,
Wolken gehn und Winde,
Und der Mond steht auf der Wacht.
Wirst du nach dem Vater fragen,
Lallend kaum, du armes Kind,
Werd` ich dich zum Hügel tragen,
Wo sie all begraben sind;
Wo, vom Heimatgrund umschlossen,
Alle liegen Hand in Hand,
Väter, Brüder, Schwertgenossen —
Freiheit, ach! und Vaterland!
Schließ` die Augenlieder,
Schlaf, mein Kind, so sacht;
Alte Heldenlieder
Wehn um`s Haus die ganze Nacht.
Schlaf, mein Kind, dir vorzusingen,
Wird die Mutter nimmer müd;
Bist du groß, dann will ich singen
Dir ein Lied, das Funken sprüht;
Ha! ein Lied von blut`gen Klingen,
Vaterland und Waffenspiel;
Und das Schwert dich lehren schwingen,
Das des Vaters Hand entfiel!
Schlaf, mein Kind, und träume;
Stille ist die Nacht,
Und durch Gottes Räume
Ziehen tausend Sterne sacht.