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Damoklinos

- Gedicht von Hugo Salus

Damoklinos

    Des Damokles Urenkel, Damoklinos,
Wie schämt er sich der Feigheit seines Ahnen,
Des Schmeichlers Damokles, des Fürstenknechtes,
Der vor den Höflingen zu Tod erschrak,
Da sein entsetzter, weibisch feiger Blick
Des Schwertes Spitze niederzucken sah
Just auf sein Haupt - pfui, hündische Ahnenfeigheit! -,
Indes ein Haar des Schwertes Fallen hemmte.
`Weh, mein geschmäht Geschlecht! Weh, unser Name,
Der ewig jenes Schwächlings Makel trägt!`

    Und ganz geheim an seiner Kammer Decke
Hängt er ein Schwert an einem Haare auf:
`Ich bebe nicht!` Und stellt sich unters Schwert.
`Ich will den Fleck von unserm Namen tilgen,
Vor allem Volke will ich morgen stehn,
Ich, Damoklinos, ich, des Feiglings Enkel;
Pfui, feiger Ahn!` Er höhnt zum Schwert empor
Und heiliges Feuer sprüht aus seinen Blicken.
Sein Mund wird stolz, da - weh! -, da schreit er auf,
Sein glüher Blick erlischt, kaum sieht er noch:
Ein müßig tändelnd Mücklein surrt durchs Zimmer;
Noch rührt sein Flügel nicht das straffe Haar,
Ein Mückenflügelchen...
                    Er aber zittert:
`Wenn sie das Haar berührte! Wehe mir!
Durch eine Mücke sterben? Nein!`
                    Er flieht,
Er jagt dahin.
            `Was eilst du so? Heh! Hör doch,
Des Damokles Urenkel, Damoklinos!`


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