A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z


zurück zu Friedrich Emil Rittershaus

Trost in dunkler Stimmung

- Gedicht von Friedrich Emil Rittershaus

Trost in dunkler Stimmung

(Der Gattin eines Freundes gewidmet.)

I.

O, weine nicht und klage nicht!
Was soll die Klage, soll das Weinen?
Du kannst den Himmel strahlen sehn
Im hellen Auge deiner Kleinen.

O, weine nicht und klage nicht!
Dir ward der Erde schönster Segen.
Du sandest eine treue Brust,
Daran dein müdes Haupt zu legen.

O, weine nicht und klage nicht!
Du magst den Blick nur freudig heben,
Denn, wer der Liebe Blume fand,
Der fand genug im Erdenleben.

II.

Wenn dir nahen dunkle Stunden,
Tränen in den Wimpern stehn,
Lass das Bild vergang’ner Leiden
An dem Geist vorübergehn.

Ewig kannst du nimmer weilen,
Auf der Freude lichten Höh’n.
Wären keine Wintertage,
Wär‘ der Frühling nicht so schön!

Eine Lust bei tausend Schmerzen,
Ist der ganzen Menschheit Los;
Doch nicht jede dunkle Wolke
Birgt den Blitz in ihrem Schoß!

III.

Für dich der Lenz der Liebe lacht!
Noch lebst du in den Wonnetagen.
Wer wird zur Zeit der Rosenpracht
Um die verwelkten Veilchen klagen!

Was ist so trüb‘, so trüb‘ dein Aug?
Dich durft‘ der Liebe Hauch umkosen.
Es ist die Lieb‘ ein Rosenstrauch,
Voll ewig frischer, roter Rosen.

IV.

Du weinst und weinest immer wieder;
Von Tränen wird das Auge rot.
Was trittst du selbst die Blumen nieder,
Die dir die Hand des Glückes bot?

Die Lerche, grüßt in süßem Drange
Den jungen Lenz mit Jubellied,
Und grüßet mit demselben Sange
Den Tag, an dem der Frühling flieht.

O, lausch‘ der Lerche frohen Sängen,
Die bis zum Tod von Blumen träumt,
Und stimm‘ nur ein mit Jubelklängen,
So lang‘ des Lebens Becher schäumt!


Anzeigen