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Mitleid

- Gedicht von Frieda Port

Mitleid

      Aus den Tiefen des Herzens,
      Dem Wechsel des Schicksals,
      Der beiden Erinnrung
      Wächst das Mitleid.

      Und es verbindet
      Menschen mit Menschen,
      Menschen mit Göttlichem;
      Glauben doch unser Viele, das Mitleid
      Hätte den Gott gezwungen,
      Mitten hereinzutreten
      In unser Elend —
      Weil es uns mächtiger,
      Allesumfassender uns vereinigt,
      Als alle strahlenden
      Feste der Freude.

Lachend in leichtem, in seligem Reigen,
Rauschend in vollen bacchantischen Chören,
Uebermüthig in sprudelnden Scherzen
Schwingt sich der Freude geflügelter Tanz;
      In Küssen des Augenblicks
      Berauscht die Seltene,
      Strahlende, Reizende
Sich unerschöpflich — o Glück! o Lust!
Wen aber mitten im Jubel ein Blick, traf,
In welchem das große Leid sich,
Das allbesiegende,
Flehend aufthat,
Den umschlingen die Arme
Der starken Menschheit —
Und ein Klaglaut folgt ihm und folgt ihm.
            Wohl dir, kannst du lindern!
            Heil, Heil dir! rettest, befreist du!
      Denn wenn du`s nicht kannst,
      So preßt dir Mitleid
      Dein Herz zusammen,
      Und das Auge des Unglücks
      Irrt vor deinen Blicken
      Und führt deine Augen
      In alle Tiefen,
      Auf alle Dornenwege
      Des menschlichen EIends.
      Verhärtet nennst du,
      Wenn es noch edel ist,
      Dein schuldlos-schuldiges Herz.

      Doch willst du nicht helfen,
      Dann gespenstisch und schattenhaft
      Aus Fiebern grinsend
      Folgt dir das Mitleid,
      Die Tochter des Herzens,
      Die Tochter des Schicksals,
      Das Kind der Erinnrung,
      Gegen die Macht deines Willens
      Eine starke Empörerin,
      Schweige! gebietest du,
      Doch sie verhöhnt dich,
      Trotzt, bis du dich fürchtest —
      Insgeheim fürchtest —
      Denn sie stirbt nicht vor dir,
      Und Keiner zertritt sie,
      Entreißt sie Keiner dem Boden.
      Dem sie entsproß, gepflanzt
      Vom guten Geiste der Menschheit,


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